Samstag, 11. Januar 2020

Alive and kickin'




Nachdem sich einige Leute bereits Sorgen um uns machen: Keine Angst, wir liegen weder faul in der Sonne des Südens, noch hängen wir tot über dem Zaun :).

Nein, es gibt uns noch! Und wir haben na klar auch weiter am Projekt gearbeitet. 

Gleich am ersten Tag nach Neujahr ging es weiter. Allerdings haben wir beschlossen, mit dem Posten hier noch zu warten, bis es wieder was wirklich Neues zu erzählen gibt, und Euch erst dann wieder zu behelligen, wenn ihr auch Zeit und Muße habt, das alles zu lesen, oder zumindest die Bilder in Ruhe zu betrachten. Und das ist am Wochenende viel eher der Fall.

Das neue Jahr bescherte uns zum "wieder Warmlaufen" gnädigerweise nur den Donnerstagnachmittag und den Freitag, denn dann war schon wieder Wochenende. Am Donnerstag sortierten wir die letzten geraden Stämme durch, um sie auf Freitag vorzubereiten. Denn für den Freitag konnten wir wir einen Termin bei der Säge ergattern. 
Wir müssen die Stämme nämlich zu Bohlen auftrennen, die wir später wiederum zu den Dachlatten auftrennen müssen. Ein Holzschindeldach braucht enorm viele Latten. Natürlich müßten wir sie eigentlich in alter Manier spalten und wieder spalten. Aber wir können uns keinen Ausschuß leisten und die Zeit drängt zu sehr. Daher sägen wir sie und arbeiten sie dann mit dem Beil von Hand ab.
   
Freitag ging es dann in aller Herrgottsfrühe los. 
Auch wenn es kaum zu glauben ist, aber wenn man nur mit so wenigen Händen ausgestattet ist, dauert so eine Sägerei fast einen Tag. Aufladen, zur Säge fahren, dort abladen, Stamm auf's Sägebett packen, Bohle absägen, aufladen, nächste Bohle absägen, aufladen, weitersägen, aufladen, nächsten Stamm auf's Sägebett wuchten, alles noch mal genauso machen, am Ende die erste Rutsche zurück zum Hof fahren, neue Stämme aufladen, zur Säge fahren, abladen, einen Stamm auf das Sägebett legen, eine Bohle absägen, aufladen, nächste Bohle absägen und .. ihr wisst schon.
Am Schluß die letzten wieder zurück zum Hof fahren, hier alles sauber stapeln, das ist genauso zäh, wie es sich hier liest. Die Trumme haben richtig Gewicht! 7 Zentimeter stark und zwischen 2,30m und 2,70m lang sind sie bei rund 20 cm Breite. Bodybuilding.

Das mit dem Warmlaufen hat also voll und ganz geklappt.






Dann kommt die erste volle Arbeitswoche im neuen Jahr, nachdem sich am Wochenende der Muskelkater erst so richtig entwickeln konnte..

Aber diese Woche beginnt mit einem herrlichen Anblick!
Wenn man zurückschaut, wie das hier vor ein paar Wochen noch ausgesehen hat... Ganz schön leer geworden. Erinnerungen an den Tag der großen Holzlieferung werden wach. Und an das Gefühl, das wir beide dabei hatten. Es kam uns (fast wäre das Wort "damals" hier angebracht) so vor, als schafften wir das nie im Leben. Aber nun zeigt uns dieser Anblick, daß wir das Fleiß- und Schweißstück geschafft haben.


 




Ein paar lange Stämme liegen hier noch vorn im Bild. Sie sind leider in der gesamten Länge aufgesprungen. Wir werden sie zu Spaltbohlen verarbeiten. Die packen wir dann im fertigen Gebäude zunächst "auf den Balken", wonach sie später unten vielleicht als Trennwände eingebaut werden könnten. Wir lassen nichts verkommmen. Nachhaltigkeit ist hier Maxime.







