Donnerstag, 29. September 2022

Reetdachdecker, Lehmbauer, Zimmerer und alle gleichzeitig!

Was für ein Tag!

Drei traditionelle und uralte Gewerke auf einen Schlag am Eisenzeithaus! Überall klopfte, hämmerte, stampfte, sägte es, dass es nur so eine Freude war.

Zeit, die fantastischen Leute einmal vorzustellen! 

 Siegbert "Sigi" Evers, Reetdachdecker. 

(Er hat alle Reetdächer am Eisenzeithaus gedeckt.)

Siegbert Evers


Der Autor


Der Autor zusammen mit Sigi. (Nein, die Hose war pottendreckig, ist nur schon umgezogen)


Frank Haverkamp, Lehmbauer. Das "Ha" von Hasko Lehmsteinmanufaktur

(Er hat auch die Lehmwände für den 15-Pfosten-Bau gemacht)

Frank Haverkamp




Frank Haverkamp, mit Mitarbeiter Hani Inaet



Thilo Gering, ist eigentlich Stahlbauer*.

*so war es hier noch. Inzwischen hat er das Pferd gewechselt und macht nun eine Ausbildung zum Zimmermann bei Torben :)

Thilo Gering


Friedrich Höner, Reetdachdecker

(oben auf dem Dach!)

Friedrich Höner


Torben Altemöller

(zu ihm brauche ich wohl nicht mehr viel zu schreiben :) )

Torben Altemöller



Und so kommt heute richtig Fahrt in die Sache! Lassen wir es krachen! Die nächsten Bilder geben einen guten Eindruck davon. Es waren übrigens richtig viele Besucher heute da. Einige kamen sogar aus dem Emsland und einige aus dem benachbarten Westfalen..


Siegbert beim Befestigen der Reetbeschwerhölzer. Noch ganz am Anfang des Tages.


Torben beim Zapfen Anschneiden an einem neuen Außenpfosten. Im Hintergund der 15-Pfostenbau, der uns trefflich als Schuppen dient.


Torben beim Ablängen der Dachreiter. Es ist noch nebelig...


Wie auf der Playmobilbaustelle geht es zu, den Hoflader bedient Nachbar Hermann Eggemann. Inzwischen scheint die Sonne!



Friedrich beim Einbinden der Dachreiter

Siegbert, der Sonne entgegen!



Neuer Aussenpfosten. Der abgesägte alte hilft rechts von ihm noch mit, indem er als Stütze dient. 


Die Innenpfosten im Wohnteil, bereits mit Stampflehm.


Der Stall, vorbereitet für den Stampflehmboden. An den Fichtenbrettern vor den Viehboxen seht ihr, wie dick der Boden wird.



Hani beim Einbringen des ersten Stampflehms

Erste Rutsche Lehm




Frank bei der Fertigung der Stampflehmtenne. Zentimeter-Schicht kommt auf Zentimeter-Schicht. Das dauert!



Sieht das nicht aber schon richtig klasse aus?

Derweil machen Siegbert und Friedrich das Reetdach vom First bis unten zur Traufe wieder shipshape!


Die neuen Dachreiter


Toll, oder? Langsam sieht die alte Lady wieder richtig fein aus!


Das lange Ende des Firstholzes wird noch abgesägt.

Rechts das verwitterte Reetdach, links das bereits ausgebesserte.


So hat die alte Lady bald wieder ein hübsches Kleid an!





Seit heute sieht also man so richtig, dass die Mühe sich wirklich lohnt!

