Donnerstag, 5. März 2020

Die Dachlatten sind drauf!


Es gibt Geschichten von Wintern, die so lang und streng waren, daß man im Frühling die geschwächten Kühe aus dem Stall nach draußen tragen mußte.

So einen Winter haben wir zwar nicht gehabt. Aber wenn ein Sturm dem anderen folgt, so, als ob irgendeine Sturm-Ampel nach gefühlten Ewigkeiten just auf Grün geschaltet hat, ist man irgendwie auch nicht besser dran, als die armen Kühe.

Doch aller Jammer und alles Elend hat einmal ein Ende. Im Moment zumindest unser Wetter-Elend. Andere Elende sitzen uns merkwürdigerweise im Augenblick weniger im Nacken, als unser Schuppen.

Und so konnten wir heute endlich der allgemeinen Trübsal gehörig auf's Dach steigen!


Ihr erinnnert euch sicher daran, wie wir im Schweiße unseres Angesichts wie die Bekloppten Dachlatten (weiter unten auf der verlinkten Seite) gemacht haben. Danach war Christians Rücken erstmal für eine Weile hinüber und es brauchte eine Woche Physio, um ihn einigermaßen wieder in die Lotrechte zu bekommen.

Hier liegen sie nun im Halbsonnenschein. Halbschatten ist was für Pessimisten.







Es ist irgendwie, als ob man sich die Leiter selber baut, die man braucht, um sich eine Leiter zu bauen.





Das lange Brett, rechts im Bild, dient dazu, den Dachüberstand einigermaßen gleichmäßig hinzubekommen. Thomas Magnum würde jetzt sagen: "Ich weiß, was Sie jetzt denken, und Sie haben recht". Man kann die Latten ja dort einfach bündig absägen. Klar. Aber dann haben wir ja dort Sägekanten, und Sägekanten sind doof. Deshalb haben wir seinerzeit die Enden der Latten, die man nachher sehen würde, hübsch gemacht. Das hätten wir so auf dem Dach in der Krampfhaltung, die man dafür einnehmen müßte, nie und nimmer hinbekommen. Dafür müssen wir nun alle dortigen Latten bis an unser Brett heranschieben, damit es alles bündig wird.




Oben am First kann man nun ein breites Holz sehen, das genau auf eine normale Latte trifft, sieht irgendwie merkwürdig aus, oder? Aber wartet ab!




Auf manche Latten haben wir klitzeklein Blödsinn geschrieben. Was, das verraten wir euch nicht. Niemand wird es sehen, denn da kommen ja die Holzschindeln drauf. Der Blödsinn soll dem Bau Glück bringen. Etwas koboldig eben (dieses Wort wird arbeiten).




 Die Latten sind zum Teil sehr gerade, viele aber auch krumm wie usen Omma ihre Beene, aber das hat Stil.




Rauf und runter geht es heute, wie beim Römischen Imperium. Gummistiefel sind blöde Schuhe für's Dach. Aber unten ist alles matschig. Man muß Prioritäten setzen.




Die Sache mit dem End-Brett (auch ein schönes Wort), muß natürlich vier mal gemacht werden.




Auch wenn das von hier nicht hoch aussieht, es ist nicht so ganz ohne! Man kann hübsch abstürzen hier. Und ein Fall aus dieser Höhe tut auch weh. Vor allem, weil die Strecke nicht reicht, um sich im Flug so zu drehen, daß man auf den Hinterbacken, statt den Pausbäckchen landet. Auf gut Norddeutsch: man kann sich dolle auf die Fresse legen hier.




Was man auf Dächern nicht bedenkt, ist, wie merkwürdig manche Haltungen von unten aussehen, aber der First ist schwer...




 ...und hier fehlt ja unsere "Leiter".




 Auf einmal knallt die Sonne herab, sodaß Mütze und Jacke in weitem Boden davonfliegen.




 Mittag (Essenspause).





Beide Giebel sind fertig. Die Mitte fehlt nun nur noch. Das ist am Nachmittag hoffentlich zu schaffen.