Nach der Pause wieder genau da einzusteigen, wo wir aufgehört haben, ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Alles lag noch genauso rum, wie wir es liegen gelassen haben, und wir können den Plastikhammer einfach wieder in die Hand nehmen. Ihr erinnert euch sicher, es waren ja noch jede Menge Pfosten an die langen Träger anzubauen. Nicht nur lag alles noch genau so rum, es ist sogar noch was dazu gekommen. Blätter, die der Wind durch den Spalt unter dem Schiebetor hindurch geweht hatte. Irgendwie schon so etwas wie Fremddreck.






Sobald ein Pfosten fertig ist, sein Zapfen herausgebeitelt und eingepasst, bringen wir ihn direkt auf den Gummiwagen, mit dem am Ende alles zum Bauplatz gekarrt wird. 

Auf diese Weise wird die Halle nach und nach wieder frei für den nächsten Schritt. 

Auf den nächsten paar Bildern seht ihr den Ablauf einigermaßen.

Von der mittleren Baugruppe müssen nur noch drei Pfosten eingepasst und die Löcher gebohrt werden. Von der vordersten leider noch ALLE.






So denn. Die letzten drei Pfosten dieses Teils passen perfekt, die Löcher für die Holznägel sind gebohrt, nichts vergessen zu beschriften. Das hier kann jetzt eigentlich alles raus auf den Gummiwagen. 

Das Ding heißt so, weil die Reifen aus Gummi sind. Kein Witz! Denn zur Zeit seiner Einführung in unserem Land war das eine sensationelle Neuerung nach mehr als zwei Jahrtausenden Eisenbereifung auf Holzrädern. Die Neuerung ist zwar inzwischen auch schon hundert Jahre alt, aber das Gerät heißt immer noch so. Zumindest hier bei uns auf dem Land. Es ist eines jener Phänomene auf dem Land, daß hier jeder diesen Namen selbstverständlich benutzt. Es ist doch klar, was für ein Gefährt damit gemeint ist.






Das gleiche Spiel geschieht natürlich dann am nächsten Tag auch mit der vordersten und letzten Baugruppe dieser Art. Das ist die, durch die man nachher in das Gebäude hineingehen kann, die offene Langseite sozusagen. Hier müssen alle fünf Pfosten noch angearbeitet werden.








Und hier ist nun der Gummiwagen! Zu unterst liegen nun die beiden langen Träger, die wir schon auseinanderbauen und verstauen konnten, dazu bereits acht Pfosten.






Alle Teile sind beschriftet und markiert, damit wir das Ganze nachher auch wieder richtig zusammen bekommen...






Aber ah, kommt da nicht...








..ja tatsächlich...das Essen! "Frühstück!", schallt es von Weitem.
  





Wir machen jetzt erstmal Frühstück, womit nicht das Zubereiten des Frühstücks, sondern die Aktivität des Essens und Kaffee Trinkens gemeint ist. Man "macht" ja schließlich auch Mittag, und nicht Mittagessen. Logisch, oder? Torben hat zum Glück gleich unser beider Frühstücksgerödel dabei... Ja, wir achten beide fürsorglich gegenseitig darauf, daß wir nicht vom Fleisch fallen, wie man so sagt. 


Wir arbeiten danach wie am Fließband: Serienfertigung von Einzelanfertigungen quasi, Zapfen für Zapfen. Die Klöpfelschläge sind wie Musik.. Trotzdem nehmen wir die Masken dabei nicht ab, weil wir immer wieder zwischendurch Staub produziert müssen. Und dann wird es leider laut. 










Denn wir haben ja bei allem etwas die "Zeit im Nacken sitzen". Daher stechen wir zügig, und dann werden die Oberflächen mit der Schleifscheibe geglättet und alle Huckel entfernt, die das Zusammenpassen stören könnten.







Und das macht jede Menge Staub! Und Krach!







