Donnerstag, 12. Januar 2023

Bilder des sanierten Eisenzeithauses


Bilder des fertig sanierten Eisenzeithauses! 

Was gemacht wurde (Die ganze Story gibt es in den vorangegangenen Artikeln zum nachlesen, falls ihr erst jetzt eingestiegen seid):

Alle Pfosten wurden erneuert. Die neuen Pfosten haben kein Splintholz mehr, bestehen also aus reinem Kernholz. So wurde sichergestellt, dass im Holz kein Leben mehr steckt. Dazu wurden sie anders als zuvor quasi "schwebend" in festen und sterilen Stampflehm eingebaut. Wir erhoffen uns eine Haltbarkeit von deutlich über 20 Jahren.

Der Heidekrautfirst auf dem Dach wurde erneuert.

Die Hängehölzer auf dem Dachfirst wurden erneuert.

Das Reetdach wurde auf der gesamten Fläche frisch rasiert.

Alle Böden wurden erneuert. Im Stall gibt es nun echten Stampflehm und im Wohnteil einen Boden aus Eichenbohlen. 

Auch die Feuerstelle wurde saniert. Sie besteht nun aus einem Kasten aus Eiche mit Stampflehmfüllung. Vorbilder davon waren sowohl Grabungsergebnisse aus Jütland als auch historische Parallelen aus Norwegen.

Der Eingangsbereich wurde mit Feldsteinen in einer Technik gepflastert, wie sie bei  Ausgrabungen gut erhaltener Befunde nachgewiesen werden konnte. Als Vorbild diente hier ebenfalls ein Befund aus Jütland, wie er aber auch aus Norddeutschland bekannt ist.

Alle Lehmwände wurden im Inneren neu mit Lehm verputzt.

Im Wohnteil wurden die neu verputzten Lehmwände mit Sumpfkalk weiß getüncht. Damit ist es nun hier auch bei lediglich Feuerschein erheblich heller.

Hier nun aber die versprochenen Bilder des sanierten Eisenzeithauses und im Anschluß eine kleine Serie mit Bildern vom Zustand vor der Sanierung. 

(Und ganz zum Schluß als Bonus noch eine Serie von "Making Of"-Bildern und etwas Hintergrund.) 


Eisenzeithaus
Das fertig sanierte Eisenzeithaus im Januar 2023




Im Goldenen Oktober, als noch letzte Arbeiten im Inneren erfolgten. Mit den niegelnagelneuen Dachreitern sieht das frisch rasierte Reetdach wie neu aus!








Eine der mit Stampflehm verfüllten Pfostengruben mit oben zum Kegel geformtem, Wasser ableitenden Kragen. Dazu ist jeder Pfosten noch bis in ca. 20 cm Höhe mit Lehmschlamm eingeschlämmt, um Pilze abzuhalten.




Eisenzeithaus
Als dieses Bild entstand waren die Gruben noch nicht verfüllt. Ihr könnt gut die mit Lehm eingestrichenen Pfostenenden erkennen.




Eisenzeithaus
...auch hier waren die Gruben noch nicht mit Stampflehm verfüllt..





Januar 2023




Januar 2023




Januar 2023




Januar 2023, alle folgenden aus dieser Bilderserie auch :)




Detail vom Holzfußboden im Wohnteil








Iron Age Fireplace
Die neue Feuerstelle (Ein kleines "Making Of" kommt weiter unten). Sie ist sehr präzise eingepasst, wie mit dem Boden verwachsen.




Iron Age House




Der neue Stampflehm im Stall. Hart wie Beton. Naja, fast ;)






Nun steht das schöne Eisenzeithaus nicht nur wie neu da, sondern es ist viel schöner und besser als es je war.

Auf den folgenden Bildern seht ihr, wie es vor der Sanierung aussah. Nicht mehr allzulange, und wir hätten das Haus nur noch abreissen können:




Vor zwei Jahren, alle weiteren dieser Bilderserie auch :)

hier sieht man noch die Steine, die wir Im Dezember vor zwei Jahren notdürftig unter die abgesägten Pfostenenden gepackt haben, um den Eingangsbereich abzustützen. Die Pfosten hier waren im Boden verfault, so wie alle anderen auch, wie sich dann gezeigt hat. 





Die Wohnverhältnisse waren in der Eisenzeit vermutlich doch nicht ganz so miserabel, wie sie sich hier noch präsentierten ;). Hier die alte Feuerstelle, durch 15 Jahre Nutzung mit Kindern arg beansprucht.

Der kaputte Lehmboden. "Eating Dust".



Die mit luftdurchlässigem Schotter-Zement-Gemisch gefüllte Grube und der darin durch Organismen zersetzte Pfostenstumpf - hier im Stall. 









Und hier im Wohnteil.


Und hier draußen vor der Türe.