 Jetzt sieht es langsam nach was aus!









Und tatsächlich schaffen wir die Mitte noch bis zum Beginn der bürgerlichen Abenddämmerung.




 Jetzt hat der Schuppen endlich den Charakter einer Art Behausung, findet ihr nicht?










Auch von hier...




 ... und hier...




..und hier. Seht ihr was? Guckt mal da nach ganz oben unter den First! Das ist, was bei der Sache mit dem breiten Holz und der normalen Latte herauskam. Ein von unten symmetrischer First.





Von hier oben ergibt sich ein hübscher Ausblick. Es ist sogar eine fast vergessene Art von Abendstimmung, so ganz ohne Wind..


Die Außenflächen der Latten sind ganz geglättet, denn hier wollen wir es uns mit den tausenden Eichenholzschindeln nicht unnötig schwer machen. Die Schindeln sind so schon krumm und schäpp genug. Wenn sie dann noch auf eine Buckelpiste aufgenagelt werden, oha. Uns wird bei diesem Projekt klar, wie sauber und gerade auch bereits vor 2200 Jahren gearbeitet werden mußte, wenn mit Eichenschindeln gedeckt werden sollte.


Auch das "Mutterschiff" sieht man nicht oft aus einer solchen Perspektive. Wie es guckt! Es ist doch nicht etwa eifersüchtig, weil es nicht mehr so jung aussieht, wie das, was da direkt nebenan entsteht?





Am nächsten Morgen waren wir früh auf, um noch die vier versteifenden Teile unter die Lattung zu bauen.






Und damit sind nun wirklich alle Teile, die wir selbst "geschnitzt" haben, eingebaut. Alles, was wir jetzt noch anbauen müssen, gehört zur Dachhaut und stammt von den Schindelmachern.






Uff! Das wäre geschafft! "Jetzt nur noch zack! die paar Holzschindeln drauf und fertig ist für uns beide nach monatelangem Prozedere die Laube". Na ja.. in Wahrheit ist das noch ein ganz schönes Stück Arbeit. Tausende Schindeln nach Größe sortieren, in Wannen packen, und dann immer die genau passende Schindel für genau die Stelle, die als nächstes dran ist, auswählen und annageln... Aber wir sind ganz optimistisch, das wir damit in sieben, acht Tagen fertig werden können.
WENN DAS WETTER ENDLICH MAL LÄNGER MITSPIELT!
Danach müssen dann die Jungs vom Lehmbau zeigen, was sie so drauf haben! Und wir gucken mal anderen bei der Arbeit zu.

Noch ist die Hütte aber nur ein Gerippe. Mal sehen, wie sie bald mit Haut aussieht! Also Außenhaut, versteht sich.

Bleibt dran, es kommt noch ganz schön was. Bis die Tage!

Montag, 17. Februar 2020

Ein unheimlicher Tag!

Montag.

Ein Tag, der ein unheimliches Ende bekommen sollte! Wir sind nicht abergläubisch, aber...

Doch zuerst: Wir wollten heute ja unbedingt die vier noch fehlenden langen Streben herstellen und einbauen. Ihr kennt das noch aus der Geschichte von den "winkelhalbierenden Stirnversätzen". Diesmal war es schwieriger, weil wir (in diesem Falle lies: Torben!) alles halb in der Luft und aufrecht machen mußten.













Die erste Strebe war bald fertig, und passte perfekt. Fast unheimlich, wie gut das unter diesen Umständen klappte.







Torben "fugt" mit der Säge, während Christan von der anderen Seite den Weg der Säge im Auge behält, damit der Schnitt nicht falsch läuft, es geht nun um Genauigkeit. Der Wind pfeift dabei kalt um ihre Ohren. Am Holz über den Köpfen ist später noch so einiges mit dem Beil abzuarbeiten.



 Auch die zweite gelang überraschend gut. (Ihr seid sicher schon ungeduldig, weil ihr wissen wollt, ..)


