15 Pfosten waren es, die dem Gebäude den Namen gaben und dies hier ist nun der Pfosten Nummer 15! Er wird vorne links als Eckpfosten zu sehen sein. 
Damit kann jetzt alles raus und wir sind mit dem Unterbau endlich fertig und können das Dach beginnen...






Also raus damit... ist schon wieder dunkel draußen.







...und rauf auf den Gummiwagen. In der Halle liegen nun nur noch die fünf Balken, alle Sparren, die Streben und sonst nichts mehr. 








Am Abend schaffen wir dennoch tatsächlich, die Halle noch für die nächsten Taten vorzubereiten.






Nein, ein Tanzboden wird das nicht. Obwohl die Idee eigentlich...

 Da wir beide aber zu den eisenharten Männern zählen, die nicht mal dann tanzen, wenn vorm Saloon auf ihre Füße geschossen wird, muß das Gebrettere hier einen anderen Sinn haben. 






Licht aus für heute. 


Originalfoto vom Licht aus.. (Torben hat nämlich genau in dem Moment auf den Schalter gedrückt, in dem Christian den Auslöser betätigte)


Neuer Tag - Der Sinn der Tanzdiele


Seht ihr auf der folgenden Zeichnung die lange diagonale Linie so ziemlich in der Mitte? Sie läuft links schräg nach unten aus dem skizzierten Gebäudequerschnitt raus, um dann im rechten Winkel schräg nach oben links im Bild abzuknicken. Alles, was oberhalb dieser diagonalen Linie gezeichnet ist, werden wir nun auf unseren "Tanzboden" übertragen. Im Maßstab 1:1. Und dann alle Teile dieser Baugruppe exakt so zusammenbauen. Der "Tanzboden" ist ein Reißboden, hier "reißen" wir alle Bauteile zeichnerisch an, mit allen Winkeln und in Originalgröße. Weil wir für die geraden Linien eine mit schwarzem Pulver präparierte Schnur benutzen werden (die Schlagschnur), weil man damit schnell exakte Geraden über große Strecken zeichnen kann, nennt man sowas auch Schnürboden. Es ist eine uralte Technik, um übergroße Bauteile aufzuzeichnen. Mit einer simplen Schnur steht einem die komplette Zirkel-Und-Lineal-Geometrie zur Verfügung.






Und so geht das:






Paff! Die erste Linie ist gezeichnet.







Diese Linie steht für die Postition des langen Sparrens.






Paff! Die zweite Linie. Sie ist eine Hilfslinie. Es ist genau jene Diagonale, die eben genannt wurde.






Paff! Paff! Paff! Doppelpaff! Die Position des Balkens, den wir von nun an "Kehlbalken" nennen, weil er gewissermaßen unter anderem diese Aufgabe erfüllt, und die Postition des kurzen Sparrens sowie die Zentrierlinie sind fertig.









Wenn man genau guckt, kann man erkennen, wo auf der Zeichnung der Zollstock liegen würde.









An diese Postitionslinien rücken wir nun nach und nach provisorisch die Teile, die zum Dach werden sollen.










Die Kanthölzer dienen als Befestigungsmöglichkeit, damit sich nix mehr verschieben kann, wenn die Verbindungen geschnitten werden.






 Ihr guckt jetzt quasi von der kurzen Wand nach oben zum First hinauf und seht einen kurzen und einen langen Sparren.






Diesmal wird das alles viel komplizierter als bei den Pfosten, da ja jeder Balken genau zwischen seine beiden Sparren eingepasst werden muß. Bei den Pfosten konnten wir immer nacharbeiten und nacharbeiten, bis er perfekt passte. Er wurde halt jedesmal ein bißchen kürzer, aber da ohnehin großzügig geplant wurde, was die Tiefe betrifft, in die er eingegraben werden würde, gab es da "Luft" genug. 

