Montag, 17. Februar 2020

Ein unheimlicher Tag!

Montag.

Ein Tag, der ein unheimliches Ende bekommen sollte! Wir sind nicht abergläubisch, aber...

Doch zuerst: Wir wollten heute ja unbedingt die vier noch fehlenden langen Streben herstellen und einbauen. Ihr kennt das noch aus der Geschichte von den "winkelhalbierenden Stirnversätzen". Diesmal war es schwieriger, weil wir (in diesem Falle lies: Torben!) alles halb in der Luft und aufrecht machen mußten.













Die erste Strebe war bald fertig, und passte perfekt. Fast unheimlich, wie gut das unter diesen Umständen klappte.







Torben "fugt" mit der Säge, während Christan von der anderen Seite den Weg der Säge im Auge behält, damit der Schnitt nicht falsch läuft, es geht nun um Genauigkeit. Der Wind pfeift dabei kalt um ihre Ohren. Am Holz über den Köpfen ist später noch so einiges mit dem Beil abzuarbeiten.



 Auch die zweite gelang überraschend gut. (Ihr seid sicher schon ungeduldig, weil ihr wissen wollt, ..)


























(... na gut, also dann...)
Dann entwickelte sich die merkwürdige Geschichte... der Himmel begann sich langsam zu verdunkeln. Regen setzte ein. Und es wurde etwas windiger. Gefühlt kalt war es ohnehin den ganzen Tag schon. Es fehlte nun nur noch eine Strebe! Im Bild unten das Gegenstück zu der bereits montierten.




Wir beeilten uns nun, alles einzuräumen, vor allem die Elektrogeräte, weil der Regen schlimmer zu werden drohte. Die letzte Strebe lag dabei bereits fertig und konnte zum Glück noch rechtzeitig eingebaut werden. Schnell noch ein Foto, bevor uns der Himmel auf den Kopf fallen würde...




Doch kaum war sie drin und das Foto gemacht, blitzte es auf einmal und fast im selben Moment krachte ein markerschütternder Donner herab, der uns in allen Gliedern erzittern ließ, und der noch eine halbe Minute lang weitergrollte. "Was.war.das.denn?“, lachte Torben, als der erste Schreck überwunden war, „wir sind doch hier nicht in den Bergen!".




Zum Glück waren wir fertig und konnten abrücken.
Erst zu Hause beim Betrachten der Bilder sprang es förmlich ins Auge, wonach das nun an der einen Giebelseite aussieht! Da ist ja eine Figur! Mit Kopf und Rumpf und Armen! Könnt ihr sie sehen?

Wir hoffen, daß sie dem Bau vielleicht sogar ein bißchen Glück bringen wird. ;)
Zumindest können wir uns vorstellen, daß die Leute der Eisenzeit das so empfunden hätten.


Ein bißchen unheimlich. Aber irgendwie unheimlich schön.



Es sieht jedenfalls einfach nur mega gut aus. Nun muß morgen alles kurz mal stramm zusammengezurrt werden, damit die Löcher gebohrt werden können. Dann kommen die Holznägel hinein, die das alles fest verbinden werden, die Zurrgurte und die Stützen kommen ab, die Gruben werden final verfüllt und dann ist der Holzbau fertig!  Danach machen wir uns in schönen Wetterphasen am Dach zu schaffen. So langsam fängt es an, richtig Spaß zu machen. Wir hoffen, ihr habt genau so viel Spaß daran wie wir! Ihr seht, daß das, was hier gerade entsteht, uns sogar selber überrascht.

Nach diesem kalten und schaurig-schönen Tag ist es einfach herrlich, mit einer heißen Schokolade vor dem alten Holzofen zu entspannen und den kleinen Holznägeln, die wir bald für die Dachlatten benötigen, beim Trocknen im Backfach zuzusehen.   
In ein paar Tagen sehen wir uns hoffentlich schon hier wieder, wenn wir mit ihnen dann die Latten auf die Sparren nageln werden. Vorausgesetzt ist allerdings, daß das Wetter mitspielt. Bis dahin!



