Donnerstag, 15. September 2022

Update! Was bisher passiert ist...




Lange war es ziemlich still hier. Und dennoch ist viel passiert. Es war nur nie die Zeit, darüber auch ausführlich zu berichten. Aber das hole ich nun nach. Das ist jetzt etwas länger, aber keine Angst, ab nächste Woche wird es jeweils recht kurze Beiträge hier geben, nämlich immer dann, wenn etwas Neues geschieht... Natürlich lassen sich wieder alle Bilder durch Anklicken vergrößern. Viel Vergnügen!

Schön ist es, wenn man sich Holz für ein Projekt passend bestellen, es in die Werkstatt liefern lassen, es fertig bearbeiten und zügig abzimmern kann. In den meisten Fällen wird sowas tatsächlich auch im Holzbau so gemacht. 
In unserem Falle ist das wieder einmal alles anders. 
Wir suchen Holz im Wald aus, lassen nach unseren Anforderungen fällen, um aus den rohen Stämmen dann alles anfertigen zu können, was wir so brauchen. Denn wir bauen mit Frischholz. So wie seit vielen Jahrtausenden. Und so, wie es bis vor hundert Jahren noch gemacht wurde. Hier kommt man an die Urspünge des Zimmerhandwerks. Mit allem, was dazu gehört. 

Es ist natürlich etwas anderes, ob man technisch getrocknetes, DIN-genormtes Bauholz verwendet, von dem man meist weder weiß, wo die Bäume, von denen das Holz stammt, einmal standen, noch wo es gesägt worden ist und so weiter, oder aber ob man Bäume noch lebend gesehen hat, in ihrem natürlichen "Zuhause", da also, wo sie hundert oder zweihundert Jahre verbracht, ihre ganz eigenen Geschichten erlebt haben. Denn Bäume sind natürlich Lebewesen. Und noch mehr: Sie sind ihrerseits das Zuhause anderer Lebewesen, von Vögeln, Eichhörnchen, Schmetterlingsraupen, auch von vielen Käfern.


Unser Holz kommt von Eichen aus unserem heimischen Wald, nur zehn Kilometer von unserer Baustelle am Eisenzeithaus entfernt. 


Hier liegen die Stämme unserer Bäume noch, vor erst wenigen Monaten gefällt, am Rande des Waldes, in dem sie aufgewachsen sind. Auch die kurzen im Hintergrund gehören dazu.



Und hier haben wir sie bereits zu unserer Werkstatt in Venne geholt, um sie genauestens zu begutachten.  




Immer, wenn wir sowas machen, wird uns aufs Neue bewusst, dass diese Eichen ihr Leben für uns lassen mussten. Natürlich wären sie ansonsten irgendwann vielleicht auch gefällt worden. Und wer weiß, was dann aus dem Holz gemacht worden wäre. Es werden zwar für uns nur Bäume gefällt, die ohnehin angezählt, zur Ausdünnung vorgesehen waren, um etwa Platz für eine Verjüngung des Waldes zu schaffen. Denn vielerorts wurden vor hundert oder zweihundert Jahren Wälder neu aufgeforstet. Die Bäume sind dort oft in gleichem Alter. Im natürlichen Wald gibt es immer aber mehrere Generationen gleichzeitig. Das soll heute wieder erreicht werden. Aber vielleicht hätten unsere Eichen auch noch einige schöne Lebensjahre gehabt, wenn wir nicht gekommen wären.

(Einen Einblick über unsere Philosophie beim Bauen mit Holz gibt es hier click!)


Marcel, das jüngste Teammitglied am Eisenzeithaus, zieht als freiwilliger Helfer in seiner Freizeit bei den dünneren Stämmen bereits grob die äußere Schicht der Rinde ab, ganz traditionell mit dem Ziehmesser. Die "Mickymäuse", formal Kapselgehörschutz heißend, schützen ihn vor dem Lärm der schweren Maschinen, die Torben und ich ein paar Meter weiter im Einsatz haben, um die Stämme auf das Kernholz abzuarbeiten. 

Marcel Ackermann





Diese Maschinen, 8 Kilogramm schwer, müssen in einer Weise geführt werden, die übel für unsere Rücken ist, die ja nicht jünger geworden sind, seit wir vor drei Jahren den letzten Bau auf diese Art gemacht haben. Sie wurden entworfen, um gelegentlich im Wald an dem ein oder anderen Baumstamm schnell etwas Rinde zu entfernen. Wir haben diese Geräte aber von nun an jeden Tag stundenlang in den Händen. So lange jedenfalls, bis alle Pfosten fertig sind. Dabei geht es bei uns nicht nur darum, die äussere Rinde, die Borke loszuwerden. Die Firstpfosten bekommen einen mittleren Durchmesser von 22 cm, die Aussenpfosten von 18 cm. Dabei sollte so gut wie kein Splintholz mehr vorhanden sein, sondern nur noch das harte und viel dauerhaftere Kernholz. Deshalb müssen wir uns mit diesen Geräten rundum bis zu 10 cm tief in das Holz hineingraben. Als diese Aufnahmen entstanden, herrschte für fast eine Woche lang 30° C und es war höllisch schwül. Keine spaßige Arbeit unter diesen Umständen.