Bei diesen Teilen hier geht das so leider nicht mehr. Wenn ein Balken nicht gut passt, muß er entweder so drin bleiben, wie er eben drin ist, oder wir müssen einen komplett neuen Balken anfertigen. Was aber ja auch nicht mehr geht, weil ja jeder Balken seine individuellen Ausnehmungen hat, mit denen er nur an jeweils genau einer Stelle beider Längsträger passt. Und diese Längsträger sind bereits auf dem Gummiwagen. 

Wenn alles also ganz dumm läuft, müßten wir theoretisch das hier alles wieder abbauen, den Schnürboden rausschmeißen, die beiden Längsträger wieder hinein bringen, wieder genau in der richtigen Position aufbocken, einen Ersatzbalken schälen, kantig machen, auf die Träger auflegen und seine individuell passenden Ausnehmungen ausarbeiten, dann alles bis auf den neuen Balken wieder raus, das ganze Tanzbodengedöns wieder reinschaffen, aufbauen und hoffen, daß es diesmal besser läuft. Au weia.








Das ist der First an einem der späteren Giebel. Aus dieser Perspektive wird man ihn nach dem Aufbau des Schuppens allerdings erst dann wieder sehen, wenn eines fernen Tages die Hütte wieder auseinandergebaut oder abgerissen werden muß. Vielleicht so in 100 Jahren. Toi toi toi und auf Holz klopf!






Das Selbe von der Seite...





Und so wird man es von unten sehen. Sieht gut aus, nicht? Es wird so aussehen, als ob wir einfach einen der Sparren rund ausgekehlt hätten, um den anderen dort aufzulegen und ihn dann mit einem Holznagel festzumachen. Aber es verbirgt sich natürlich eine echte Verblattung dahinter.





Nun kommt der erste Balken! Hier seht ihr, was mit den individuellen Ausnehmungen gemeint war. Es sind diese komischen Auskerbungen auf der uns im Bild zugewandten Seite des Balkens. Sie passen tatsächlich nur an eine Stelle der Längsträger. 








Jetzt wird es tricky. Wir haben zwar Schablonen von den Balken gemacht, diese aber ja nach dem ersten Anzeichnen der einen Seite für das Anzeichnen der zweiten Seite angepasst. Aber welche Seite des Balkens bildet sie nun ab, vorne oder hinten? Au weia. Auf dem Papier kann man Farben verwenden, wie Rot für links und Blau für rechts. Am Holz kann man einfach "links" oder "rechts" dranschreiben. Da muß man aber auch dran denken :)







Manchmal gibt es so Momente...










Die Verzapfung des Balkens wird aber auf Anhieb ein echter Hingucker! 









Der zweite Zapfen auch..









So! Das eine Ende ist an den Sparren angeschlossen. Hier muß alles stramm sitzen, denn das hier ist die vordere Kante des Daches, die ja eine Schleppe ist, also nicht auf einer Wand aufliegt. 






Wir können euch versichern, das andere Ende passt auch. Ob aber alle drei Teile dieses Dreiecks dann im Lot sind, und auch alle Maße millimetergenau stimmen, daß erfahren wir, und auch ihr erst in der nächsten Woche, denn nun ist erstmal WOCHENENDE!





Einen haben wir noch...


Wir schulden euch noch den Ausgang der Holznagel-Geschichte:



Wir haben ja vor drei Wochen rund 30 Holznägel mit nach Hause genommen. Torben hat sie bei sich im fußbodenbeheizten Wohnzimmer gelagert und Christian bei sich unter dem Holzherd in der Küche. 
Jeder hat zu Beginn einen seiner Holznägel gewogen.

Christians Test-Holznagel wog nach dem Spalten 279 Gramm und hatte einen Durchmesser von 32 mm (denn so haben wir das ominöse Nageldingsbums bemessen). Die gebohrten Löcher sind 30 mm im Durchmesser, d. h. so wäre der Holznagel 2 mm zu dick.



Vor rund drei Wochen.