Nun folgt die Serie von "Making Of"-Bildern, die euch zeigen, wie die neuen Pfosten unten gesichert sind:


Drainage

Diese von uns extra ausbaldoverten Teile kamen unter jeden Pfosten, aber vorher wurde die Gewindestange genau oberhalb des Steins abgesägt...





so sah das dann aus. Der Zwischenraum zwischen Stein und Bodenplatte wurde danach mit wasserfestem, hochdichtem, dehnungs- und schrumpfungsfreiem Mörtel kegelförmit ausgefüllt.

Hier seht ihr den fertigen Mörtelkegel unter dem Stein.


Dann mühsam Schicht für Schicht hochfeiner, nur leicht feuchter und steriler Stampflehm bis man endlich oben angekommen war.





Und das alles...


...bei jedem..

...Pfosten des Hauses, außen wie innen. Bei über 30 Stück!


Nun noch eine Serie von Bildern vom "Making Of" des Holzbodens und der Feuerstelle, und welche Ideen dahinter stecken:


Torben beim langwierigen Zusammenpuzzeln der Bohlen.

Chris beim Dechseln, die Späne wurden soeben webgeblasen.


Bild vom gedechselten Boden.

Original Holzboden in Norwegen, um 1650, mit Beil- und Dechselspuren, stark durch das Jahrzehnte lange Belaufen abgeschliffen. In der Ecke unter dem Bett sind die Bearbeitungsspuren nur wenig abgeschliffen. Hier stand einmal ein Bettkasten. Das hier zu sehende Bett ist wesentlich jünger. Die Optik dieses Bodens war das Vorbild für unseren neuen Holzboden im Eisenzeithaus.


Eisenzeitliche Ausgrabungsbefunde aus Jütland mit gepflastertem Eingangsbereich und gut erhaltenen Feuerstellen, die auf einen rechteckigen oder quadratischen Rahmen (Kastenfeuerstelle) deuten ließen. Der Boden ist hier aus Lehm. In vielen nordjütischen eisenzeitlichen Hausbefunden findet sich ein Boden aus einer Lage Kalksplit.


Quadratische Kastenfeuerstelle in Norwegen in einem Holzhaus aus der Zeit um 1650; Fotografie um 1890. Wie die Feuerstellen bei uns in der Eisenzeit aussahen, weiß man nicht. Natürlich ist immer Vorsicht geboten, historische Details aus viel späterer Zeit und ganz anderen Gegenden auf  vorgeschichtliche Verhältnisse in der eigenen Region zu übertragen. Wir finden es aber spannend, mit diesem sehr alten Typ Feuerstelle zu experimentieren. Im Hintergrund in der Ecke zwischen Tür und Bett steht ein Stuhl, wie er fast exakt gleich aus der römischen Kaiserzeit im Küstengebiet Norddeutschlands in mehreren Exemplaren erhalten ist (siehe weiter unten). 

Aufnahme des gleichen Raumes mit der Feuerstelle im heute als Norwegisches Freilichtmuseum genutzten Areal. Dieser sehr alte Typ Feuerstelle war das Vorbild für unsere neue Feuerstelle im Eisenzeithaus. 


Ein norwegischer Kubbestol aus der Zeit um 1900. 

Ein Stuhl des selben Typs von der Fallward im Landkreis Cuxhaven, Römische Kaiserzeit.


Resultat von Chris' Axt- und Dechselarbeit am Kasten der neuen Feuerstelle im Eisenzeithaus. Die Eckverbindung ist ein doppelt schräges Blatt, es kommt ohne Holznagel oder sonst ein Hilfsmittel aus.






Im Hintergrund das für die Feuerstelle bereits vorbereitete Loch im Boden.


Chris beim Bau der Feuerstelle. Schicht für Schicht Stampflehm, insgesamt sind 14 Schubkarren lockerer Stampflehm hier hinein gewandert. Der Lehm reicht etwa 30 cm tief hinab bis zum Lehmschutt, der den Untergrund bildet.

Chris' Füße waren zum Glück mit Stahlkappen geschützt. Weil man mit Wucht stampft, geht auch mal ein Schlag leicht daneben ;)





Wir hoffen, euch hat es wieder einmal Spass gemacht, unseren Taten am Eisenzeithaus zu folgen und natürlich auch, dass ihr nicht nur alle zufrieden seid, wie das Haus nun wieder dasteht, sondern, dass wir euch bald "live" wieder hier begrüßen dürfen! 

Natürlich lohnt es sich, immer mal wieder hier auf dem Blog vorbeizuschauen, denn es wird nicht aufhören, dass hier was passiert ;). So ein Haus ist ewiges Schaffen. Bis bald also!











1 Kommentar:

  1. Ganz großen Respekt vor dem handwerklichen Können, der wissenschaftluchen Recherche und dem Mut, mit dem ihr dem Projekt neues Leben einhaucht!

    AntwortenLöschen

Danke, daß ihr einen Kommentar hinterlassen möchtest! Wir haben inzwischen erfahren, daß ihr schon einige Kommentare geschickt habt. Irgendwie zeigt google sie uns aber nicht, so daß wir sie freistellen könnten. Das ist sehr schade. Wir versuchen, herauszufinden, woran es liegt!