Exkurs: Kann man die Rinde nicht einfach dran lassen? Kann man schon. Aber das ist dann eigentlich Mist. Mal rein baufachlich: man sieht nicht, wenn Käfer ihre winzigen Eiablagelöcher ins Cambium gebohrt haben. Nach dem Entrinden sieht man den möglichen Befall erst. Seit einigen Jahren werden unsere Eichen, kaum, dass sie geschlagen sind, fast alle sehr zügig befallen. In wenigen Wochen entsteht eine sich bis tief ins Splintholz hineingrabende, dicker werdende Made, die dann nach einiger Zeit, manchmal erst nach einigen Jahren eine Verpuppungskammer anlegt, in der sie zum Käfer wird, der - meist sehr viel kleiner als die Made, durch ein Ausflugloch das Holz verlässt. Es gibt inzwischen wieder Käfer hierzulande, die sogar Generation für Generation bis tief ins Kernholz bohren und es nach und nach zerstören. Dazu trocknet nicht entrindetes Holz extrem viel langsamer, die Borke ist wie ein Schwamm, der aus dem Kernholz ständig feucht gehalten wird und diese Feuchtigkeit nur langsam abgibt.
Ausserdem sieht ein vorgeschichtlicher Bau mit nicht entrindetem Holz so aus, als wolle man sagen: "guckt her, wie rustikal die damals bauten, sie konnten es nicht besser, Barbaren, die auf Bäumen lebten eben!". Aus der Phase der sogenannten "rustikalen Rekonstruktionen" vorgeschichtlicher Bauten sind wir lange raus. Das war noch in den 1960er und 1970er Jahren "Mode". Heutige Archäologische Freilichtmuseen sollten sowas nicht mehr machen. Dazu J.M. Coles in "Ancient wood, woodworking and wooden houses, EXARC 1987: "Sapwood rots more quickly than hardwood and its removal delays decay of the timber. Oak has a marked sapwood zone and elm has approximately 20-30 sapwood rings but lime is less clear. It is not surprising that even in the Early Neolithic, sapwood was almost always removed from timber; the structures built involved considerable pressure on plank edges, and a sapwood edge would rapidly collapse" (ungefähr: Splintholz verrottet schneller als Kernholz und seine Entfernung verzögert den Zerfall hölzerner Bauteile. Eiche hat eine deutliche Splintholzzone [...]. Es überrascht nicht, dass sogar in der Jungsteinzeit das Splintholz nahezu immer vom Bauholz entfernt wurde; die Konstruktionen brachten erheblichen Druck auf die Kanten der Bauhölzer und eine Splintholzkante würde schnell zusammenbrechen"). 

Wir entrinden selbstverständlich konsequent. Und entfernen darüber hinaus das Splintholz - dies aber hauptsächlich, weil wir für etwas längere Zeiträume bauen müssen als die vorgeschichtlichen Kollegen. Sie haben vermutlich nur wichtige Bauteile bis auf Kernholz abgearbeitet. Entrindet haben sie jedoch sicher immer. Wir haben seit langem eine Technik, die es uns erlaubt, das Ergebnis so hinzubekommen, dass es nach einfachem Schälen auch nicht viel anders ausgesehen hätte. 
Neu war diesmal die Idee, Rollen auf Holzklötze zu schrauben. So können wir die Stämme nun mit dem Fuß weiter drehen, um sie rundherum gleichmässig abzuarbeiten. Zumindest fiel so das hundertfache aus der Hand Legen der Maschine, mit den Händen den Stamm Drehen, die Maschine Wiederaufnehmen, kurzum, das hundertfache Sich-Bücken-Müssen weg. Allerdings nur bei den geraden Stämmen. Die krummen wehrten sich gegen das leichtfüßige Rollen dann doch zu sehr.



Torben

Torben Altemöller




Der Autor, inzwischen ohne lange Haare. 

Christian (Chris) Schlichting


Torbens Beine und vor allem Schuhe sind gut vor heranpeitschenden Holzspänen durch seine lange Schlaghose geschützt. 




Ich mit meinen kurzen Hosen muss dagegen einigermaßen leiden. Dafür ist die Hitze so besser zu ertragen. Wenn man bei so etwas mit kurzer Buxe arbeitet, braucht man solche Schuh-Überstülper, damit die Späne nicht in die Schuhe geraten können.