Drei Wochen später, nach Lagerung direkt am Ofen wiegt Christians Test-Nagel nur noch 219,9 Gramm. Beim Einbau wird er auf jeden Fall weniger als 219 g wiegen. Und sein Durchmesser ist geschrumpft auf rund 30 mm. Passt also genau!



Aktuell


Nun kommt etwas simple Mathematik (keine Angst, Christian hat's hingekriegt, dann könnt ihr das erst recht.):

Ein Kubikmeter (m³) heimische Eiche wiegt bei 12 - 15% Holzfeuchte 770 Kg.
Der Test-Holznagel von den Bildern ist ein Zylinder von 40 cm Länge und 3 cm Durchmesser. Mit der Formel für die Berechnung von Volumina bei Zylindern kommt man nun weiter: 

V=πr²h (Volumen gleich Pi mal Radius zum Quadrat mal Höhe). 

Unser Holznagel hier hat demnach nun also ziemlich genau 282,74 Kubikzentimeter (cm³).

Nun wird gerechnet:

770000 ( so viele Gramm stecken in 770 Kilogramm) : 1000000 (so viele Kubikzentimeter stecken in einem Kubikmeter) = 0,77 

...also wiegt ein Kubikzentimeter (cm³) gut trockene Eiche mit 12 bis 15 % Holzfeuchte 0,77 g.

Mit der nächsten Rechnung können wir nun leicht herausfinden, wie trocken unser Holznägelchen nun ist, und das ganz ohne Messgerät:

282,74  (Volumen unseres Holznagels in cm³) : 219,9 (Gewicht unseres Holznagels in g) = 0,777g

Volltreffer!

Trocken genug ist er nun also, aber schrumpft er noch weiter, wird er zu dünn für unsere Bohrungen! 

Der Schwindsatz bei Eiche ist 0,4% in der Länge und radial (für uns interessant) 4,5 - 4,67%.

Bei 32 mm Anfangsdurchmesser wären das also theoretisch 1,44 mm bis 1,49 mm. Also besteht Hoffnung, daß er nicht unter 30 mm schrumpfen wird. 


Damit ist das Ziel erreicht, innerhalb kurzer Zeit Holznägel aus dem gleichen frischen Holz zu machen, aus dem wir das Gebäude bauen. 

Es ist heute noch Vorschrift, daß beim Verbauen frischen Holzes getrocknete Holznägel verwendet werden müssen, damit sie bei Aufnahme von Feuchtigkeit im eingeschlagenen Zustand etwas quellen und damit stramm im Loch sitzen. Unser Experiment zeigt uns, daß die Erbauer von Holzhäusern nicht auf bereits jahrelang abgelagerte Holznägel zurückgreifen mußten, um sichere Holzverbindungen zu machen. Sie mußten nur direkt nach dem Fällen der benötigten Bäume mit der Holznagelproduktion beginnen, damit sie Zeit haben, zu trocknen. Ach ja, und ein warmer Platz in der Nähe des Herdfeuers war sicher hilfreich.

Ein tolles Experiment!

Aber nun ist echt Wochenende. Bis nächste Woche!


Samstag, 21. Dezember 2019

Hurra! Die ersten Holznägel!

War euch nicht eigentlich auch klar, daß wir es nicht aushalten würden, bis ins neue Jahr zu warten, um weiter zu machen? Natürlich. Und wie lange schwebt das Wort "Holznagel" nun schon wie ein Gespenst um uns herum. Manchmal, ganz leise, hörte man es heulen und poltern. So auch in den letzten Tagen. Und so klingelte das Telefon, und kurzerhand trafen wir uns heute Mittag an unserem Werkplatz, um unser geheimnisvolles Rohr auszuprobieren! Erinnert ihr euch überhaupt noch an diese Geschichte mit dem geheimnisvollen Rohr?

Hier ein Bild zur Erinnerung:

"Wir mußten das ganze mehrmals machen. Einmal in Öl, war nix. Dann in Wasser mit Ölfilm, nö. Regenwasser mit Eis drauf: Jo. Na gut. Nicht optimal, geht aber. Vielleicht. Was es ist? Laßt Euch überraschen..."
Und hier ist der link zu dieser Geschichte, falls ihr noch mal gucken wollt, wie das mit dem Rohr so war.