Ab morgen geht es im Grunde genau so weiter.. Die Stampflehmtenne wird nun Schicht für Schicht in die Höhe wachsen, das Reetdach immer blonder und hübscher.. Es sind noch zig Außenpfosten heraus zu operieren, die alten Gruben vom knüppelharten Beton zu befreien, die neuen Pfosten vernünftig einzubauen, zu gründen, und die Gruben mit Stampflehm auszufüllen. Das macht Torben dann mit Thilo, weil der Autor nämlich für ein Paar Tage faul in Dänemark abhängt. Sein verweichlichter Rücken tut inzwischen weh :)
Deshalb wird es leider eine Woche lang auch kein Update mehr hier geben. Aber keine Angst, ihr werdet nichts verpassen, denn Torben macht Fotos vom Fortschritt und sobald ich wieder da bin, geht es hier weiter.

Bis dahin euch eine gute Zeit!

Chris


Ach ja: Im alten Archiv gekramt und gefunden! Hier ein paar Bilder aus alten Zeiten :)
(Es haben natürlich viel mehr tolle Leute am Bau des Eisenzeithauses mitgewirkt. Irgendwann machen wir mal einen Rückblick, bei dem wir euch alle zeigen. Hier allerdings nur ein paar Bilder von Leuten, die auch in der aktuellen Geschichte vorkommen.) 



Siegbert 2008 auf dem Eisenzeithaus. Neben ihm der Autor, noch mit langer Mähne.


Siegbert 2008 beim Eindecken des Eisenzeithauses.



Torben mit Jürgen Berkemeyer 2008, beim Richten des Eisenzeithauses... 


Günter Buhr 2008 am entstehenden Eingang des Eisenzeithauses...


Der Autor Anfang 2008 mit dem "Monster" an einer Pfette für das Eisenzeithaus, erst vierkantig, danach achtkantig, dann rund (der Autor hat sowas schon mit Äxten gemacht, so geht es aber bedeutend einfacher, auch wenn man dennoch ein gutes Auge und eine ruhige Hand braucht)...Das Ziel war übrigens hier, eine zügige Methode zu versuchen, das komplette Splintholz zu entfernen und das Kernholz frei zu legen, dabei dem Wuchs des Stammes zu folgen. Im Vordergrund ein "nur" geschälter Stamm, noch mit Splintholz. Inzwischen glauben wir, dass zumindest der eingegrabene Teil eines Pfostens und der unmittelbar darüberliegende Teil bis 20 cm über Boden sorgfältig entsplintet werden sollte. In der Eisenzeit hätte man dafür vermutlich mit Beilen (hier Tüllenbeilen) Kerben rundum das Kernholz durch den Splint geschlagen, die dazwischen entstehenden Splintholzbuckel danach weg gehauen und zuletzt alles mit dem Dechsel nachgearbeitet. Und was ist mit Erhitzen im Feuer (oder dem viel gemutmaßten "Ankohlen"), um Parasiten den garaus zu machen? Zumindest verändert sich durch Hitze das im Holz steckende Eiweiß so, dass es für bestimmte Larven ungenießbar wird. Dazu muß es aber bis zum Kernholz über längere Zeit richtig heiß sein, so mindestens 70 Grad Celsius. Dann würden auch Eier und Larven abgetötet, die tief im Splintholz stecken könnten. Gegen den Rest des Zerfalls im Boden richtet das allerdings nichts weiter mehr aus. Es bleibt Natur. Wenn wir ein Stück Holz vergraben, wird es zu einem Teil der Natur und nimmt fortan an ihr Teil.  


Montag, 26. September 2022

Die Innenpfosten im Wohnteil sind nun auch drin.

 Die Sanierung schreitet weiter munter voran, auch wenn heute Montag und dazu noch richtig sch*** Wetter ist.

Heute wollen wir unbedingt die letzten beiden Innenpfosten, diejenigen des Wohnteils des Eisenzeithauses, einbauen. Wir haben dafür die hübschesten ausgewählt, wobei eigentlich auch die Pfosten im Stallteil echt gut aussehen. Uns ist überhaupt aufgefallen, dass wir dieses Mal richtig gerade und gleichmäßig gewachsene Pfosten haben. Die alten waren dagegen so scheev as den Schipper sien Been (nordeutsch für: so krumm wie die Beine des Käpt'ns).