Kleiner Exkurs
Der Schlag bei Zimmermannshosen ist übrigens ursprünglich, anders als man es fast überall lesen kann, gar nicht dazu gedacht gewesen, zu verhindern, dass Späne in Schuhe fallen können. Diese Hosen stammen von den Hosen der Hamburger Schiffszimmerleute ab. Wie alle anderen Seeleute auch mussten sie oft in knietiefem Salzwasser herumwaten, zum Beispiel, wenn sie im Schiffsrumpf Lecks reparierten. Die Hosen saugten sich dabei bis oben zum Schritt mit stinkendem Bilgenwasser voll. Der weite Schlag machte es möglich, den unteren Hosensaum zu packen, und ihn bis hinauf zum Schritt hoch zu ziehen. Damit war die lange Hose im Handumdrehen in eine Shorts verwandelt und blieb trocken. Eine andere Erklärung findet man auch gelegentlich: Sollte man mal über Bord gegangen sein, konnte man eine Hose mit weitem Schlag schneller ausziehen. Das ist überlebenswichtig, denn mit vollgesogenen Kleidern kann man nicht gut schwimmen. Wie auch immer, solche Zunfthosen mit Schlag sind perfekt für Leute wie wir, die wirklich Späne machen. Auch der dicke Cordstoff hat sich dabei bewährt, denn er puffert die Einschläge der Holzschnitzel gut ab. Aber 30 Grad Celsius sind dann eben auch ein Gegenargument. Nach einigen Tagen habe ich die Knickerbocker allerdings aufgegeben und fortan nur noch die lange Schlaghose vollgeschwitzt. "An den Beinen schwitzt man wenig"? Von wegen. Und ob man schwitzt.

Nach ein bis zwei Stämmen müssen wir die Rollenböcke aus den Spänen ausgraben. Wir schaffen an guten Tagen vier kurze Stämmchen pro Mann.


Hier einige der bereits fertiggestellten neuen Außenposten für das Eisenzeithaus. Wir haben so manche Käferlarve freigelegt und können nun sicher sein, dass hier drin nichts mehr lebt.




Die ganz großen Kaliber verfrachten wir auf unser Sägewerk, um den Großteil bereits herunter zu sägen, bevor wir mit der Hand weitermachen.




Für die Firstpfosten brauchen wir solche kerzengeraden Eichenstämme.




Für die neuen Dachreiter, also die Hängehölzer, die oben auf dem Reetdach den neuen Heidefirst festhalten und beschweren werden, haben wir Rohlinge aus bereits fertig abgelagerter, trockener Eiche gefertigt. Sie sind dann nicht so schwer und geben keine Feuchtigkeit mehr an das Heidekraut ab.
Sie müssen in sich beweglich sein, damit sie in den kommenden Jahren nachgeben können, wenn der Heidekrautfirst durch seine natürliche Alterung etwas absackt. Den Grad des Absackens einzuschätzen, ist Aufgabe des Reetdachdeckers. Danach richtet sich, wie wir das "Scharnier" gestalten. Wir bauen einen Startwinkel von 45° ein, der sich dann bis auf 33° abflachen kann. 







Hier haben wir bereits alle Rohlinge dafür gefertigt. Abgearbeitet auf das Kernholz und geglättet .




Nun bauen wir sie zusammen.






So wird es gehen. Passt, wackelt und hat Luft. 45° am Anfang, so wie hier mal probeweise aufgestellt, werden die Dachreiter bald auf dem erneuerten Heidekrautfirst des Reetdaches thronen. Mit der Zeit wird der Kreuzungspunkt zusammen mit dem nachlassenden Heidekraut nach unten sacken und die Schenkel einen Winkel von 33° bilden. Diese Dachreiter sind dann ein guter Anzeiger dafür, wann es Zeit ist, den First wieder zu erneuern.







So langsam wächst der Stapel an einbaufertigen Ersatzteilen für das Eisenzeithaus.


Hier kommen nun noch fünf riesen Trumme an Baumstämmen, sie stammen von mehrhundertjährigen Eichen.


Aus ihnen schneiden wir Bohlen vor, die wir dann von Hand abbeilen und dechseln. Daraus wird der Holzboden für den Wohnteil des Eisenzeithauses. Die traditionelle Weise wäre das Spalten. Doch dann haben wir viel Verlust, da beim Spalten das Holz manchmal auf ungünstige Weise einreißt, wir dann  nach dem Spalten aber nur die relativ gerade herausgekommenen Spaltbohlen verwenden können. Sowas geht heute nur mit enormem Holzverbrauch, viel Zeit und alles kostet enorm viel Geld, es sei denn, man findet genügend tadellose, astfreie, kerzengerade Eichen, die auch noch ohne Drehwuchs sind. Vor über 2000 Jahren ging man sicher lieber ein paar Tage mehr durch den Wald, suchte die perfekten Eichen, statt an weniger geeignetem Holz später mühevoll mit Problemen zu kämpfen. Heute geht das so nur noch selten. Beim Bau großer historischer Holzschiffe macht man sowas noch. Aber das ist richtig teuer. Wir nehmen Abkürzungen da, wo sie sinnvoll sind.




Günter Buhr im Einsatz. Obwohl längst im Ruhestand, ist seine Erfahrung und sind seine Augen unbezahlbar, wenn es gilt, solche wertvollen Eichen auf die sparsamste Weise aufzusägen. Von den alten Meistern kann man immer viel lernen. 

