Montag, 26. September 2022

Die Innenpfosten im Wohnteil sind nun auch drin.

 Die Sanierung schreitet weiter munter voran, auch wenn heute Montag und dazu noch richtig sch*** Wetter ist.

Heute wollen wir unbedingt die letzten beiden Innenpfosten, diejenigen des Wohnteils des Eisenzeithauses, einbauen. Wir haben dafür die hübschesten ausgewählt, wobei eigentlich auch die Pfosten im Stallteil echt gut aussehen. Uns ist überhaupt aufgefallen, dass wir dieses Mal richtig gerade und gleichmäßig gewachsene Pfosten haben. Die alten waren dagegen so scheev as den Schipper sien Been (nordeutsch für: so krumm wie die Beine des Käpt'ns).


Nummer eins:




Und Nummer zwei


Nun sind alle Innenpfosten erneuert, und sie könnten bereits das Dach tragen. Nur einen der alten Pfosten haben wir bewusst drin gelassen. Er steht in der Mitte des Hauses und verläuft quasi in der Zwischenwand zwischen Stallteil und Wohnteil. Wir hätten die gesamte Wand auseinander gerissen, wenn wir uns an ihm zu schaffen gemacht hätten. Aber direkt neben ihm haben wir ja den neuen Pfosten eingebaut, der mehr als ausreicht, um die Firstpfette zu tragen. Wir verabschieden uns noch von Jürgen, der uns mal wieder beim "Richten" geholfen hat und machen Mittag. Man isst nicht zu Mittag, man macht Mittag, wie ihr ja noch aus der letzten Geschichte mit dem 15-Pfosten-Bau wisst.

Aber jetzt verraten wir euch endlich auch unsere experimentelle Pfosten-Gründung im Boden! 

Wir haben unten in jeder Grube etwas vom alten Beton als Fundament stehen gelassen. Darauf eine fette Stahlplatte platziert und darauf...


..diese Konstruktion. Sie besteht aus einem Pflasterstein, durch den wir mittig ein Loch gebohrt haben, durch das wir wiederum eine dicke Stahlgewindestange gesteckt haben, auf die wir eine fette U-Scheibe aufsteckten und dann zwei Muttern aufschraubten. Von unten nach oben also: Stahlplatte, Mutter, noch 'ne Mutter, U-Scheibe, Pflasterstein, Pfostenende. Mit der oberen Mutter kann man jetzt den Pfosten quasi stramm zwischen Stahlplatte unten und Firstpfette oben spannen. Einfach mit einem Schraubenschlüssel. 

Wenn alles richtig ausgerichtet ist, der Pfosten gerade steht, ziehen wir fest und zum Schluss kommt zwischen Stahlplatte und Stein ein Spezialmörtel. 

Hier sieht man ihn bereits im Bild, das glatte, graue Zeug dort unter dem Stein:


Dann stampfen wir Schicht für Schicht Stampflehm in die Grube, "lederhart", also fast trocken.

Auf den folgenden Bildern sind wir schon fast oben angekommen. Ihr seht den runden Prügel, mit dem wir das machen. 


Und so sieht das dann fertig aus.


Diese Grubenverfüllung ist richtig hart und sehr dicht. Lehm hat tolle Eigenschaften, die wir uns hier zu Nutze machen wollen. 

Kurz beschrieben: Der Lehm zieht permanent die Feuchtigkeit aus dem noch frischen Holz und leitet sie nach oben in den offenen Raum ab, durch den immer ein Luftzug geht. Der Lehm trocknet den Pfosten damit recht schnell aus.

