Freitag, 23. September 2022

Die Innenpfosten im Stallteil sind nun erneuert! Wie das ging, erfahrt ihr hier...

Wie versprochen diesmal viele Bilder, nicht mehr sooo viel Text, der Autor ist müde nach einem langen Tag ;)

Wie kann man bei einem Mittelpfostenhaus die langen Firstpfosten austauschen, ohne das Dach abzudecken oder Wände einzureissen? Wir haben das gestern und heute am Eisenzeithaus gemacht. 

Die Mittelpfosten sind rund einen Meter länger als der Abstand zwischen Firstpfette oben und Boden unten, weil sie unten etwa 80 cm tief in den Boden eingelassen werden und oben in der Firstpfette ja noch mit einem Zapfen im Zapfenloch stecken sollen. Diese langen Teile durch die kleine und niedrige Tür hinein zu schaffen und an der passenden Stelle aufzurichten, oben auch die Zapfenverbindung sauber an das alte Zapfenloch in der Firstpfette anzuschneiden ist ganz schon fummelig.

Aber zuerst mal müssen ja die alten Pfosten raus. Dabei sollten wir entdecken, wie schlimm der Zustand der Pfostenenden tatsächlich ist.


Für das Rausholen müssen die Pfosten zunächst entlastet werden. Zu diesem Zweck bauen wir Stützen ein, die, unter Spannung gebracht, die Funktion der beiden hinteren Pfosten im Stallteil fortan übernehmen. Sie sind sozusagen wie Krücken für uns Menschen, wenn wir mal ein Bein nicht voll belasten können. Dabei ist es mucksmäuschenstill, denn jedes Knacken verrät etwas über das, was gerade im Gebälk passiert, wo Spannungen frei werden oder neu entstehen oder irgendetwas anderes seltsames passiert... 


Wenn alles statisch stabil steht, können die nun funktionslos gewordenen alten Pfosten etagenweise von oben nach unten in kleinere Abschnitte gesägt und diese Abschnitte dann am Kettenzug, einer Art Flaschenzug, abgefiert werden. "Abfieren" kommt aus der Seefahrtsprache und bedeutet "herablassen". Und tatsächlich hat das, was wir hier machen, einiges gemein mit dem, was auf Holzschiffen mit Masten so gelegentlich passiert.







Irgendwann stehen quasi nur die unteren Enden noch. Das sieht ziemlich seltsam aus...



Diese Pfostenstummel müssen nun ausgegraben werden (was in unserem Falle eine elende Quälerei ist, denn sie sind in Beton eingebaut!)

So steht nun der gesamte hintere Teil des Daches (hier ist es ein sogenanntes "Walm") im Stallteil nur noch auf den "Krücken", die Beine sind nun ganz weg, besser gesagt, die Pfosten sind raus.



Das Gleiche in der Mitte des Hauses. "Krücke" drunter...auf Spannung bringen, und dann Bein, äh, den Pfosten...


..absägen.


Nun aber ziehen wir mit dem Kettenzug den unteren Teil des Pfostens versuchsweise gerade aus dem Loch heraus... das hinterlässt ein etwas kleineres Loch. Ist im Grunde wie Zähneziehen beim Zahnarzt. 

Oje...sieht der verrottet aus! Wir gucken uns das Drama gleich mal draußen genauer an.




Krass! Nur noch Mulm!





Im Wohnteil haben wir schon angefangen, den Lehmboden um die Pfosten zu entfernen und den Beton freizulegen... Auch die Feuerstelle ist schon entfernt.



Blick am nicht mehr vorhandenen mittleren Mittelpfosten vorbei zur Tür. Hier sollen morgen die fast 6 Meter langen Trumme hineinbefördert und dann noch im Haus aufgestellt, mit dem Zapfen oben in die Zapfenlöcher der Firstpfette, und unten in den Gruben vernünftig gesichert werden!



Das Loch um die alten Pfosten im Wohnteil stemmen wir mühevoll Handbreit für Handbreit aus. Der Schutt kommt sofort raus auf den Anhänger...


Blick nach oben zu den Zapfenlöchern der hinteren Pfosten im Stallteil... hier seht ihr, wo die entsprechenden Gegenstücke am oberen Ende des Pfostens, die sogenannten Zapfen, hinein müssen. Die Pfostenenden werden genauestens vorgeschnitzt, aber die endgültige Einpassung erfolgt dann dort oben...