Günter Buhr



Es ist ein riesen Aufwand, jeden der dicken Stämme zunächst in der richtigen Lage auf das Gleis der Säge zu bekommen, dann Bohle für Bohle zu schneiden, ohne, dass die Bandführung an den Seiten irgendwo anschlägt und die Säge so blockiert. So dauert es enorm viel Zeit für jeden Stamm. Immer wieder muss der Stamm auf dem Gleisbett leicht hin oder her verschoben werden. Bis zu 8 Meter lang und über 60 cm dick sind diese Stämme. Entsprechend enorm ist ihr Gewicht. Fehler dürfen nicht passieren. Wenn mit solchen Riesen gekämpft wird, ist Lebensgefahr. Wir versuchen, so ökonomisch wie möglich vorzugehen, das Holz darf nicht verschwendet werden. So viele gute 5 cm dicke Bohlen wie möglich wollen wir aus den Stämmen machen. Eiche ist nie gerade, so wie etwa Fichenstämme. Am Verschnitt sehen wir später, ob wir gut waren oder nicht.







Wir haben sehr wenig Verschnitt, im Grunde nur die oberen und unteren Schwarten.
Und ein bisschen "Brettabschnitt". Daraus mache ich später noch irgendwas Nützliches.


Am letzten Samstag räumten wir das Eisenzeithaus leer. Alles musste raus. Denn der Einbau der neuen Firstpfosten wird friemelig genug, da sollte nicht noch Krams im Wege sein.


 Wir werden alle Pfosten, obwohl sie nur noch aus Kernholz bestehen, experimentell in Stampflehm einbauen. Was aus dem Boden herausguckt, werden wir mit Lehmschlamm einreiben bis zu einer Höhe von 20 cm. Mal sehen, wie lange die Pfostenenden dann durchhalten, bis irgendwann wieder repariert werden muss. Dann aber, hoffentlich erst in drei Jahrzehnten, können sie unten abgeschnitten und auf eine Stahlgewindestange in Beton gestellt werden. Dann hält das ewig.

Aber bis dahin sind wir so alt, dass wir daran vermutlich nicht mehr beteiligt sein werden. Selbst wenn die neuen Pfosten nur so lange durchhalten würden wie ihre Vorgänger, also etwa 15 Jahre, bin zumindest ich fast 70. Es bleibt vorerst also dabei: ein echter Pfostenbau. Wie das Original vor 2300 Jahren.

In aller Frühe kam gestern bereits der Stampflehm, von Hasko Lehmbau genau für unseren Zweck fertig gemischt.










Das leere Eisenzeithaus. Bald wird es hier ganz anders aussehen. 


Auch die alte Feuerstelle wird vollkommen neu gestaltet. Nach neuesten Erkenntnissen aus der dänischen Archäologie. Lasst euch überraschen!




Vielleicht schaffe ich es sogar, bei der Gelegenheit der Erneuerung des Stallbodens (diesmal mit dem von Hasko nach historischem Rezept hergestellten Stampflehm) die bislang fehlenden Viehboxen einzubauen. Dann wäre der Nachbau noch realistischer.







Nun wisst ihr, was wir in den letzten Wochen so getrieben haben. 

Am Montag geht die eigentliche Sanierung los. Nächste Woche wollen wir die mächtigen Firstpfosten im Inneren ausbauen und die neuen einbauen. Das wird mega spannend! Wir halten euch natürlich hier auf dem Laufenden.

Schönes Wochenende und vielen Dank dafür, dass ihr beim Lesen bis hierher durchgehalten habt!

Chris

Dienstag, 12. April 2022

Bald geht es los! Das Eisenzeithaus wird saniert.

 

"Es geht bald los! Das Eisenzeithaus wird saniert.

Nach dem die Gemeinde Ostercappeln in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Schnippenburg erfolgreich einen Förderantrag auf Zuwendungen zur Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE) gestellt hat, können nach allen nötigen Ausschreibungen die praktischen Arbeiten für die Sanierung des Eisenzeithauses beginnen.
Zurzeit warten Torben und Chris auf die Holzbestellung. Torben Altemöller und Christian Schlichting haben schon den Bau des Eisenzeithauses sowie des letzten Speichers umgesetzt und können auch jetzt wieder ihre Leidenschaft für Archäologie und Holzbau zusammen ausleben.
Infos zur Sanierung wird es wieder auf dem Blog Wir.Bauen.Geschichte. ( https://building-the-past.blogspot.com/ ) und auf www.eisenzeithaus.de geben.
Programmbuchungen, Erlebnisangebote, Ferienspiele usw. sind aufgrund der Sanierung und der damit verbundenen Baustelle bis Ende Oktober am Eisenzeithaus leider nicht möglich.
Sicherlich wird es nach Möglichkeit ab und an eine öffentliche Baustellenführung geben.
Infos dazu wird es hier bei Facebook sowie auf dem Baublog und der Internetseite geben.
Wir freuen uns, euch bald ein neu erstrahlendes Eisenzeithaus präsentieren zu können."

