Samstag, 15. Februar 2020

Richten und Richtfest


Am anderen Morgen "schwebte" der arme Dachstuhl immer noch ohne Füße in der Gegend herum. Der Countdown lief nun, wenn wir alles bis heute am späten Nachmittag fertig haben wollen. Falls wirklich überfallsartig die Nachbarn mit Richtkrone und Schluck aufmarschieren, muß ja auch die Baustelle einigermaßen shipshape sein. Und 15 Pfosten und zumindest die hinteren Streben sind sportlich!




Ein kleiner morgendlicher Rundgang um das Haupthaus, um einen Eindruck vom Gelände mit neuer Butze drauf zu erheischen...





























Und dann ging es im Akkord. Zum fotografischen Dokumentieren blieb keine Zeit mehr, daher brauchte es Mittagsbesuch, um mit unserer Kamera einfach "draufzuhalten". Da waren bereits 60 % geschafft.






Die Strecke zwischen Gummiwagen und Bau ist inzwischen in einen Acker verwandelt. Gummistiefel und hochgekrempelte Zimmermannshose sind ein merkwürdiger Anblick.





Der Regen der letzten Tage hat uns übel mitgespielt. Torben und Christian müssen zig mal durch diese Pampe. Einer dabei zu Fuß.




Die Arbeit läuft immer gleich ab: Pfosten holen und vor seinem Schacht auf Böcke legen, Abstand zwischen Balken und Grund mit dem Laser messen, den Pfosten auf diese Länge sägen.... Jürgen platziert das Hilfs-Kantholz, an dem der Pfosten angehoben werden wird...












Mit dem Hoflader hebt Torben den Pfosten an...(die Böcke fliegen in die Ecke...)





...und drückt ihn langsam in den Schacht ...





...dabei führen Handzeichen von Jürgen für unten und Christian für oben Torben beim Steuern, da er ja kaum etwas sieht da hinten im Lader..




Zapfen einfädeln...würg, ächz..














...drin ist er! Noch gucken, ob man auch durch's Loch gucken kann...




... Holznagel anspitzen...








...einölen und einschlagen.










Von diesem Moment an hängt der Pfosten an seinem Holznagel und kann ausgerichtet werden. Das geschieht mit der Wasserwaage.




Steht ganz gut...




..Schließlich kann Jürgen das Hilfs-Kantholz abmontieren, an dem der Pfosten hochgehoben worden ist. während Torben und Christian den nächsten Pfosten holen.










Jürgen


Es ist der letzte der zehn langen Pfosten..



Absägen, Hilfs-Holz anschrauben...





...und einfädeln.











Gelegentlich "bellen" Jürgen und Christian Torben die Richtungen in die Ohren: "Hoch...hoch...vorwärts...Stück zurück!"

















...einer brüllt, der andere benutzt den Zeigefinger (toller Name für dieses Tool!).





Torben murmelt: "Was wollen die denn jetzt...?". Und grinst, weil Christian und Jürgen nur jeweils ihren Part im Blick haben. Jürgen will nicht, daß der Pfosten unten in der Grube die Gründungssteine wegschiebt, Christian will nicht, daß der Pfosten oben verkantet. Da fallen die Worte "vorwärts!" und "zurück!" auch schon mal gleichzeitig.. Torben nimmt's mit Humor. Er hat den Aufbau systematisch bis ins Detail durchgedacht. Und mit der Gabel des Laders kann er eine Briefmarke auf ein Päckchen kleben, ohne es zu zerdrücken. Es kann nicht mehr schiefgehen.




Es ist ein ziemliches Gewürge, bis der Pfosten richtig sitzt.










Doch das Gewürge endet zum Glück immer mit dem Holznagel.





Kurzes Innehalten, um sich zu überzeugen, daß alles gut ist..





Wir bemühen eine Radwinde, um das Gebälk etwas anzuheben, damit wir den Pfosten in seine endgültige Position drücken können..





Uff! Nachdem die Kamera wieder weg ist, schafften wir noch die fünf kurzen hinteren Pfosten und die beiden hinteren Streben, und räumten auf.







Allmählich wird es dunkel. Aber wir müssen ja mit dem "Überfall" der Nachbarn rechnen.