Die Pfostengrube im hinteren Stallteil


Die Pfostengrube im Mittelteil... der Beton ist hier zu großen Teilen noch drin.



Blick an den Pfosten des Wohnteils nach oben zur Firstpfette in fünf Metern Höhe. Auch diese Pfosten werden wir ausbauen.



Die Kettenzüge, ihr seht sie hier vom First hinabhängen. An ihnen lassen wir alles runter, was runter gelassen werden muss und ziehen hoch, was wir hoch ziehen müssen....


Alles soweit klar für die Operation des Patienten morgen. Die Nacht wird nahezu schlaflos.


Am anderen Morgen. Jürgen Berkemeyer, der auch damals beim Richten des Eisenzeithauses dabei war und auch beim Richten des Fünfzehnpfostenbaus, kommt, um dritter Mann zu sein. Auch er ist wie Torben Zimmerermeister.
Der große Teleskoplader, den ihr schon aus den älteren Geschichten kennt hat nun vorne einen langen selbst entworfenen "Rüssel" montiert. Mit ihm und dem Feingefühl von Torben sollen die "langen Elende" durch die Tür eingefädelt und dann von den Kettenzügen übernommen und hochgezogen werden.




Hier kommt der erste Pfosten bereits durch die Tür "geschwebt"...mit dem unteren Ende voran.



Dieses Ende muss es nur noch irgendwie in das Loch schaffen :)




Der Kettenzug übernimmt... fast wie das Aufrichten eines Masts auf einem großen Segelschiff.




Passt, wackelt und hat Luft, der erste der neuen Pfosten steht! Himmel sei Dank!


Es ist ein Gewürge, das Ding stramm unter die Firstpfette zu drücken - von unten aus dem Loch heraus.  Dazu dienen zwei Radwinden, von zwei Seiten des Pfostens, zwei keile und ein Spanngurt. Damit kommt nicht zu viel Druck von unten auf die Firstpfette, weil sonst der Gurt einfach hochrutscht. Stramm drunter ja, zu viel Druck lieber nein. Unter den Pfosten soll später eine spezielle Konstruktion, doch dazu etwas später.



Knack, knack, knack...das ist nur das Geräusch der Sperr-Rasten der Radwinden, nicht vom Gebälk!


Auch der Pfosten im Mittelteil steht. 




Er wird mit zwei Kettenzügen stramm unter die Firstpfette gezogen... immer mal Neues probieren...



Das Pfostenende haben wir diesmal mit Lehmschlamm eingerieben (nächstes Bild). Der Pfosten selbst steht auf einer Unterkonstruktion, die noch experimentell ist. Ganz unten im Loch liegt eine dicke Stahlplatte, darauf steht mit einer Mutter eine Gewindestange, eine zweite Mutter ist darüber bis zu einem mittig durchbohrten Pflasterstein aus Beton hochgedreht und kann mit dem Schraubenschlüssel nun den Pfosten von unten hochdrücken, damit die Spannung stimmt. Den Zwischenraum zwischen Stahlplatte und Pflasterstein, der übrigens kleiner ist als der Durchmesser des Pfostens, füllen wir später mit einem speziellen, nicht schrumpfenden und nicht quellenden Mörtel aus. Die gesamte Grube werden wir zum Schluss, wenn der Mörtel fest ist, mit Stampflehm ausfüllen. Wir versprechen uns davon zweierlei: Zunächst hoffen wir natürlich, dass der Lehm einen günstigen Effekt hat auf die Haltbarkeit des Pfostenendes. Aber irgendwann werden auch die neuen Pfosten verrottet sein. Dann aber wird es viel leichter sein, die unteren Enden einfach auszugraben und zu entfernen. Weil nun aber die gesägte Stirnfläche des Pfostenendes keinen Kontakt mehr zu organischem Boden hat, hoffen wir, dass das sehr lange dauern wird.


Blick an den neuen Pfosten im hinteren Stallteil hinab in ihre Grube...


Blick an dem nun schon erneuerten Pfosten im Mittelteil vorbei zur Tür, durch die wir alle neuen Pfosten eingefädelt haben...


Blick an den neuen Pfosten nach oben zur Firstpfette.



Hier mal eine Vorher-Nachher-Serie...

Alte Pfosten im hinteren Stallteil noch drin, Grube noch nicht ausgestemmt...



Alte Pfosten ausgebaut und Grube ausgestemmt...