Die kleinen Holznägel backen im Ofen...











Samstag, 15. Februar 2020

Impressionen vom Rohbau

Kaum war dem alten Brauchtum Genüge getan, begrüßt uns der neue Tag mit Sonnenschein. Heute ist Samstag und wir hatten jede Menge damit zu tun, den Boden um die Pfosten herum festzustampfen. Nachdem die letzten beiden Tage wie im Rausch vergangen sind, und wir kaum Zeit und Muße hatten, uns das Werk richtig anzuschauen, genießen wir die Ruhe des Wochenendes, um alles zu begucken. Deshalb gibt es jetzt wieder eine typische Folge sich einander vermutlich sehr stark ähnelnder Bilder. Ihr kennt das aber ja schon.
Ab heute sind wir wieder zu zweit.






 Ne ganze Menge Holz.





Wir stellen uns bereits vor, wie wir einen (der noch nicht existierenden) Karren in eine der "Boxen" schieben und schwere Körbe voller Korn oder Holzbalken oder Raseneisenstein oder sonst was Schweres hoch "auf den Balken" wuchten. Rechts daneben "parkt" schon der Prachtwagen, der nur für feierliche Umzüge zur Schnippenburg von der Gemeinschaft genutzt wird. Links malen wir uns einen ordentlichen Brotbackofen aus. Und rechts die schwere Presse für Leinöl oder Mohnöl. Oder so. Und nicht zu vergessen: die kleine Schmiede! So ein massiver Bau inspiriert doch zu allerlei Dingen, die mit Gewicht und Hebelkraft und Schutz von teurem Hab und Gut zu tun haben.  











Das ganz Wilde wird sich legen, wenn erst einmal die Seitenwände und die Rückwand fertig sind. Dann sind es nur noch vier Pfosten, die einem irgendwie zu viel erscheinen. Aber es wird sich sicher eine Verwendung für sie finden. Denn die spannende Frage bleibt: Wozu so viele Pfosten auf so kleiner Fläche? Waren sie die Stützen eines Speichers? Und was, wenn das 15-Pfosten-Gebäude vom Erlengrund kein Speicher war? Was war es dann?











 Fast hat der Bau im Moment etwas tempelhaftes.



Am oberen Balken zeigt sich im Sonnenlicht schön die mit der Dechsel bearbeitete Oberfläche.


Im Hintergrund ist übrigens der Räucherofen zu sehen, den Matthias Fischer vom Sachsenhof in Greven für das Projekt gebaut hat. Er diente uns gewissermaßen als "Rotationsachse" beim Ausrichten des Gebäudes.






















Es gibt ja die wildesten Methoden, mit denen in Freilichtmuseen in den Boden eingetiefte Pfosten vor dem Verrotten bewahrt werden sollen. Hier wird das Pfostenende verkohlt, um es gegen Feuchte und Mikroorganismen widerstandsfähig zu machen, dort bestreicht man es zum gleichen Zweck mit Holzteer. Wieder woanders macht man gar nix. Nach vielen Jahren sah man meist nahezu keinen Vorteil der einen gegenüber der anderen Methode. Daneben versucht man auch allerlei, den Boden um die Pfosten so zu bereiten, daß sie länger halten. In der Eisenzeit wurden sie einfach in Gruben versenkt, Steine daneben hineingeworfen und alles festgestampft. Wir haben uns für folgende Methode entschieden: Jeder Pfosten sitzt auf einem Stein auf, der nur etwa 10 cm Duchmesser hat. Darunter liegt eine Steinplatte. Der Spalt ist mit Schotter ausgefüllt. Die Steinplatte liegt ebenfalls auf einer guten Lage Schotter.
Heute haben wir jede Grube mit diesem Schotter bis zur Hälfte aufgefüllt und alles schön festgestampft. But only time will tell. 