Simon, Kai und Linda vom Vorstand des Fördervereins Schnippenburg kommen zusammen mit Maike von der Touristinfo der Gemeinde mit perfekt organisierter Verköstigung im Gepäck! Es gibt Würstchen und jede Menge Bier und Erfrischungsgetränke! Und dann kommen sie plötzlich, und zwar ALLE Nachbarn!* Vom Anfang bis zum Ende der langen Straße. Jung und Jung 2.0. Toll! Und bringen eine wunderschöne Richtkrone, die sie in den vergangenen Tagen in Gemeinschaftsarbeit gebaut haben. Und das, obwohl eigentlich gar kein Richtfest geplant war.



Simon, Kai und Linda


Nun müssen Torben und Christian na klar auch zünftig auf's Dach steigen. Es gilt, die tolle Richtkrone anzunageln. Aber so richtig will das Ding nicht gerade werden...




Schief. Total schief.





Simon, der Vorsitzende, muß "loten". Und das fällt ihm zunehmend schwerer, da das nicht ohne "Betriebsstoffe" funktioniert, die Jürgen fleißig nachfüllt.




Doch endlich kann das Ding in seiner aufrechten Position angeschraubt werden.




Torben sagt den "Spruch" auf. Es ist ein schöner, alter Brauch.




Die Kameras versagen den Fokussierdienst, weil es schon sehr dämmert.





Die Richtkrone der Nachbarn ist sogar beleuchtet! Eine Woche wird sie nun leuchten...




Trotz kaltem Windhauch ist die Stimmung ausgelassen und alle bleiben noch bis in die tiefe Dunkelheit.
Sogar eine Feuertonne haben sie angeschleppt. Vielen Dank Euch Nachbarn für diese tolle Überraschung!

Morgen ist Samstag. Wir wollen bis Mittag noch die Gruben verfüllen und alles fest rütteln. Am Montag bauen wir dann - ab da wieder nur noch zu zweit - die vier langen Streben ein. Danach wollen wir das Wetter abwarten. In günstigen Phasen machen wir uns an das Dach. 170 Dachlatten und fast 2000 Holzschindeln warten auf uns.



Wir freuen und über Besuch auf der Baustelle. Guckt ruhig mal vorbei...

Wenn alles fertig ist, wird feierlich eröffnet. Das wird toll. Denn dann kommen auch die super Förderer des Projekts und die Vertreter unserer Gemeinde und der Politik. Und dann wollen die Nachbarn "zum Einzug" kränzen!

Also bleibt uns treu, es geht noch richtig was hier...

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* wegen komplizierter Datenschutzgesetze und dem allgemeinen Problem von im Internet erkennbaren Getränkemarken müssen wir leider darauf verzichten, Bilder vom Fest, auf denen Personen und Getränkemarken erkennbar sind, hier zu zeigen.

Freitag, 14. Februar 2020

Richten zwischen den Stürmen

Na toll. Kaum war der Grund bereitet, um nun endlich aufbauen zu können, was wir in den letzten Wochen so alles geschnitzt haben, kommt Sabine. Weil in ein paar Monaten vielleicht schon niemand mehr weiß, wer Sabine war: Sabine war ein Sturm. Prophezeit war sie wie das Harmagedon, und so unterließen wir alle Versuche, dort auf dem Gelände vor ihrem Besuch irgend etwas aufzustellen, das nicht wenigstens annähernd kugelförmig und dabei zehn Tonnen schwer wäre. Es kam dann zum Glück nicht ganz so furchtbar wie befürchtet, aber man kann ja nie wissen. Und Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Nach dem Sabine in die ewigen Jagdgründe Einzug gehalten hat, ergab sich ein kurzes Zeitfenster vor dem nächsten angekündigten Gewehe, während dem es zwar immer noch windig und regnerisch, aber dennoch halbwegs zum Arbeiten tauglich schien. 


Wir mußten uns allerdings wirklich beeilen und deshalb gibt es auch nur ein paar Bilder von diesem ersten Akt des Stückes. Zunächst stellten wir bei Sonnenaufgang die Böcke und Untergerüste auf, um wie geplant von oben nach unten bauen zu können.