(... na gut, also dann...)
Dann entwickelte sich die merkwürdige Geschichte... der Himmel begann sich langsam zu verdunkeln. Regen setzte ein. Und es wurde etwas windiger. Gefühlt kalt war es ohnehin den ganzen Tag schon. Es fehlte nun nur noch eine Strebe! Im Bild unten das Gegenstück zu der bereits montierten.




Wir beeilten uns nun, alles einzuräumen, vor allem die Elektrogeräte, weil der Regen schlimmer zu werden drohte. Die letzte Strebe lag dabei bereits fertig und konnte zum Glück noch rechtzeitig eingebaut werden. Schnell noch ein Foto, bevor uns der Himmel auf den Kopf fallen würde...




Doch kaum war sie drin und das Foto gemacht, blitzte es auf einmal und fast im selben Moment krachte ein markerschütternder Donner herab, der uns in allen Gliedern erzittern ließ, und der noch eine halbe Minute lang weitergrollte. "Was.war.das.denn?“, lachte Torben, als der erste Schreck überwunden war, „wir sind doch hier nicht in den Bergen!".




Zum Glück waren wir fertig und konnten abrücken.
Erst zu Hause beim Betrachten der Bilder sprang es förmlich ins Auge, wonach das nun an der einen Giebelseite aussieht! Da ist ja eine Figur! Mit Kopf und Rumpf und Armen! Könnt ihr sie sehen?

Wir hoffen, daß sie dem Bau vielleicht sogar ein bißchen Glück bringen wird. ;)
Zumindest können wir uns vorstellen, daß die Leute der Eisenzeit das so empfunden hätten.


Ein bißchen unheimlich. Aber irgendwie unheimlich schön.



Es sieht jedenfalls einfach nur mega gut aus. Nun muß morgen alles kurz mal stramm zusammengezurrt werden, damit die Löcher gebohrt werden können. Dann kommen die Holznägel hinein, die das alles fest verbinden werden, die Zurrgurte und die Stützen kommen ab, die Gruben werden final verfüllt und dann ist der Holzbau fertig!  Danach machen wir uns in schönen Wetterphasen am Dach zu schaffen. So langsam fängt es an, richtig Spaß zu machen. Wir hoffen, ihr habt genau so viel Spaß daran wie wir! Ihr seht, daß das, was hier gerade entsteht, uns sogar selber überrascht.

Nach diesem kalten und schaurig-schönen Tag ist es einfach herrlich, mit einer heißen Schokolade vor dem alten Holzofen zu entspannen und den kleinen Holznägeln, die wir bald für die Dachlatten benötigen, beim Trocknen im Backfach zuzusehen.   
In ein paar Tagen sehen wir uns hoffentlich schon hier wieder, wenn wir mit ihnen dann die Latten auf die Sparren nageln werden. Vorausgesetzt ist allerdings, daß das Wetter mitspielt. Bis dahin!



Die kleinen Holznägel backen im Ofen...











Samstag, 15. Februar 2020

Impressionen vom Rohbau

Kaum war dem alten Brauchtum Genüge getan, begrüßt uns der neue Tag mit Sonnenschein. Heute ist Samstag und wir hatten jede Menge damit zu tun, den Boden um die Pfosten herum festzustampfen. Nachdem die letzten beiden Tage wie im Rausch vergangen sind, und wir kaum Zeit und Muße hatten, uns das Werk richtig anzuschauen, genießen wir die Ruhe des Wochenendes, um alles zu begucken. Deshalb gibt es jetzt wieder eine typische Folge sich einander vermutlich sehr stark ähnelnder Bilder. Ihr kennt das aber ja schon.
Ab heute sind wir wieder zu zweit.






 Ne ganze Menge Holz.