Nun aber können wir das Geheimnis endlich lüften und den "Spuk" endlich beenden.


Hier spaltet Torben schon mal schmale Scheite aus Eichenholz.



Es gibt viel Ausschuß. Denn der Faserverlauf muß passen. Aber es gibt auch genügend gute Scheite. So sehen die dann aus. Alle etwa gleich lang, und gleich breit und gleich dick..



Und hier ist unser ominöses Rohr.


Die folgende Bildfolge ist irgendwie wie ein Daumenkino. Wer weiß im Zeitalter von Smartphones noch, was ein Daumenkino ist? Scrollt die Bilder herunter, ist fast wie Film.







STOP! 
Jetzt ist es Zeit, ein neues Scheit oben drauf zu setzen, und damit dann das eben hinein getriebene Scheit nach unten durch zu treiben.







DAS ROCKT!




 So sieht das Ganze dann von oben aus..












Jetzt fragt sich sicher jeder, wo die Dinger eigentlich hin verschwinden..


Deshalb hier das ganze Prozedere im Video, da wird das Rätsel gelöst! Stellt für die richtige Werkstattatmosphäre  ruhig den Ton an ;)



Na? Habt ihr's gesehen? Wir nennen unser Rohr-Dingsbums deshalb spaßhaft "Mama".



Es sind schöne Holznägel...


Und zwar mega schöne! Diese Holznägel haben mit denen, die man heute gemeinhin für den Fachwerkbau kaufen kann, nichts gemein. Die heutigen sind gefräst, und damit sind die Fasern durchtrennt. Geht auch. Das hier aber ist "real stuff" sozusagen. Mit dieser Technik spalten die Holznägel sich rund aus dem vollen Holz heraus und alle Fasern laufen beim fertigen Nagel in voller Länge durch. Solche Nägel sind perfekt für unseren Bau. Sie sind zäh und flexibel. Sie winden sich wie Würmer in das Loch und ziehen die Holzverbindung mit maximaler Stärke zusammen, ohne dabei selbst Schaden zu nehmen. Aber wir machen sie aus grünem Holz, d. h. wir werden sie einige Wochen unter dem Holzofen trocknen lassen, und sie dann von drei Seiten her anspitzen, bevor wir sie  verwenden können...

Hier seht ihr gut den Faserverlauf..







Wir kommen sogar echt gut voran!










Auch die ersten Probeschindeln sind heute eingetroffen! Man sieht es nicht auf Bildern, aber sie sind aussergewöhnlich. Denn ihre Länge misst satte 60 cm! Das ist beinahe einzigartig für Schindeln aus Eiche.




Sie sind von Hand gespalten, die Fasern sind in voller Länge intakt. Das Dach wird damit sicher einen tollen Charakter haben! Es sind so viele spannende Details, die dieses Gebäude ausmachen werden. Eigentlich ist es nur als Regenschutz gedacht. Aber es wird ein Regenschutz sein, über den man stundenlang nachdenken und erzählen könnte.







Hier, später bei Lampenlicht, mal ein Größenvergleich mit einem Zollstock.






Das war doch mal ein toller Nachmittag!

Aber jetzt ist wirklich Weihnachtspause. Echt. Versprochen. am 2. Januar geht es weiter. Bleibt uns treu! Wir sehen uns! Vi ses! See you! Nos vemos! Tot ziens!


Samstag, 14. Dezember 2019

Arbeiten vor der Weihnachtspause

Manchmal muß man einfach aufhören können.

Seit anderthalb Monaten sind wir beide nun damit beschäftigt, einen Haufen grober, ruppig geschälter Eichenstämme in ein Gebäude zu verwandeln. Heute haben wir alles gegeben, um noch so viel wie möglich zu schaffen, bevor es in die Weihnachtspause geht. Die letzten Balken fanden ihre Position auf den Längsträgern.