Vom benachbarten Rapsfeld aus sieht es fast aus, als entstünde dort ein wandamputiertes dreischiffiges Hallenhaus. Solche Häuser gab es zeitgleich mit unserem Eisenzeithaus, allerdings lag unser Standort am Ostrand eines Gebietes, das etwa von den südlichen Niederlanden bis in die niederländische Provinz Drenthe, von dort nach Osten bis ins südliche Cloppenburger Land, und von dort südwärts bis ins Osnabrücker Land reichte, und in dem während der mittleren bis späten vorrömischen Eisenzeit sogenannte zweischiffige Wohnstallhäuser dominierten, warum auch immer.






 Ein paar letzte Impressionen an diesem schönen Sonnen-Samstag.

















Und damit lassen wir euch nun ins Wochenende. Genießt es! Es ist wieder einmal die Ruhe vor dem Sturm. Ob wir Montag wie geplant die vier langen Streben an den beiden Giebelseiten einbauen können, wird das Wetter entscheiden. Wir müssen ja von nun an alle Arbeiten am Gebäude draußen unter freiem Himmel machen. Ab jetzt sind wir also echt auf gutes Wetter angewiesen. Drückt uns die Daumen!



Richten und Richtfest


Am anderen Morgen "schwebte" der arme Dachstuhl immer noch ohne Füße in der Gegend herum. Der Countdown lief nun, wenn wir alles bis heute am späten Nachmittag fertig haben wollen. Falls wirklich überfallsartig die Nachbarn mit Richtkrone und Schluck aufmarschieren, muß ja auch die Baustelle einigermaßen shipshape sein. Und 15 Pfosten und zumindest die hinteren Streben sind sportlich!




Ein kleiner morgendlicher Rundgang um das Haupthaus, um einen Eindruck vom Gelände mit neuer Butze drauf zu erheischen...





























Und dann ging es im Akkord. Zum fotografischen Dokumentieren blieb keine Zeit mehr, daher brauchte es Mittagsbesuch, um mit unserer Kamera einfach "draufzuhalten". Da waren bereits 60 % geschafft.






Die Strecke zwischen Gummiwagen und Bau ist inzwischen in einen Acker verwandelt. Gummistiefel und hochgekrempelte Zimmermannshose sind ein merkwürdiger Anblick.





Der Regen der letzten Tage hat uns übel mitgespielt. Torben und Christian müssen zig mal durch diese Pampe. Einer dabei zu Fuß.




Die Arbeit läuft immer gleich ab: Pfosten holen und vor seinem Schacht auf Böcke legen, Abstand zwischen Balken und Grund mit dem Laser messen, den Pfosten auf diese Länge sägen.... Jürgen platziert das Hilfs-Kantholz, an dem der Pfosten angehoben werden wird...












Mit dem Hoflader hebt Torben den Pfosten an...(die Böcke fliegen in die Ecke...)





...und drückt ihn langsam in den Schacht ...





...dabei führen Handzeichen von Jürgen für unten und Christian für oben Torben beim Steuern, da er ja kaum etwas sieht da hinten im Lader..




Zapfen einfädeln...würg, ächz..














...drin ist er! Noch gucken, ob man auch durch's Loch gucken kann...




... Holznagel anspitzen...








...einölen und einschlagen.










Von diesem Moment an hängt der Pfosten an seinem Holznagel und kann ausgerichtet werden. Das geschieht mit der Wasserwaage.




Steht ganz gut...




..Schließlich kann Jürgen das Hilfs-Kantholz abmontieren, an dem der Pfosten hochgehoben worden ist. während Torben und Christian den nächsten Pfosten holen.










Jürgen


Es ist der letzte der zehn langen Pfosten..



Absägen, Hilfs-Holz anschrauben...





...und einfädeln.











Gelegentlich "bellen" Jürgen und Christian Torben die Richtungen in die Ohren: "Hoch...hoch...vorwärts...Stück zurück!"

















...einer brüllt, der andere benutzt den Zeigefinger (toller Name für dieses Tool!).