Als erste Tat haben wir heute das Baustellenschild auf dem Gelände des Eisenzeithauses angebracht. Es wurde liebevoll von Cilly van Berkum gestaltet und sieht einfach super aus!

 

Bis bald also!

Chris
 
 

 

 

 

Mittwoch, 2. Dezember 2020

Erste Hilfe für das Eisenzeithaus oder: Rocking The Iron Age House. Zweiter Teil: Die Lösung.

Zweiter Teil: Die Lösung. (Für den ersten Teil klickt hier!)

Fest stand nach der Inspektion, hier muss sehr zügig etwas geschehen. Bis es so weit ist, können wir aber schon wenigstens sichern, was zu sichern ist. Eine Not-OP erstmal. 

Erst einmal rauf auf's Dach, um die gefährlichen Dachreiter abzubauen.

Zunächst gilt es, Torben oben einen sicheren Arbeitsplatz zu verschaffen. Von da oben gibt Torben Zeichen, wie Christian den ausfahrbaren Arm des Teleskopladers steuern soll, an dessen Ende die Palettengabel eine breite Palette hält, auf der Torben nicht nur stehen, sondern auch die abmontierten Dachreiter sogleich hinter sich aufstapeln kann. Sie einfach herunter zu werfen würde möglicherweise Schaden am Reetdach anrichten. Ausserdem weiß man nie, wer plötzlich zufällig da unten auftaucht. Bei dieser Prozedur ist Torben mit einem Klettergurt und Seil gesichert. Man kann böse fallen. Die Leiter steht bereits bereit. Nachdem ein erster Teil Dachreiter abgebaut ist, fährt Christian Torben schräg ungefähr auf die Hälfte des Daches hinunter, legt die Leiter an die Ecke der Palette an, um Torben das Hinabsteigen zu ermöglichen. Dann fährt Torben den Lader geschickt in mehreren Zügen vom Dach weg, um die Holzteile weg zu bringen. Der Teleskoplader hat zwar vorne ausfahrbare Stemmfüße, mit denen er sich gegen das vornüber Kippen schützen kann, aber diese Dinger müssen ja zum Drehen des Gerätes eingefahren werden. Mit dem Gewicht so weit vorne und bei dem Gefälle des Hanges - auch nach vorne - kann so ein Lader auch mal beim Einschlagen der Lenkung umkippen. Torben kennt sein Gefährt zum Glück genau. Danach das Ganze etwas weiter rechts. Stück für Stück verschwinden die verrotteten Teile vom Dachfirst. Bei dieser Gelegenheit bessert Torben auch gleich die Stellen aus, die kaputt gegangen sind. Ob starker Wind, der ein oder andere Orkan, irgendwas hat immer mal wieder an den Holzteilen gerissen und so konnten sie zum Schluß auch für den eigentlichen First gefährlich werden. Sie waren nun ja nicht mehr schwer und massiv genug um stabil zu liegen.

 


Oben bietet sich ein guter Eindruck, wie die Firsthaube aus Heidekraut und das Reet die Jahre überstanden haben. Das Heidekraut ist mit Holzsplinten festgesteckt wie der Hut manch einer vornehmen Dame beim Pferderennen von Ascot.










 

 


 

Nachdem die übel aussehenden und gefährlich maroden Dachreiter und alle seitlichen Holzteile unter dem Eulenloch (das tatsächlich immer wieder von Eulen genutzt wird!) entfernt sind, gibt es nun nichts mehr, das vom Dach herunter und vorbeischlendernden Müßiggängern auf den Kopf fallen kann.



Die Nordseite des Daches hat etwas Moos angesetzt, aber noch nicht so viel, dass es nicht mit einem leichten Abrasieren behoben wäre. Der Heidekrautfirst muß allerdings ohnehin zeitnah erneuert werden. Bei dieser Gelegenheit ist dann auch die Pflege der Moosseite des Daches an der Reihe.



Die Sonnenseite ist noch tadellos. Hier sieht man, was schnelle Trocknung am Licht und vor allem UV-Strahlung bewirken können. Reet ist extrem UV-beständig, Moose dagegen mögen direktes Sonnenlicht offenbar gar nicht.



Am nächsten Tag geht es an die Pfosten. Im nächsten Bild sieht man an dem Stein schon, was wir im Schilde führen. Der mittlere Eingangspfosten hat ohnehin keinen Kontakt zum Boden mehr. Wir werden ihn sauber abschneiden, und zwar im noch gesunden Teil des Holzes, knapp oberhalb der Stelle, an der der verrottete Teil beginnt. Darunter schaffen wir genau den Platz, den der Stein für sich in Anspruch nehmen wird, wenn er den Pfosten fortan tragen soll.



Es ist kein leichtes Unterfangen, dort eine Grube zu graben. Denn die Pfosten standen in einem Gemisch aus Beton und Schotter. Das war ein Experiment. Es hat die Lebensdauer der Pfosten nicht verlängert.