Neue Pfosten am Platz und fertig eingezapft.


Blick zur Tür bei ausgebautem Pfosten im Mittelteil...


Selbe Perspektive mit neu eingebautem Pfosten..


Nun nur noch ein paar andere Blickwinkel...




Und ein paar Schockfotos. So sah einer der Pfosten im Wohnteil des Hauses beim Rausziehen aus. Es war wirklich allerhöchste Zeit. Wir fühlen uns wie Zahnärzte.






Die ganze Aktion war zwar bis ins Detail geplant, aber alle archäologischen Nachbauten sind so einzigartig, dass man einfach nie genau weiß, wie die spezielle Konstruktion auf Maßnahmen dieser Art reagieren wird. Wir haben es ja nicht mit historischem Fachwerk zu tun, bei dem es enorme Erfahrung gibt und bei dem sich bestimmte Verfahren seit langem bewährt haben. 

Es ist nicht gut, Pfosten eines archäologischen Pfostenbaumodells einzubetonieren. Irgendwann muss sich jemand damit quälen, die verrotteten Pfostenenden aus dem Beton heraus zu stemmen. Daran sollte immer beim Einbau schon gedacht werden. Und dass das "Irgendwann" nicht erst die nächste Generation von Leuten betrifft, können wir hier gut bezeugen!

Die Pfostenenden sind beim Ersteinbau damals übrigens einfach in ins Erdreich gegrabene Gruben eingesetzt worden, die dann mit Beton verfüllt wurden. So hat man das zwar auch in der Ur- und Frühgeschichte gemacht, natürlich ohne den Beton, aber heute will man von so einem Nachbau gerne etwas länger etwas haben. Denn wenn die Stirnfläche der gesägten Pfostenenden auf dem blanken Erdreich aufliegt, zieht sie wie tausende Strohhalme permanent Wasser aus dem Untergrund, wie Schnittblumen in der Vase. Eine Trennung zwischen Pfostenende und Grubengrund könnte da Besserung bringen. Aber bis wir das belegen oder widerlegen können, werden sicher von nun an viele Jahre vergehen, hoffentlich zwanzig, dreißig....

Morgen (Samstag) kommt Thoren, den ihr schon von der letzten Geschichte über den 15-Pfosten-Bau ("Bagger-Gaudi") kennt. Er wird mit einem wirklich minikleinen Minibagger den Lehm aus dem Stallteil heraus kratzen, um Platz zu machen für den echten Stampflehm.

Am Montag bauen Torben, Jürgen und ich noch die neuen Pfosten des Wohnteils ein, bringen die experimentelle Unterkonstruktion und den "Zwischenraummörtel" ein und dann machen wir uns ab Montag Nachmittag an den ersten der 24 Außenpfosten auf ähnliche Weise zu schaffen. Denn dann sind wir drinnen erstmal vorläufig fertig und die Lehmbauer (auch sie kennt ihr schon) können mit der Stampflehmtenne im Stall beginnen. Bei den Außenposten wird uns zum Nachteil, dass wir nicht stehen können, alles müssen wir gebückt, kriechend und kniend machen. Was tut man aber nicht alles um die alte Lady zu retten....  


Vielen Dank für eure Geduld, bis hierher wieder alles durchgelesen zu haben!

Wenn es wieder Neues gibt, geht es auch hier weiter.. Bleibt uns gewogen!

Chris











Donnerstag, 15. September 2022

Update! Was bisher passiert ist...




Lange war es ziemlich still hier. Und dennoch ist viel passiert. Es war nur nie die Zeit, darüber auch ausführlich zu berichten. Aber das hole ich nun nach. Das ist jetzt etwas länger, aber keine Angst, ab nächste Woche wird es jeweils recht kurze Beiträge hier geben, nämlich immer dann, wenn etwas Neues geschieht... Natürlich lassen sich wieder alle Bilder durch Anklicken vergrößern. Viel Vergnügen!

Schön ist es, wenn man sich Holz für ein Projekt passend bestellen, es in die Werkstatt liefern lassen, es fertig bearbeiten und zügig abzimmern kann. In den meisten Fällen wird sowas tatsächlich auch im Holzbau so gemacht. 
In unserem Falle ist das wieder einmal alles anders. 
Wir suchen Holz im Wald aus, lassen nach unseren Anforderungen fällen, um aus den rohen Stämmen dann alles anfertigen zu können, was wir so brauchen. Denn wir bauen mit Frischholz. So wie seit vielen Jahrtausenden. Und so, wie es bis vor hundert Jahren noch gemacht wurde. Hier kommt man an die Urspünge des Zimmerhandwerks. Mit allem, was dazu gehört. 