Dort aber sollten sie nur noch so lange bleiben, bis wir davon die zwei Bilder weiter unten gemacht haben. Dann versahen wir sie mit Bundzeichen, die dazu dienen, daß wir später beim Aufbau genau wissen, welches Teil wo genau hin muß und wie herum, und packten sie danach links an die Wand. Wir werden sie noch einmal benötigen, wenn wir die Sparren zusammenschneiden und sie im First mit sich selbst und am Fuß mit den Balken verblatten.

Beim Anblick dieser Konstruktion in natürlicher Lage (siehe die nächsten beiden Bilder weiter unten) wird wieder einmal klar, wie das Gebäude, dessen Bodenbefund wir zur Grundlage unseres Zweckbaus machten, wahrscheinlich tatsächlich ausgesehen hat. Auf dem nächsten Bild sehen wir nur zwei Längsträger. Der dritte wäre im Bild noch rechts parallel daneben im gleichen Abstand aufgebockt. Ihr müsst ihn euch für das folgende Gedankenspiel dazu denken. Stellt euch nun das Ganze wie ein Pfannkuchen gewendet vor, so daß die Balken unten sind und die Längsträger oben. Und unter jedem Kreuzungspunkt von Balken und Längsträgern stellt euch einen kurzen, vielleicht einen Meter aus der Erde ragenden Pfosten vor. Dann habt ihr die 15 Pfosten des Befunds. Natürlich müsst ihr euch dann auch die querliegenden Balken entsprechend verlängert vorstellen, denn sie liegen ja in diesem Fall auch auf dem hier fehlenden dritten Träger auf. Somit hättet ihr nun eine erhöhte Plattform, die einen beeindruckenden Bau mit vielleicht 2 bis 3 Meter hohen Wänden und einem Satteldach tragen kann. Ein solch mächtiger Speicherbau war sicher viel zu groß für nur einen durchschnittlichen eisenzeitlichen Hof. Unweigerlich kommen einem Gedanken an eine Art "Genossenschaft", in der mehrere Höfe sich ein Lagergebäude teilen konnten. Während wir darüber philosophieren, wächst in uns der unbändige Drang, genau das in absehbarer Zeit zu bauen.




In der etwas flacheren Perspektive des Bildes weiter unten kann man sich die Ausmaße des Speichers noch besser vorstellen: man müsste nur im Vordergrund den dritten Längsträger ergänzen, die Balken entsprechend verlängern, das Ganze undrehen, auf Pfosten setzten, ein Gebäude auf den Längsträgern aufbauen, und man hätte einen riesigen, erhöht auf Stelzen stehenden Speicher. Leider mußten wir uns entscheiden. Einen mächtigen und sicher beeindruckenden Plattform-Speicher ohne jeden praktischen Nutzen für das Projekt zu bauen, oder unter Beibehaltung der Postition der Pfosten aus dem Befund ein für uns nutzbares ebenerdiges Gebäude. Es fehlte leider sehr dringend ein großzügiger wettergeschützter Bereich auf dem Gelände, so daß die Wahl auf letzteres fallen mußte. Aber dieser Speicher ist damit nicht aus der Welt! Wir kennen aktuell niemand, der einen so großen eisenzeitlichen Speicherbau in Originalgröße gebaut hat, daher juckt es uns schon "zwischen den Fingern". Und wenn dieses praktisch nutzbare, sicher auch wunderschöne Bauwerk fertig ist, kann sehr gerne der erhöhte Speicher noch dazu kommen. So hätten wir zwei vollkommen unterschiedliche Bauten aus ein und demselben Befund abgeleitet, einmal einen Wagenschuppen und einen gestelzten Speicher. Das ist experimentelles Rekonstruieren. Wir müssen nur noch die richtigen Leute dafür begeistern!