 


 

 Auch der rechte Eingangspfosten hat eigentlich keinen echten Kontakt mehr zum Boden. Wir sind gespannt, was uns erwartet, wenn wir den kritischen Bereich ausstemmen.

 


Oben hängt der Pfosten noch an seinem Zapfen im Zapfenloch des Rähms, das hier zugleich die Fußpfette bildet. Darauf wiederum lasten sehr schwere Eichensparren. Sie sind so schwer, weil sie recht dick sind. Sie müssen ja viele Meter vom Rähm bis oben zur Firstpfette überspannen und dürfen sich dabei unter der Last des gar nicht so leichten Reetdaches mit seinen vielen Latten aus Eiche nicht durchbiegen.


Vor über zwölf Jahren hat Torben den Holznagel eingeschlagen. Nun muß er wieder raus, um den Pfosten abnehmen zu können. Heraus Schlagen geht nicht mehr, zu sehr ist er gequollen. Er sitzt bombenfest, wie mit dem umliegenden Holz verschweißt. Torben muß ihn herausbohren.




Auch bei dieser Arbeit muss besonnen vorgegangen werden. Viele Versuche gibt es nicht. Deshalb muss man genau überlegen, wie es gehen könnte, und so muss es dann auch wirklich gehen. Klappt es nicht, folgt ein Rattenschwanz der Ärgernisse: Neuen Stamm besorgen, aus dem ein Ersatzpfosten gemacht werden kann oder so etwas. Es ist nämlich ärgerlich, wenn man etwas schon zwei mal abgesägt hat, es dann aber immer noch zu kurz ist. Also genau messen und jeden Schritt durchdenken. Nichts ohne klare Absicht machen. 


So. Da liegt er nun, der Stein. Erinnert ihr euch an den ersten Teil, in dem das Bild von einem Originalpfosten zu sehen ist, der nach anderthalb Jahrtausenden immer noch auf seinem Stein ruht? Freilich, dieser Stein bildete das untere Ende des Pfostenlochs und sollte das Absinken des Pfostens verhindern. Hier werden wir ihn am Übergang vom Boden zur Luft platzieren, und den Pfosten stramm darauf aufsetzen. Und - schwupps! - ist der Übergang vom Pfostenbau zum Ständerbau geschafft! 



Das Problem ist nur, wie wir den Pfosten so stramm zwischen Rähmbalken und Stein einpressen wollen. Das Haus anheben, den Pfosten wieder in sein Zapfenloch stecken und mit einem neuen Holznagel sichern, dann das Haus wieder absenken, damit es sich mit seinem vollen Gewicht auf den Pfosten stützt, der wiederum sich auf den Stein presst. Klingt nach Unfug. Aber fast genau so werden wir es machen. Damit der Stein sich nicht nach unten in die Grube drückt, wird sie kurzerhand mit einem Mineralgemisch ausgestampft.




Nun kann die OP beginnen. Der Patient ist ja geduldig. Alles ist bereit.



Der Abstand des Steins zum oberen Rähmbalken entspricht genau der Länge des Pfostens mit einer ganz leichten Zugabe für den Fall, das das Gewicht den Stein noch ein, zwei Zentimeter herunter drückt. Es soll ja alles wirklich stramm sitzen. 

Weil wir den Pfosten aber nicht genau seitwärts zwischen Rähm und Stein einpassen können, da der Pfosten ja oben noch einen Zapfen hat, der ins Loch im Rähm muss, wir ihn also schräg dazwischen "einfädeln" müssen, und er dann mit seiner unteren Kante am Stein hängen bleiben würde, müssen wir das Rähm gleich so weit hochdrücken, dass der Rand des unteren Endes des Pfostens über den Stein gleiten kann. Erst mal sägt Torben einen passenden Balken, mit dem der Weg der Radwinde, die für das Hochdrücken zum Einsatz kommen wird, verlängert werden soll. Die Radwinde ist das blaue Ding neben dem Pfostenloch.




 

Radwinde steht, hat Spannung, Balken sitzt stramm zwischen Radwinde und Rähm, Torben hat den Pfosten mit seinem Zapfen ins Loch im Rähm gesteckt, unten sehen wir nun, wie weit die Radwinde den Rähmbalken hochdrücken müsste, um der unteren Kante des Pfostens über den Stein zu helfen. Fehlt jetzt nur noch, dass der Fotograf auch mal wieder arbeitet und zumindest an der Radwinde dreht.

 


Und das macht Christian dann auch. Oh weh, von rechts und links hört man es knacken und knarzen. Das Gebälk ächtzt, als wollten alle benachbarten Teile aus ihrer Verankerung springen.

Dabei sind es nur noch einige Millimeter. Aber zwei Millimeter Felsgestein sind zwei zuviel!





Fast glaubt man, dass es nur noch einen Zacken der Radwinde braucht, und alles fliegt uns um die Ohren. Aber der Pfosten muß auf den Stein.