Es ist natürlich etwas anderes, ob man technisch getrocknetes, DIN-genormtes Bauholz verwendet, von dem man meist weder weiß, wo die Bäume, von denen das Holz stammt, einmal standen, noch wo es gesägt worden ist und so weiter, oder aber ob man Bäume noch lebend gesehen hat, in ihrem natürlichen "Zuhause", da also, wo sie hundert oder zweihundert Jahre verbracht, ihre ganz eigenen Geschichten erlebt haben. Denn Bäume sind natürlich Lebewesen. Und noch mehr: Sie sind ihrerseits das Zuhause anderer Lebewesen, von Vögeln, Eichhörnchen, Schmetterlingsraupen, auch von vielen Käfern.


Unser Holz kommt von Eichen aus unserem heimischen Wald, nur zehn Kilometer von unserer Baustelle am Eisenzeithaus entfernt. 


Hier liegen die Stämme unserer Bäume noch, vor erst wenigen Monaten gefällt, am Rande des Waldes, in dem sie aufgewachsen sind. Auch die kurzen im Hintergrund gehören dazu.



Und hier haben wir sie bereits zu unserer Werkstatt in Venne geholt, um sie genauestens zu begutachten.  




Immer, wenn wir sowas machen, wird uns aufs Neue bewusst, dass diese Eichen ihr Leben für uns lassen mussten. Natürlich wären sie ansonsten irgendwann vielleicht auch gefällt worden. Und wer weiß, was dann aus dem Holz gemacht worden wäre. Es werden zwar für uns nur Bäume gefällt, die ohnehin angezählt, zur Ausdünnung vorgesehen waren, um etwa Platz für eine Verjüngung des Waldes zu schaffen. Denn vielerorts wurden vor hundert oder zweihundert Jahren Wälder neu aufgeforstet. Die Bäume sind dort oft in gleichem Alter. Im natürlichen Wald gibt es immer aber mehrere Generationen gleichzeitig. Das soll heute wieder erreicht werden. Aber vielleicht hätten unsere Eichen auch noch einige schöne Lebensjahre gehabt, wenn wir nicht gekommen wären.

(Einen Einblick über unsere Philosophie beim Bauen mit Holz gibt es hier click!)


Marcel, das jüngste Teammitglied am Eisenzeithaus, zieht als freiwilliger Helfer in seiner Freizeit bei den dünneren Stämmen bereits grob die äußere Schicht der Rinde ab, ganz traditionell mit dem Ziehmesser. Die "Mickymäuse", formal Kapselgehörschutz heißend, schützen ihn vor dem Lärm der schweren Maschinen, die Torben und ich ein paar Meter weiter im Einsatz haben, um die Stämme auf das Kernholz abzuarbeiten. 

Marcel Ackermann





Diese Maschinen, 8 Kilogramm schwer, müssen in einer Weise geführt werden, die übel für unsere Rücken ist, die ja nicht jünger geworden sind, seit wir vor drei Jahren den letzten Bau auf diese Art gemacht haben. Sie wurden entworfen, um gelegentlich im Wald an dem ein oder anderen Baumstamm schnell etwas Rinde zu entfernen. Wir haben diese Geräte aber von nun an jeden Tag stundenlang in den Händen. So lange jedenfalls, bis alle Pfosten fertig sind. Dabei geht es bei uns nicht nur darum, die äussere Rinde, die Borke loszuwerden. Die Firstpfosten bekommen einen mittleren Durchmesser von 22 cm, die Aussenpfosten von 18 cm. Dabei sollte so gut wie kein Splintholz mehr vorhanden sein, sondern nur noch das harte und viel dauerhaftere Kernholz. Deshalb müssen wir uns mit diesen Geräten rundum bis zu 10 cm tief in das Holz hineingraben. Als diese Aufnahmen entstanden, herrschte für fast eine Woche lang 30° C und es war höllisch schwül. Keine spaßige Arbeit unter diesen Umständen.