Der Baugrund war dabei immer noch mit den Holzplatten bedeckt. Die Böcke stellten wir auf die auf festem Grund liegenden Platten. Dazwischen waren allerdings unsere Gräben, jeweils auch nur mit einer Holzplatte abgedeckt.
Für das Richten machte sich als Verstärkung Jürgen leibhaftig. Er ist Zimmermeister und war auch schon beim Richten des großen Eisenzeithauses vor 12 Jahren dabei.






Auf die Böcke packten wir die langen Träger/Pfetten/Rähme/Wasweißich. Weil uns das doch ein Bißchen wackelig erschien, bauten wir noch Stützen dagegen. Auch wenn Christian so wie nebenbei daran zu wackeln und kippeln anfing, sein Fliegengewicht reichte ohnehin nicht, es umzuwerfen. Wird schon halten.




 

Bißchen merkwürdig sah das Gebälk schon aus in diesem Stadium.




Das erste "Dachdreieck" schwebte inzwischen heran.





Das muß jetzt auf die langen Träger aufgesetzt werden, wonach Jürgen es mit den Holznägeln (ja, es sind genau die, die wir hier gemacht haben) befestigen kann.









Und damit nimmt das Gebäude nun zum wirklich ersten Mal eine konkrete Form an.






Das ganze noch vier weitere Male. Bis schließlich das letzte Dachdreieck an der Reihe ist.





Wenn das jemand sieht, der gerade zufällig des Wegs daher kommt... was mag dieser Mensch denken?















Es sind ja alle Teile individuell an einen bestimmten Auflagebereich anderer Teile angepasst, aber bis zu diesem Augenblick wußte keiner von uns, ob alles zusammen dann wirklich noch fluchten würde. Und es fluchtete.






Kaum bauten wir die "Schlupfies", diese langen Transportschlingen ab, kam die Sonne raus.





Die ersten Eindrücke vom "Schnitt" des Gebäudes sind toll! Wir sehen das Ding ja jetzt auch zum ersten Mal.





 Die "Plattform" aus Alu hat sich bewährt, kann aber nun eigentlich abgebaut werden. Und sobald die Pfosten stehen und angebaut sind, können auch die anderen Metallteile weg.





Jürgen maß mit dem Laser noch, ob alles auch waagerecht steht...
An den Sparren sind bereits die Markierungen für die Latten. Die Sparren sind bewußt abgeflacht. Hier haben wir stumpf gesägt, während die "Altvorderen" sie sicher aus gespaltenen und anschließend glatt gebeilten und gedechselten Stämmen gemacht hätten. Für die Konstruktion eines Holzschindeldaches ist eine plan abgeflachte Auflage an den Sparren von Vorteil. Wenn man natürlich schön gerade gewachsene Fichtenstämmchen hat, geht es gut auch damit. Aber Fichtenstämmchen in der Eisenzeit hier in Norddeutschland? Nö.




Und dann ist es das für heute auch schon gewesen. 

Das war der erste Tag des Richtens. Tags darauf hat es so dermaßen geregnet und sogar zwischendurch geschneit, sodaß wir lediglich die Gruben für die Gründung der 15 Pfosten vorbereiten und verdichten konnten, bevor wir die Flucht vor dem Wetter ergreifen mußten.

Als Nächstes müssen wir die Pfosten unter die Träger bauen, damit der Bau fortan auf seinen eigenen Füßen stehen kann. Auch da müssen wir uns beeilen, denn wir haben gesteckt bekommen, daß die Nachbarn irgendetwas planen...Sie haben angeblich mal eben spontan ein Überraschungs-Richtfest auf die Beine gestellt! Ist es nicht eigentlich so, daß die Zimmerleute sagen, wenn gerichtet ist und dann der Bauherr (hier ist es eine Bauherrin) zum Richtfest einlädt? Nun haben die Nachbarn es einfach selbst in die Hand genommen und uns damit mächtig unter Druck gesetzt, den Grundbau in zwei Tagen fertig zu haben. Wir freuen uns mächtig, daß unser Gebäude die Leute um uns herum so schön vereint, daß sie unbedingt ein kleines Fest machen wollen. Deshalb geben wir richtig Gas...