Yeah! Geschafft! Hurrah! Der hat richtig "gefluppt", als er in seine Position sprang! Fast meint man, das Haus stöhnt vor Erleicherung. Der Patient schöpft Hoffnung!








Aber es fehlen noch zwei Pfosten, die auf die gleiche Art vorläufig gerettet werden müssen. Und jeweils am "Eck", also an der rechten und an der linken Außenseite des Eingangs wird das Hochdrücken noch kritischer. Wir verraten es dem Patienten an dieser Stelle natürlich nicht. 

Erst wird wieder knapp im "Gesunden" amputiert, äh, abgesägt.


Raus muß, was faul ist.



 

Wie tief geht es?  



 

Was? Das ist alles??? Das ist alles, was vom Pfosten unten noch übrig ist? Unglaublich!




Wer sich mit der Materie beschäftigen möchte, findet unter diesem Post am Ende einen kleinen Ausflug in die Welt der Verrottung. Hier ist klar: nachdem zunächst Pilzmyzelien die Pionierbesiedlung gebildet hatten, fanden nacheinander holzzersetzende Bakterien, Asseln und zum Schluß, als alles schön weich war, Käferlarven ihr Paradies. Übrigens waren es im "Eckpfosten" der anderen Eingangsseite die Ameisen, die dem Holz den Rest gegeben haben.



Spannend allemal. Wir entschließen uns, diese Stümpfe aufzubewahren. Zu Dokumentationszwecken. Ist alles Forschung. Auch das hier.


Nachdem das Loch gegraben ist, in das der nächste Stein versenkt werden soll, machte der Akku schlapp. So fehlt dieser Teil der Geschichte.


aber ihr könnt es euch denken, es ging wie beim Mittelpfosten, knack, knarz, flupp.


 

Hier das Ergebnis beim zweiten "Eckpfosten" des Eingangs. Der Stein ist nicht etwa untergeschoben. Das geht nicht, dann ist das alles zu locker, hat keinen Halt. Es wurde zuvor genau gemessen. Mit Übermaß. Der Stein wurde so platziert, dass der Pfosten nur mit Gewalt und nach Hochdrücken des Rähms mit der Radwinde auf sein neues vorläufiges Lager gestellt werden konnte. Bei diesen "Eckpfosten" konnten wir es nicht genau so wie mit dem Mittelpfosten machen, denn diese hier sind quasi mit der Lehmflechtwand verbunden. Und wir wollten keine größere Baustelle verursachen.




Nach zwei Tagen ambulanter Notfallbehandlung sind nun die schlimmsten Wunden des Patienten erst einmal versorgt, die OP ist gut verlaufen, der Patient hat alles gut überstanden.  Und er bekommt auch langsam wieder Farbe im Gesicht.







Das Bild von Hinfälligkeit und Verfall ist nun erst einmal von der Wand genommen. Wenn alles gut geht und alle Verbündeten dieses Projektes wieder so wie eigentlich immer zusammenhalten und sich wieder ins Zeug legen, dann kann hoffentlich sehr bald schon mit der dringend anstehenden Sanierung aller Pfosten begonnen werden, der Dachfirst mit frischem Heidekraut eingedeckt werden, und dann können die nächsten 12 bis 15 Jahre kommen. Aber halt! Wir haben dafür einen guten Plan. Die neuen Außenpfosten werden nach japanischer Methode eingegraben. Wir sind sicher, dass wir damit die nächste Not-OP auf locker über 20 Jahre hinaus schieben können. 


So, und nun sage noch jemand, dass die urgeschichtlichen Leute auf solche Ideen nicht auch gekommen sein können. Doch. Das sind sie bestimmt. Warum haben sie die Lebensdauer ihrer Häuser also nicht durch die Ständerbauweise verlängert? Oder haben sie? Und wir wissen nichts davon? Mal ehrlich, wie werden wohl unsere alten Pfostenlöcher des Eingangsbereichs unseres Eisenzeithauses  nun aus archäologischer Sicht aussehen? Unverändert! Niemand, der später einmal hier ausgräbt, wird unsere Reparatur im archäologischen Befund erkennen können. 


Schönes Ende, oder? Aber kennt ihr das? Wenn der erste Teil einer Spielfilmreihe ausklingt, kommt am Ende immer irgendwas, das den Zuschauer:innen andeutet, dass es demnächst eine Fortsetzung geben wird. So ein Arm des Monsters, der sich noch im Schlamm verstecken konnte und kurz vor dem Abspann noch mit der Hand zuvorderst wieder hervorkommt um zu winken. 

So soll es auch hier sein. Denn wir haben immer noch nicht das Rätsel um den wahren Zustand unserer Innenpfosten gelöst. Erinnert ihr euch? Im ersten Teil der Geschichte sahen wir uns ein Bild aus einem dänischen Freilichtmuseum an, in dem die Innenpfosten im Stall trotz perfekten Schutzes vor der Witterung von unten verrottet waren, ohne dass man es auch nur ahnen konnte.