Exkurs: Kann man die Rinde nicht einfach dran lassen? Kann man schon. Aber das ist dann eigentlich Mist. Mal rein baufachlich: man sieht nicht, wenn Käfer ihre winzigen Eiablagelöcher ins Cambium gebohrt haben. Nach dem Entrinden sieht man den möglichen Befall erst. Seit einigen Jahren werden unsere Eichen, kaum, dass sie geschlagen sind, fast alle sehr zügig befallen. In wenigen Wochen entsteht eine sich bis tief ins Splintholz hineingrabende, dicker werdende Made, die dann nach einiger Zeit, manchmal erst nach einigen Jahren eine Verpuppungskammer anlegt, in der sie zum Käfer wird, der - meist sehr viel kleiner als die Made, durch ein Ausflugloch das Holz verlässt. Es gibt inzwischen wieder Käfer hierzulande, die sogar Generation für Generation bis tief ins Kernholz bohren und es nach und nach zerstören. Dazu trocknet nicht entrindetes Holz extrem viel langsamer, die Borke ist wie ein Schwamm, der aus dem Kernholz ständig feucht gehalten wird und diese Feuchtigkeit nur langsam abgibt.
Ausserdem sieht ein vorgeschichtlicher Bau mit nicht entrindetem Holz so aus, als wolle man sagen: "guckt her, wie rustikal die damals bauten, sie konnten es nicht besser, Barbaren, die auf Bäumen lebten eben!". Aus der Phase der sogenannten "rustikalen Rekonstruktionen" vorgeschichtlicher Bauten sind wir lange raus. Das war noch in den 1960er und 1970er Jahren "Mode". Heutige Archäologische Freilichtmuseen sollten sowas nicht mehr machen. Dazu J.M. Coles in "Ancient wood, woodworking and wooden houses, EXARC 1987: "Sapwood rots more quickly than hardwood and its removal delays decay of the timber. Oak has a marked sapwood zone and elm has approximately 20-30 sapwood rings but lime is less clear. It is not surprising that even in the Early Neolithic, sapwood was almost always removed from timber; the structures built involved considerable pressure on plank edges, and a sapwood edge would rapidly collapse" (ungefähr: Splintholz verrottet schneller als Kernholz und seine Entfernung verzögert den Zerfall hölzerner Bauteile. Eiche hat eine deutliche Splintholzzone [...]. Es überrascht nicht, dass sogar in der Jungsteinzeit das Splintholz nahezu immer vom Bauholz entfernt wurde; die Konstruktionen brachten erheblichen Druck auf die Kanten der Bauhölzer und eine Splintholzkante würde schnell zusammenbrechen"). 

Wir entrinden selbstverständlich konsequent. Und entfernen darüber hinaus das Splintholz - dies aber hauptsächlich, weil wir für etwas längere Zeiträume bauen müssen als die vorgeschichtlichen Kollegen. Sie haben vermutlich nur wichtige Bauteile bis auf Kernholz abgearbeitet. Entrindet haben sie jedoch sicher immer. Wir haben seit langem eine Technik, die es uns erlaubt, das Ergebnis so hinzubekommen, dass es nach einfachem Schälen auch nicht viel anders ausgesehen hätte. 
Neu war diesmal die Idee, Rollen auf Holzklötze zu schrauben. So können wir die Stämme nun mit dem Fuß weiter drehen, um sie rundherum gleichmässig abzuarbeiten. Zumindest fiel so das hundertfache aus der Hand Legen der Maschine, mit den Händen den Stamm Drehen, die Maschine Wiederaufnehmen, kurzum, das hundertfache Sich-Bücken-Müssen weg. Allerdings nur bei den geraden Stämmen. Die krummen wehrten sich gegen das leichtfüßige Rollen dann doch zu sehr.



Torben

Torben Altemöller




Der Autor, inzwischen ohne lange Haare. 

Christian (Chris) Schlichting


Torbens Beine und vor allem Schuhe sind gut vor heranpeitschenden Holzspänen durch seine lange Schlaghose geschützt. 




Ich mit meinen kurzen Hosen muss dagegen einigermaßen leiden. Dafür ist die Hitze so besser zu ertragen. Wenn man bei so etwas mit kurzer Buxe arbeitet, braucht man solche Schuh-Überstülper, damit die Späne nicht in die Schuhe geraten können.