Nummer eins:




Und Nummer zwei


Nun sind alle Innenpfosten erneuert, und sie könnten bereits das Dach tragen. Nur einen der alten Pfosten haben wir bewusst drin gelassen. Er steht in der Mitte des Hauses und verläuft quasi in der Zwischenwand zwischen Stallteil und Wohnteil. Wir hätten die gesamte Wand auseinander gerissen, wenn wir uns an ihm zu schaffen gemacht hätten. Aber direkt neben ihm haben wir ja den neuen Pfosten eingebaut, der mehr als ausreicht, um die Firstpfette zu tragen. Wir verabschieden uns noch von Jürgen, der uns mal wieder beim "Richten" geholfen hat und machen Mittag. Man isst nicht zu Mittag, man macht Mittag, wie ihr ja noch aus der letzten Geschichte mit dem 15-Pfosten-Bau wisst.

Aber jetzt verraten wir euch endlich auch unsere experimentelle Pfosten-Gründung im Boden! 

Wir haben unten in jeder Grube etwas vom alten Beton als Fundament stehen gelassen. Darauf eine fette Stahlplatte platziert und darauf...


..diese Konstruktion. Sie besteht aus einem Pflasterstein, durch den wir mittig ein Loch gebohrt haben, durch das wir wiederum eine dicke Stahlgewindestange gesteckt haben, auf die wir eine fette U-Scheibe aufsteckten und dann zwei Muttern aufschraubten. Von unten nach oben also: Stahlplatte, Mutter, noch 'ne Mutter, U-Scheibe, Pflasterstein, Pfostenende. Mit der oberen Mutter kann man jetzt den Pfosten quasi stramm zwischen Stahlplatte unten und Firstpfette oben spannen. Einfach mit einem Schraubenschlüssel. 

Wenn alles richtig ausgerichtet ist, der Pfosten gerade steht, ziehen wir fest und zum Schluss kommt zwischen Stahlplatte und Stein ein Spezialmörtel. 

Hier sieht man ihn bereits im Bild, das glatte, graue Zeug dort unter dem Stein:


Dann stampfen wir Schicht für Schicht Stampflehm in die Grube, "lederhart", also fast trocken.

Auf den folgenden Bildern sind wir schon fast oben angekommen. Ihr seht den runden Prügel, mit dem wir das machen. 


Und so sieht das dann fertig aus.


Diese Grubenverfüllung ist richtig hart und sehr dicht. Lehm hat tolle Eigenschaften, die wir uns hier zu Nutze machen wollen. 

Kurz beschrieben: Der Lehm zieht permanent die Feuchtigkeit aus dem noch frischen Holz und leitet sie nach oben in den offenen Raum ab, durch den immer ein Luftzug geht. Der Lehm trocknet den Pfosten damit recht schnell aus.

Lang beschrieben: Lehm besteht aus Tonmineralien mit besonderer Struktur, nämlich einem superfeinen, mehrschichtigen Kristallgefüge, an dessen verhältnismäßig großer Fläche sich extrem viele Wassermoleküle anlagern können. Ein Gramm Ton besitzt über 800 m² Oberfläche! Ist das Holz feucht, das sich in unmittelbarem Kontakt mit dem Lehm befindet, so entzieht der Lehm dank seiner Diffusionsoffenheit die Feuchtigkeit. Aus dem Holz dringen so lange Wassermoleküle in die Kapillaren des Lehms ein, bis es trocken ist und keine Moleküle mehr abgeben kann. Enthält das Holz viel Feuchtigkeit oder wird es immer wieder feucht, geschieht dieser Prozess so lange, bis die ersten Wassermoleküle an der Grenze zu Luft angekommen sind, wo sie durch Luftzug weggetrocknet werden. Es entsteht sozusagen eine Art kapillarer Sog, das Holz wird dauerhaft zuverlässig getrocknet. Dabei ist Lehm steril, anders als normale Erde, in der ja unzählige Mikroorganismen und Pilzsporen stecken. Aber Lehm kann noch mehr! Lehm ist direkt pilzfeindlich! Und weil es Pilze sind, die den Zersetzungsprozess an in Erde eingegrabenem Holz starten, verzögern wir den Verrottungsprozess mit dieser Methode ganz bestimmt deutlich gegenüber unserer alten Methode von vor 14 Jahren. Unser Ziel ist ja, den Zeitpunkt, an dem die Erneuerung der Pfosten wieder notwendig sein wird, möglichst weit nach hinten hinaus zu schieben, so dass wir dann viel zu alt dafür wären, dafür noch einmal herangezogen zu werden. Mal sehen, ob das klappt. 