Torben murmelt: "Was wollen die denn jetzt...?". Und grinst, weil Christian und Jürgen nur jeweils ihren Part im Blick haben. Jürgen will nicht, daß der Pfosten unten in der Grube die Gründungssteine wegschiebt, Christian will nicht, daß der Pfosten oben verkantet. Da fallen die Worte "vorwärts!" und "zurück!" auch schon mal gleichzeitig.. Torben nimmt's mit Humor. Er hat den Aufbau systematisch bis ins Detail durchgedacht. Und mit der Gabel des Laders kann er eine Briefmarke auf ein Päckchen kleben, ohne es zu zerdrücken. Es kann nicht mehr schiefgehen.




Es ist ein ziemliches Gewürge, bis der Pfosten richtig sitzt.










Doch das Gewürge endet zum Glück immer mit dem Holznagel.





Kurzes Innehalten, um sich zu überzeugen, daß alles gut ist..





Wir bemühen eine Radwinde, um das Gebälk etwas anzuheben, damit wir den Pfosten in seine endgültige Position drücken können..





Uff! Nachdem die Kamera wieder weg ist, schafften wir noch die fünf kurzen hinteren Pfosten und die beiden hinteren Streben, und räumten auf.







Allmählich wird es dunkel. Aber wir müssen ja mit dem "Überfall" der Nachbarn rechnen.




Simon, Kai und Linda vom Vorstand des Fördervereins Schnippenburg kommen zusammen mit Maike von der Touristinfo der Gemeinde mit perfekt organisierter Verköstigung im Gepäck! Es gibt Würstchen und jede Menge Bier und Erfrischungsgetränke! Und dann kommen sie plötzlich, und zwar ALLE Nachbarn!* Vom Anfang bis zum Ende der langen Straße. Jung und Jung 2.0. Toll! Und bringen eine wunderschöne Richtkrone, die sie in den vergangenen Tagen in Gemeinschaftsarbeit gebaut haben. Und das, obwohl eigentlich gar kein Richtfest geplant war.



Simon, Kai und Linda


Nun müssen Torben und Christian na klar auch zünftig auf's Dach steigen. Es gilt, die tolle Richtkrone anzunageln. Aber so richtig will das Ding nicht gerade werden...




Schief. Total schief.





Simon, der Vorsitzende, muß "loten". Und das fällt ihm zunehmend schwerer, da das nicht ohne "Betriebsstoffe" funktioniert, die Jürgen fleißig nachfüllt.




Doch endlich kann das Ding in seiner aufrechten Position angeschraubt werden.




Torben sagt den "Spruch" auf. Es ist ein schöner, alter Brauch.




Die Kameras versagen den Fokussierdienst, weil es schon sehr dämmert.





Die Richtkrone der Nachbarn ist sogar beleuchtet! Eine Woche wird sie nun leuchten...




Trotz kaltem Windhauch ist die Stimmung ausgelassen und alle bleiben noch bis in die tiefe Dunkelheit.
Sogar eine Feuertonne haben sie angeschleppt. Vielen Dank Euch Nachbarn für diese tolle Überraschung!

Morgen ist Samstag. Wir wollen bis Mittag noch die Gruben verfüllen und alles fest rütteln. Am Montag bauen wir dann - ab da wieder nur noch zu zweit - die vier langen Streben ein. Danach wollen wir das Wetter abwarten. In günstigen Phasen machen wir uns an das Dach. 170 Dachlatten und fast 2000 Holzschindeln warten auf uns.



Wir freuen und über Besuch auf der Baustelle. Guckt ruhig mal vorbei...

Wenn alles fertig ist, wird feierlich eröffnet. Das wird toll. Denn dann kommen auch die super Förderer des Projekts und die Vertreter unserer Gemeinde und der Politik. Und dann wollen die Nachbarn "zum Einzug" kränzen!

Also bleibt uns treu, es geht noch richtig was hier...

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* wegen komplizierter Datenschutzgesetze und dem allgemeinen Problem von im Internet erkennbaren Getränkemarken müssen wir leider darauf verzichten, Bilder vom Fest, auf denen Personen und Getränkemarken erkennbar sind, hier zu zeigen.