Kleiner Exkurs
Der Schlag bei Zimmermannshosen ist übrigens ursprünglich, anders als man es fast überall lesen kann, gar nicht dazu gedacht gewesen, zu verhindern, dass Späne in Schuhe fallen können. Diese Hosen stammen von den Hosen der Hamburger Schiffszimmerleute ab. Wie alle anderen Seeleute auch mussten sie oft in knietiefem Salzwasser herumwaten, zum Beispiel, wenn sie im Schiffsrumpf Lecks reparierten. Die Hosen saugten sich dabei bis oben zum Schritt mit stinkendem Bilgenwasser voll. Der weite Schlag machte es möglich, den unteren Hosensaum zu packen, und ihn bis hinauf zum Schritt hoch zu ziehen. Damit war die lange Hose im Handumdrehen in eine Shorts verwandelt und blieb trocken. Eine andere Erklärung findet man auch gelegentlich: Sollte man mal über Bord gegangen sein, konnte man eine Hose mit weitem Schlag schneller ausziehen. Das ist überlebenswichtig, denn mit vollgesogenen Kleidern kann man nicht gut schwimmen. Wie auch immer, solche Zunfthosen mit Schlag sind perfekt für Leute wie wir, die wirklich Späne machen. Auch der dicke Cordstoff hat sich dabei bewährt, denn er puffert die Einschläge der Holzschnitzel gut ab. Aber 30 Grad Celsius sind dann eben auch ein Gegenargument. Nach einigen Tagen habe ich die Knickerbocker allerdings aufgegeben und fortan nur noch die lange Schlaghose vollgeschwitzt. "An den Beinen schwitzt man wenig"? Von wegen. Und ob man schwitzt.

Nach ein bis zwei Stämmen müssen wir die Rollenböcke aus den Spänen ausgraben. Wir schaffen an guten Tagen vier kurze Stämmchen pro Mann.


Hier einige der bereits fertiggestellten neuen Außenposten für das Eisenzeithaus. Wir haben so manche Käferlarve freigelegt und können nun sicher sein, dass hier drin nichts mehr lebt.




Die ganz großen Kaliber verfrachten wir auf unser Sägewerk, um den Großteil bereits herunter zu sägen, bevor wir mit der Hand weitermachen.




Für die Firstpfosten brauchen wir solche kerzengeraden Eichenstämme.




Für die neuen Dachreiter, also die Hängehölzer, die oben auf dem Reetdach den neuen Heidefirst festhalten und beschweren werden, haben wir Rohlinge aus bereits fertig abgelagerter, trockener Eiche gefertigt. Sie sind dann nicht so schwer und geben keine Feuchtigkeit mehr an das Heidekraut ab.
Sie müssen in sich beweglich sein, damit sie in den kommenden Jahren nachgeben können, wenn der Heidekrautfirst durch seine natürliche Alterung etwas absackt. Den Grad des Absackens einzuschätzen, ist Aufgabe des Reetdachdeckers. Danach richtet sich, wie wir das "Scharnier" gestalten. Wir bauen einen Startwinkel von 45° ein, der sich dann bis auf 33° abflachen kann. 







Hier haben wir bereits alle Rohlinge dafür gefertigt. Abgearbeitet auf das Kernholz und geglättet .




Nun bauen wir sie zusammen.






So wird es gehen. Passt, wackelt und hat Luft. 45° am Anfang, so wie hier mal probeweise aufgestellt, werden die Dachreiter bald auf dem erneuerten Heidekrautfirst des Reetdaches thronen. Mit der Zeit wird der Kreuzungspunkt zusammen mit dem nachlassenden Heidekraut nach unten sacken und die Schenkel einen Winkel von 33° bilden. Diese Dachreiter sind dann ein guter Anzeiger dafür, wann es Zeit ist, den First wieder zu erneuern.







So langsam wächst der Stapel an einbaufertigen Ersatzteilen für das Eisenzeithaus.


Hier kommen nun noch fünf riesen Trumme an Baumstämmen, sie stammen von mehrhundertjährigen Eichen.


Aus ihnen schneiden wir Bohlen vor, die wir dann von Hand abbeilen und dechseln. Daraus wird der Holzboden für den Wohnteil des Eisenzeithauses. Die traditionelle Weise wäre das Spalten. Doch dann haben wir viel Verlust, da beim Spalten das Holz manchmal auf ungünstige Weise einreißt, wir dann  nach dem Spalten aber nur die relativ gerade herausgekommenen Spaltbohlen verwenden können. Sowas geht heute nur mit enormem Holzverbrauch, viel Zeit und alles kostet enorm viel Geld, es sei denn, man findet genügend tadellose, astfreie, kerzengerade Eichen, die auch noch ohne Drehwuchs sind. Vor über 2000 Jahren ging man sicher lieber ein paar Tage mehr durch den Wald, suchte die perfekten Eichen, statt an weniger geeignetem Holz später mühevoll mit Problemen zu kämpfen. Heute geht das so nur noch selten. Beim Bau großer historischer Holzschiffe macht man sowas noch. Aber das ist richtig teuer. Wir nehmen Abkürzungen da, wo sie sinnvoll sind.