Im Stall ist der alte und brüchige Lehm inzwischen von Thoren weggebaggert. Im Hintergrund des nächsten Bildes seht ihr den Minibagger. Es ist erstaunlich, was wir alles durch die winzige Tür bekommen haben!



Richtig wüst sieht es zur Zeit noch im Eisenzeithaus aus. Aber wartet ab! Es wird richtig schön werden!

Hier kommen später noch Viehboxen hinein. Die Tür im Hintergrund verschwindet und wird durch eine Tür in der Mitte ersetzt. So könnte man dann vom Herdfeuer aus den Kühen beim ****** zusehen.




Morgen werden wir die letzten Außenpfosten mit dem grünen "Monster" von jetzt 22 bis 24 cm Durchmesser auf rund 18 cm Durchmesser abarbeiten, die letzten Dachreiter für den Heidekrautfirst zusammenblatten, die Firsthölzer zusammenblatten, die "Reetbeschwer-Hölzer" (keine Ahnung, wie das richtig heißt) anfertigen. Das machen wir aber in der Zimmerei. Es soll Hunde und Katzen regnen morgen. Grr...

Die Dachreiter, die Firsthölzer und die Reetbeschwer-Hölzer müssen auf jeden Fall morgen fertig werden, denn am Mittwoch kommt schon der Reetdachdecker, um den First zu erneuern. Mit dem neuen First und den neuen Dachreitern sieht das Eisenzeithaus außen dann bestimmt am Ende der Woche fast schon wieder richtig hübsch aus!

Am Donnerstag kommen unsere lieben Lehmbauer, um die Stampflehmtenne im Stall einzubauen. 

Mit etwas Glück sind dann alle "Fremdgewerke", also die Arbeit anderer Spezialisten, am Ende der Woche abgeschlossen.

Dann haben Torben und ich "nur" noch alle 24 Aussenpfosten auszubauen, die neuen einzubauen (übrigens auf die gleiche Weise wie die Innenpfosten mit unserer selbst gebauten "Patentgründung" und Stampflehm), dann können alle Stahlstützen abgebaut werden, und das Haus steht wieder vollkommen "auf eigenen Beinen". 

Als klitzekleiner letzter Schritt wartet dann noch die Fertigung und der Einbau des Eichenbohlenbodens und der neuen Kastenfeuerstelle im Wohnteil auf uns. Ach, das schaffen wir! Ist ja noch bis Ende Oktober Zeit. Grmpf.

Bleibt uns gewogen und schaut gerne mal auf der Baustelle vorbei, um euch selber ein Bild von unserer Arbeit zu machen! Wir freuen uns immer auf Besuch!

So long und bis die Tage!

Chris
























Freitag, 23. September 2022

Die Innenpfosten im Stallteil sind nun erneuert! Wie das ging, erfahrt ihr hier...

Wie versprochen diesmal viele Bilder, nicht mehr sooo viel Text, der Autor ist müde nach einem langen Tag ;)

Wie kann man bei einem Mittelpfostenhaus die langen Firstpfosten austauschen, ohne das Dach abzudecken oder Wände einzureissen? Wir haben das gestern und heute am Eisenzeithaus gemacht. 