Lang beschrieben: Lehm besteht aus Tonmineralien mit besonderer Struktur, nämlich einem superfeinen, mehrschichtigen Kristallgefüge, an dessen verhältnismäßig großer Fläche sich extrem viele Wassermoleküle anlagern können. Ein Gramm Ton besitzt über 800 m² Oberfläche! Ist das Holz feucht, das sich in unmittelbarem Kontakt mit dem Lehm befindet, so entzieht der Lehm dank seiner Diffusionsoffenheit die Feuchtigkeit. Aus dem Holz dringen so lange Wassermoleküle in die Kapillaren des Lehms ein, bis es trocken ist und keine Moleküle mehr abgeben kann. Enthält das Holz viel Feuchtigkeit oder wird es immer wieder feucht, geschieht dieser Prozess so lange, bis die ersten Wassermoleküle an der Grenze zu Luft angekommen sind, wo sie durch Luftzug weggetrocknet werden. Es entsteht sozusagen eine Art kapillarer Sog, das Holz wird dauerhaft zuverlässig getrocknet. Dabei ist Lehm steril, anders als normale Erde, in der ja unzählige Mikroorganismen und Pilzsporen stecken. Aber Lehm kann noch mehr! Lehm ist direkt pilzfeindlich! Und weil es Pilze sind, die den Zersetzungsprozess an in Erde eingegrabenem Holz starten, verzögern wir den Verrottungsprozess mit dieser Methode ganz bestimmt deutlich gegenüber unserer alten Methode von vor 14 Jahren. Unser Ziel ist ja, den Zeitpunkt, an dem die Erneuerung der Pfosten wieder notwendig sein wird, möglichst weit nach hinten hinaus zu schieben, so dass wir dann viel zu alt dafür wären, dafür noch einmal herangezogen zu werden. Mal sehen, ob das klappt. 


Im Stall ist der alte und brüchige Lehm inzwischen von Thoren weggebaggert. Im Hintergrund des nächsten Bildes seht ihr den Minibagger. Es ist erstaunlich, was wir alles durch die winzige Tür bekommen haben!



Richtig wüst sieht es zur Zeit noch im Eisenzeithaus aus. Aber wartet ab! Es wird richtig schön werden!

Hier kommen später noch Viehboxen hinein. Die Tür im Hintergrund verschwindet und wird durch eine Tür in der Mitte ersetzt. So könnte man dann vom Herdfeuer aus den Kühen beim ****** zusehen.




Morgen werden wir die letzten Außenpfosten mit dem grünen "Monster" von jetzt 22 bis 24 cm Durchmesser auf rund 18 cm Durchmesser abarbeiten, die letzten Dachreiter für den Heidekrautfirst zusammenblatten, die Firsthölzer zusammenblatten, die "Reetbeschwer-Hölzer" (keine Ahnung, wie das richtig heißt) anfertigen. Das machen wir aber in der Zimmerei. Es soll Hunde und Katzen regnen morgen. Grr...

Die Dachreiter, die Firsthölzer und die Reetbeschwer-Hölzer müssen auf jeden Fall morgen fertig werden, denn am Mittwoch kommt schon der Reetdachdecker, um den First zu erneuern. Mit dem neuen First und den neuen Dachreitern sieht das Eisenzeithaus außen dann bestimmt am Ende der Woche fast schon wieder richtig hübsch aus!

Am Donnerstag kommen unsere lieben Lehmbauer, um die Stampflehmtenne im Stall einzubauen. 

Mit etwas Glück sind dann alle "Fremdgewerke", also die Arbeit anderer Spezialisten, am Ende der Woche abgeschlossen.

Dann haben Torben und ich "nur" noch alle 24 Aussenpfosten auszubauen, die neuen einzubauen (übrigens auf die gleiche Weise wie die Innenpfosten mit unserer selbst gebauten "Patentgründung" und Stampflehm), dann können alle Stahlstützen abgebaut werden, und das Haus steht wieder vollkommen "auf eigenen Beinen". 

Als klitzekleiner letzter Schritt wartet dann noch die Fertigung und der Einbau des Eichenbohlenbodens und der neuen Kastenfeuerstelle im Wohnteil auf uns. Ach, das schaffen wir! Ist ja noch bis Ende Oktober Zeit. Grmpf.

Bleibt uns gewogen und schaut gerne mal auf der Baustelle vorbei, um euch selber ein Bild von unserer Arbeit zu machen! Wir freuen uns immer auf Besuch!

So long und bis die Tage!

Chris
























Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke, daß ihr einen Kommentar hinterlassen möchtest! Wir haben inzwischen erfahren, daß ihr schon einige Kommentare geschickt habt. Irgendwie zeigt google sie uns aber nicht, so daß wir sie freistellen könnten. Das ist sehr schade. Wir versuchen, herauszufinden, woran es liegt!