Also Tür noch mal auf, und graben, oder?

Na kommt, klar, das machen wir. Wir wollen es ja wissen. ihr auch, nicht?



Ojemine.



Noch sieht er nicht so aus wie der in Dänemark. Er ist zumindest nicht vollkommen zu Erde geworden wie der Däne.


Keine Sorge, flüstern wir der Patientin zu. Wird schon! Kopf hoch! Wir werden uns gut um dich kümmern. 

Versprochen. 

Aber das ist wieder eine neue Geschichte.

Chris

 

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Epilog: Die versprochene Geschichte mit der Verrottung.

Am längsten hält sich Holz, wenn es sich entweder immer im Trockenen oder immer im Wasser befindet. Die bekanntesten Beispiele für solche Lagerungsbedingungen sind einerseits bis zu 2000 Jahre alte, vollständig erhaltene Pfosten von Gebäuden in Wüsten und andererseits Holz auf Meeres- oder Seeböden (Pfähle von Pfahlbauten oder Holz von Schiffswracks).

Wenn Trockenheit und Nässe häufig einander abwechseln, finden holzzersetzende Organismen ideale Lebensbedingungen und beginnen mit dem Abbau des Holzes, das, wenn sich diese wechselhaften Bedingungen nicht grundsätzlich ändern, mit der Zeit vollständig zersetzt wird. Dies läuft um so schneller ab, je stärke- und eiweißhaltiger das Holz ist oder je mehr unverholzte Zellen im Splintholz vorhanden sind. An historischen Pfostenhäusern ist erkennbar, dass Holzpfosten in der Erde sowie direkt über der Erde verrotteten, während sie in den oberen Teilen des Gebäudes sehr lange erhalten blieben, besonders, wenn sie durch den Rauch eines Herdfeuers imprägniert waren.

Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die die Haltbarkeit von Bauholz beeinflussen.

Ein wichtiger Faktor ist das Klima. In subarktischen und arktischen, aber auch in alpinen Regionen hält sich Holz an Gebäuden länger als z. B. in feuchtwarmen Küstengebieten. Auch die Durchlässigkeit und der Feuchtigkeitsgehalt des Bodens wirken sich darauf aus, wie lange sich Holz erhält. Ist der Boden sehr trocken und wenig durchlässig für Gase wie Sauerstoff, bleibt Holz in niederschlagsarmen Regionen mitunter sehr lange erhalten. Ist der Boden stets feucht und undurchlässig, hält sich unter bestimmten weiteren Umständen Holz nicht viel weniger lange. Ist der Boden aber feucht und durchlässig, wechseln Nässe und Trockenheit häufig einander ab, entstehen zusammen mit der Einwirkung von Sauerstoff wieder jene Bedingungen, die wie oben beschrieben, den Angriff durch Fäulniserreger erleichtern.

Die Dimensionen des Holzbauteils sind von entscheidender Bedeutung dafür, wie schnell ein einmal begonnener und kontinuierlich weitergehender Zerfall zum Versagen des Bauteils führt. Ein Pfosten, der einen großen Durchmesser hat, wird länger bestehen als ein Pfosten mit sehr kleinem Durchmesser. Auch die Qualität des Holzes sowie die konservierende Behandlung gehören zu den bestimmenden Faktoren für die Erhaltungsfähigkeit von Bauholz.

Holz mit engen Jahrringen und geradem Wuchs hält länger als ein Holz mit weiten Jahrringen und Drehwuchs. Holz, das beim Trocknen zur Rißbildung neigt, wird schneller angegriffen als solches ohne Risse, da Risse das Holz in Teile mit kleinerem Querschnitt auftrennen. Auch die Bearbeitung wirkt sich unter Umständen auf die Haltbarkeit aus. So hat sich gezeigt, dass sauber gebeiltes Holz durch Verdichtung der Oberfläche weniger angreifbar durch Mikroorganismen ist als z. B. rauh gesägtes Holz. Werden Seiten von Balken mit dem Beil behauen, kommt es entscheidend darauf an, dass die zurückgelassenen „Schuppen“ später beim eingebauten Holz so orientiert werden, dass Wasser nicht in die Spalten laufen und an ihrem Ende lange einwirken kann, sondern dass das Wasser wie durch einen „Wasserabweiser“ vom Holz weggeführt und am dünnen Ende der „Schuppen“ abtropfen oder trocknen kann. Deshalb muss beim Bebeilen bereits darauf geachtet werden, wie das Bauteil später eingebaut werden soll.

Man muß sich klar machen, dass keine Schutzmaßnahme der Vergänglichkeit von Holz als Baumaterial  ein für alle mal entgegenwirken kann, irgendwann wird man es ersetzen müssen. Moderne, oftmals giftige Holzbehandlung macht spätestens dann eine Entsorgung des ausgebauten Teils zum Problem. Man wird mit der Vergänglichkeit am Ende leben, eine Entsorgung von vornherein einplanen und mit der Erneuerung nach gewisser Zeit rechen müssen.