Die Mittelpfosten sind rund einen Meter länger als der Abstand zwischen Firstpfette oben und Boden unten, weil sie unten etwa 80 cm tief in den Boden eingelassen werden und oben in der Firstpfette ja noch mit einem Zapfen im Zapfenloch stecken sollen. Diese langen Teile durch die kleine und niedrige Tür hinein zu schaffen und an der passenden Stelle aufzurichten, oben auch die Zapfenverbindung sauber an das alte Zapfenloch in der Firstpfette anzuschneiden ist ganz schon fummelig.

Aber zuerst mal müssen ja die alten Pfosten raus. Dabei sollten wir entdecken, wie schlimm der Zustand der Pfostenenden tatsächlich ist.


Für das Rausholen müssen die Pfosten zunächst entlastet werden. Zu diesem Zweck bauen wir Stützen ein, die, unter Spannung gebracht, die Funktion der beiden hinteren Pfosten im Stallteil fortan übernehmen. Sie sind sozusagen wie Krücken für uns Menschen, wenn wir mal ein Bein nicht voll belasten können. Dabei ist es mucksmäuschenstill, denn jedes Knacken verrät etwas über das, was gerade im Gebälk passiert, wo Spannungen frei werden oder neu entstehen oder irgendetwas anderes seltsames passiert... 


Wenn alles statisch stabil steht, können die nun funktionslos gewordenen alten Pfosten etagenweise von oben nach unten in kleinere Abschnitte gesägt und diese Abschnitte dann am Kettenzug, einer Art Flaschenzug, abgefiert werden. "Abfieren" kommt aus der Seefahrtsprache und bedeutet "herablassen". Und tatsächlich hat das, was wir hier machen, einiges gemein mit dem, was auf Holzschiffen mit Masten so gelegentlich passiert.







Irgendwann stehen quasi nur die unteren Enden noch. Das sieht ziemlich seltsam aus...



Diese Pfostenstummel müssen nun ausgegraben werden (was in unserem Falle eine elende Quälerei ist, denn sie sind in Beton eingebaut!)

So steht nun der gesamte hintere Teil des Daches (hier ist es ein sogenanntes "Walm") im Stallteil nur noch auf den "Krücken", die Beine sind nun ganz weg, besser gesagt, die Pfosten sind raus.



Das Gleiche in der Mitte des Hauses. "Krücke" drunter...auf Spannung bringen, und dann Bein, äh, den Pfosten...


..absägen.


Nun aber ziehen wir mit dem Kettenzug den unteren Teil des Pfostens versuchsweise gerade aus dem Loch heraus... das hinterlässt ein etwas kleineres Loch. Ist im Grunde wie Zähneziehen beim Zahnarzt. 

Oje...sieht der verrottet aus! Wir gucken uns das Drama gleich mal draußen genauer an.




Krass! Nur noch Mulm!





Im Wohnteil haben wir schon angefangen, den Lehmboden um die Pfosten zu entfernen und den Beton freizulegen... Auch die Feuerstelle ist schon entfernt.



Blick am nicht mehr vorhandenen mittleren Mittelpfosten vorbei zur Tür. Hier sollen morgen die fast 6 Meter langen Trumme hineinbefördert und dann noch im Haus aufgestellt, mit dem Zapfen oben in die Zapfenlöcher der Firstpfette, und unten in den Gruben vernünftig gesichert werden!



Das Loch um die alten Pfosten im Wohnteil stemmen wir mühevoll Handbreit für Handbreit aus. Der Schutt kommt sofort raus auf den Anhänger...


Blick nach oben zu den Zapfenlöchern der hinteren Pfosten im Stallteil... hier seht ihr, wo die entsprechenden Gegenstücke am oberen Ende des Pfostens, die sogenannten Zapfen, hinein müssen. Die Pfostenenden werden genauestens vorgeschnitzt, aber die endgültige Einpassung erfolgt dann dort oben...