Wir stellen uns bereits vor, wie wir einen (der noch nicht existierenden) Karren in eine der "Boxen" schieben und schwere Körbe voller Korn oder Holzbalken oder Raseneisenstein oder sonst was Schweres hoch "auf den Balken" wuchten. Rechts daneben "parkt" schon der Prachtwagen, der nur für feierliche Umzüge zur Schnippenburg von der Gemeinschaft genutzt wird. Links malen wir uns einen ordentlichen Brotbackofen aus. Und rechts die schwere Presse für Leinöl oder Mohnöl. Oder so. Und nicht zu vergessen: die kleine Schmiede! So ein massiver Bau inspiriert doch zu allerlei Dingen, die mit Gewicht und Hebelkraft und Schutz von teurem Hab und Gut zu tun haben.  











Das ganz Wilde wird sich legen, wenn erst einmal die Seitenwände und die Rückwand fertig sind. Dann sind es nur noch vier Pfosten, die einem irgendwie zu viel erscheinen. Aber es wird sich sicher eine Verwendung für sie finden. Denn die spannende Frage bleibt: Wozu so viele Pfosten auf so kleiner Fläche? Waren sie die Stützen eines Speichers? Und was, wenn das 15-Pfosten-Gebäude vom Erlengrund kein Speicher war? Was war es dann?











 Fast hat der Bau im Moment etwas tempelhaftes.



Am oberen Balken zeigt sich im Sonnenlicht schön die mit der Dechsel bearbeitete Oberfläche.


Im Hintergrund ist übrigens der Räucherofen zu sehen, den Matthias Fischer vom Sachsenhof in Greven für das Projekt gebaut hat. Er diente uns gewissermaßen als "Rotationsachse" beim Ausrichten des Gebäudes.






















Es gibt ja die wildesten Methoden, mit denen in Freilichtmuseen in den Boden eingetiefte Pfosten vor dem Verrotten bewahrt werden sollen. Hier wird das Pfostenende verkohlt, um es gegen Feuchte und Mikroorganismen widerstandsfähig zu machen, dort bestreicht man es zum gleichen Zweck mit Holzteer. Wieder woanders macht man gar nix. Nach vielen Jahren sah man meist nahezu keinen Vorteil der einen gegenüber der anderen Methode. Daneben versucht man auch allerlei, den Boden um die Pfosten so zu bereiten, daß sie länger halten. In der Eisenzeit wurden sie einfach in Gruben versenkt, Steine daneben hineingeworfen und alles festgestampft. Wir haben uns für folgende Methode entschieden: Jeder Pfosten sitzt auf einem Stein auf, der nur etwa 10 cm Duchmesser hat. Darunter liegt eine Steinplatte. Der Spalt ist mit Schotter ausgefüllt. Die Steinplatte liegt ebenfalls auf einer guten Lage Schotter.
Heute haben wir jede Grube mit diesem Schotter bis zur Hälfte aufgefüllt und alles schön festgestampft. But only time will tell. 







Vom benachbarten Rapsfeld aus sieht es fast aus, als entstünde dort ein wandamputiertes dreischiffiges Hallenhaus. Solche Häuser gab es zeitgleich mit unserem Eisenzeithaus, allerdings lag unser Standort am Ostrand eines Gebietes, das etwa von den südlichen Niederlanden bis in die niederländische Provinz Drenthe, von dort nach Osten bis ins südliche Cloppenburger Land, und von dort südwärts bis ins Osnabrücker Land reichte, und in dem während der mittleren bis späten vorrömischen Eisenzeit sogenannte zweischiffige Wohnstallhäuser dominierten, warum auch immer.






 Ein paar letzte Impressionen an diesem schönen Sonnen-Samstag.

















Und damit lassen wir euch nun ins Wochenende. Genießt es! Es ist wieder einmal die Ruhe vor dem Sturm. Ob wir Montag wie geplant die vier langen Streben an den beiden Giebelseiten einbauen können, wird das Wetter entscheiden. Wir müssen ja von nun an alle Arbeiten am Gebäude draußen unter freiem Himmel machen. Ab jetzt sind wir also echt auf gutes Wetter angewiesen. Drückt uns die Daumen!