Günter Buhr im Einsatz. Obwohl längst im Ruhestand, ist seine Erfahrung und sind seine Augen unbezahlbar, wenn es gilt, solche wertvollen Eichen auf die sparsamste Weise aufzusägen. Von den alten Meistern kann man immer viel lernen. 

Günter Buhr



Es ist ein riesen Aufwand, jeden der dicken Stämme zunächst in der richtigen Lage auf das Gleis der Säge zu bekommen, dann Bohle für Bohle zu schneiden, ohne, dass die Bandführung an den Seiten irgendwo anschlägt und die Säge so blockiert. So dauert es enorm viel Zeit für jeden Stamm. Immer wieder muss der Stamm auf dem Gleisbett leicht hin oder her verschoben werden. Bis zu 8 Meter lang und über 60 cm dick sind diese Stämme. Entsprechend enorm ist ihr Gewicht. Fehler dürfen nicht passieren. Wenn mit solchen Riesen gekämpft wird, ist Lebensgefahr. Wir versuchen, so ökonomisch wie möglich vorzugehen, das Holz darf nicht verschwendet werden. So viele gute 5 cm dicke Bohlen wie möglich wollen wir aus den Stämmen machen. Eiche ist nie gerade, so wie etwa Fichenstämme. Am Verschnitt sehen wir später, ob wir gut waren oder nicht.







Wir haben sehr wenig Verschnitt, im Grunde nur die oberen und unteren Schwarten.
Und ein bisschen "Brettabschnitt". Daraus mache ich später noch irgendwas Nützliches.


Am letzten Samstag räumten wir das Eisenzeithaus leer. Alles musste raus. Denn der Einbau der neuen Firstpfosten wird friemelig genug, da sollte nicht noch Krams im Wege sein.


 Wir werden alle Pfosten, obwohl sie nur noch aus Kernholz bestehen, experimentell in Stampflehm einbauen. Was aus dem Boden herausguckt, werden wir mit Lehmschlamm einreiben bis zu einer Höhe von 20 cm. Mal sehen, wie lange die Pfostenenden dann durchhalten, bis irgendwann wieder repariert werden muss. Dann aber, hoffentlich erst in drei Jahrzehnten, können sie unten abgeschnitten und auf eine Stahlgewindestange in Beton gestellt werden. Dann hält das ewig.

Aber bis dahin sind wir so alt, dass wir daran vermutlich nicht mehr beteiligt sein werden. Selbst wenn die neuen Pfosten nur so lange durchhalten würden wie ihre Vorgänger, also etwa 15 Jahre, bin zumindest ich fast 70. Es bleibt vorerst also dabei: ein echter Pfostenbau. Wie das Original vor 2300 Jahren.

In aller Frühe kam gestern bereits der Stampflehm, von Hasko Lehmbau genau für unseren Zweck fertig gemischt.










Das leere Eisenzeithaus. Bald wird es hier ganz anders aussehen. 


Auch die alte Feuerstelle wird vollkommen neu gestaltet. Nach neuesten Erkenntnissen aus der dänischen Archäologie. Lasst euch überraschen!




Vielleicht schaffe ich es sogar, bei der Gelegenheit der Erneuerung des Stallbodens (diesmal mit dem von Hasko nach historischem Rezept hergestellten Stampflehm) die bislang fehlenden Viehboxen einzubauen. Dann wäre der Nachbau noch realistischer.







Nun wisst ihr, was wir in den letzten Wochen so getrieben haben. 

Am Montag geht die eigentliche Sanierung los. Nächste Woche wollen wir die mächtigen Firstpfosten im Inneren ausbauen und die neuen einbauen. Das wird mega spannend! Wir halten euch natürlich hier auf dem Laufenden.

Schönes Wochenende und vielen Dank dafür, dass ihr beim Lesen bis hierher durchgehalten habt!

Chris