Die Pfostengrube im hinteren Stallteil


Die Pfostengrube im Mittelteil... der Beton ist hier zu großen Teilen noch drin.



Blick an den Pfosten des Wohnteils nach oben zur Firstpfette in fünf Metern Höhe. Auch diese Pfosten werden wir ausbauen.



Die Kettenzüge, ihr seht sie hier vom First hinabhängen. An ihnen lassen wir alles runter, was runter gelassen werden muss und ziehen hoch, was wir hoch ziehen müssen....


Alles soweit klar für die Operation des Patienten morgen. Die Nacht wird nahezu schlaflos.


Am anderen Morgen. Jürgen Berkemeyer, der auch damals beim Richten des Eisenzeithauses dabei war und auch beim Richten des Fünfzehnpfostenbaus, kommt, um dritter Mann zu sein. Auch er ist wie Torben Zimmerermeister.
Der große Teleskoplader, den ihr schon aus den älteren Geschichten kennt hat nun vorne einen langen selbst entworfenen "Rüssel" montiert. Mit ihm und dem Feingefühl von Torben sollen die "langen Elende" durch die Tür eingefädelt und dann von den Kettenzügen übernommen und hochgezogen werden.




Hier kommt der erste Pfosten bereits durch die Tür "geschwebt"...mit dem unteren Ende voran.



Dieses Ende muss es nur noch irgendwie in das Loch schaffen :)




Der Kettenzug übernimmt... fast wie das Aufrichten eines Masts auf einem großen Segelschiff.




Passt, wackelt und hat Luft, der erste der neuen Pfosten steht! Himmel sei Dank!


Es ist ein Gewürge, das Ding stramm unter die Firstpfette zu drücken - von unten aus dem Loch heraus.  Dazu dienen zwei Radwinden, von zwei Seiten des Pfostens, zwei keile und ein Spanngurt. Damit kommt nicht zu viel Druck von unten auf die Firstpfette, weil sonst der Gurt einfach hochrutscht. Stramm drunter ja, zu viel Druck lieber nein. Unter den Pfosten soll später eine spezielle Konstruktion, doch dazu etwas später.



Knack, knack, knack...das ist nur das Geräusch der Sperr-Rasten der Radwinden, nicht vom Gebälk!


Auch der Pfosten im Mittelteil steht. 




Er wird mit zwei Kettenzügen stramm unter die Firstpfette gezogen... immer mal Neues probieren...



Das Pfostenende haben wir diesmal mit Lehmschlamm eingerieben (nächstes Bild). Der Pfosten selbst steht auf einer Unterkonstruktion, die noch experimentell ist. Ganz unten im Loch liegt eine dicke Stahlplatte, darauf steht mit einer Mutter eine Gewindestange, eine zweite Mutter ist darüber bis zu einem mittig durchbohrten Pflasterstein aus Beton hochgedreht und kann mit dem Schraubenschlüssel nun den Pfosten von unten hochdrücken, damit die Spannung stimmt. Den Zwischenraum zwischen Stahlplatte und Pflasterstein, der übrigens kleiner ist als der Durchmesser des Pfostens, füllen wir später mit einem speziellen, nicht schrumpfenden und nicht quellenden Mörtel aus. Die gesamte Grube werden wir zum Schluss, wenn der Mörtel fest ist, mit Stampflehm ausfüllen. Wir versprechen uns davon zweierlei: Zunächst hoffen wir natürlich, dass der Lehm einen günstigen Effekt hat auf die Haltbarkeit des Pfostenendes. Aber irgendwann werden auch die neuen Pfosten verrottet sein. Dann aber wird es viel leichter sein, die unteren Enden einfach auszugraben und zu entfernen. Weil nun aber die gesägte Stirnfläche des Pfostenendes keinen Kontakt mehr zu organischem Boden hat, hoffen wir, dass das sehr lange dauern wird.


Blick an den neuen Pfosten im hinteren Stallteil hinab in ihre Grube...


Blick an dem nun schon erneuerten Pfosten im Mittelteil vorbei zur Tür, durch die wir alle neuen Pfosten eingefädelt haben...


Blick an den neuen Pfosten nach oben zur Firstpfette.



Hier mal eine Vorher-Nachher-Serie...

Alte Pfosten im hinteren Stallteil noch drin, Grube noch nicht ausgestemmt...



Alte Pfosten ausgebaut und Grube ausgestemmt...


Neue Pfosten am Platz und fertig eingezapft.


Blick zur Tür bei ausgebautem Pfosten im Mittelteil...


Selbe Perspektive mit neu eingebautem Pfosten..


Nun nur noch ein paar andere Blickwinkel...




Und ein paar Schockfotos. So sah einer der Pfosten im Wohnteil des Hauses beim Rausziehen aus. Es war wirklich allerhöchste Zeit. Wir fühlen uns wie Zahnärzte.






Die ganze Aktion war zwar bis ins Detail geplant, aber alle archäologischen Nachbauten sind so einzigartig, dass man einfach nie genau weiß, wie die spezielle Konstruktion auf Maßnahmen dieser Art reagieren wird. Wir haben es ja nicht mit historischem Fachwerk zu tun, bei dem es enorme Erfahrung gibt und bei dem sich bestimmte Verfahren seit langem bewährt haben. 

Es ist nicht gut, Pfosten eines archäologischen Pfostenbaumodells einzubetonieren. Irgendwann muss sich jemand damit quälen, die verrotteten Pfostenenden aus dem Beton heraus zu stemmen. Daran sollte immer beim Einbau schon gedacht werden. Und dass das "Irgendwann" nicht erst die nächste Generation von Leuten betrifft, können wir hier gut bezeugen!

Die Pfostenenden sind beim Ersteinbau damals übrigens einfach in ins Erdreich gegrabene Gruben eingesetzt worden, die dann mit Beton verfüllt wurden. So hat man das zwar auch in der Ur- und Frühgeschichte gemacht, natürlich ohne den Beton, aber heute will man von so einem Nachbau gerne etwas länger etwas haben. Denn wenn die Stirnfläche der gesägten Pfostenenden auf dem blanken Erdreich aufliegt, zieht sie wie tausende Strohhalme permanent Wasser aus dem Untergrund, wie Schnittblumen in der Vase. Eine Trennung zwischen Pfostenende und Grubengrund könnte da Besserung bringen. Aber bis wir das belegen oder widerlegen können, werden sicher von nun an viele Jahre vergehen, hoffentlich zwanzig, dreißig....

Morgen (Samstag) kommt Thoren, den ihr schon von der letzten Geschichte über den 15-Pfosten-Bau ("Bagger-Gaudi") kennt. Er wird mit einem wirklich minikleinen Minibagger den Lehm aus dem Stallteil heraus kratzen, um Platz zu machen für den echten Stampflehm.

Am Montag bauen Torben, Jürgen und ich noch die neuen Pfosten des Wohnteils ein, bringen die experimentelle Unterkonstruktion und den "Zwischenraummörtel" ein und dann machen wir uns ab Montag Nachmittag an den ersten der 24 Außenpfosten auf ähnliche Weise zu schaffen. Denn dann sind wir drinnen erstmal vorläufig fertig und die Lehmbauer (auch sie kennt ihr schon) können mit der Stampflehmtenne im Stall beginnen. Bei den Außenposten wird uns zum Nachteil, dass wir nicht stehen können, alles müssen wir gebückt, kriechend und kniend machen. Was tut man aber nicht alles um die alte Lady zu retten....  


Vielen Dank für eure Geduld, bis hierher wieder alles durchgelesen zu haben!

Wenn es wieder Neues gibt, geht es auch hier weiter.. Bleibt uns gewogen!

Chris