Nachdem alle Balken weggepackt waren, legten wir den im obigen Bild vorderen Träger auf die Seite, um seine Pfosten darunter bauen zu können. Sie sind natürlich länger (oder besser: höher) als die Pfosten, die später an der niedrigen Gebäuderückseite stehen werden. Wir sehen hier nun sozusagen die mittlere Pfostenreihe, oder anders gesagt, die zweite Reihe der beiden Reihen mit hohen Pfosten, von der offenen Seite des Gebäudes aus gesehen. Schwer, sich das in diesem Stadium schon vorzustellen. Es braucht zugegebenermaßen einiges an Phantasie dazu. Um das Ganze einigermaßen noch auf's Bild zu bekommen, mußte der Kameramann ins Gebälk der Halle klettern.




In diesem Zustand muß das Gebäude nun allerdings Weihnachten feiern. Die zwei Pfosten am oberen Bildrand haben wir bereits gebohrt und schon mit den anderen fertigen und bis zum Aufbau nicht mehr benötigten Bauteilen auf den großen Anhänger geladen, mit dem wir alle Gebäudeteile später zum Bauplatz karren werden.
Das, was wir auf diesem Bild sehen, müssen wir noch ein weiteres Mal bauen, das kommt danach ebenfalls bereits auf den Hänger. Dann sind in unserer Halle nur noch die Balken und die Sparren sowie die kurzen Firstpfosten der eigentlichen Dachkonstruktion vorhanden. Um sie zu verbauen, benötigen wir eine 1:1 große Schablone. Es wird noch sehr tricky, das alles lotrecht hinzubekommen, so daß es später beim Zusammenbau nicht doch noch plötzlich schief steht.
Währenddessen arbeiten parallel bereits die Leute eines sehr traditionsreichen Handwerksbetriebes in Bayern an den enormen Mengen Eichenholzschindeln mit der für diesen Schindeltyp fast unmöglichen Länge von bis zu 60 cm! Wir stehen in regelmäßigem Kontakt und haben schon die ersten Schindeln gesehen. Sie alle werden rein von Hand gespalten und abgerichtet, wie es bereits seit Jahrtausenden geschieht.

Auch die Lehmbau-Leute machen sich derweil bereits startklar und bereiten vor den Frosttagen noch die richtige Mischung, die hölzernen gespaltenen Staken sowie den Kalkanstrich nach uraltem Rezept vor. Alles miteinander zu vereinigen wird sicher ein großartiges und spannendes Ereignis, auf das ihr euch schon freuen dürft und das ihr euch hoffentlich nicht entgehen lassen werdet!

Bleibt uns auf unserem Bau-Blog treu, und ihr werdet rechtzeitig erfahren, wann es soweit ist! Bis dahin wünschen wir euch allen eine schöne restliche Vorweihnachtszeit und sodann ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest!

Wir sehen uns hoffentlich danach an dieser Stelle wieder!

Frohe Weihnachten! Glædelig Jul! Merry Christmas! Prettige kerstdagen! Zalig Kerstfeest! Feliz navidad! 



Photo by Tim Mossholder from Pexels



Montag, 9. Dezember 2019

Maus-Mobbing, verbotene Tollheiten und eingepasste Balken

Das Wochenende ist vorüber, und um acht Uhr waren wir wieder in der Werkstatt, um am neuen Gebäude weiter zu bauen. Doch bevor wir starten konnten, mußten wir erst einmal ein uraltes Drama mit ansehen. Die Katze (sie heißt übrigens Minka, meist jedoch Minky gerufen) hatte irgendwo da draußen eine Maus aufgetrieben. Weil Minky inzwischen sehr viel Zuneigung und entsprechend viel nahrhafte Zuwendung erfährt, dies auch sehr zu schätzen weiß, schlang sie das Tier nicht direkt hinunter, wie sie es bislang eigentlich immer tat, sondern leistete sich diesmal den Luxus einer ausgedehnten Trainingseinheit. Und um uns zu zeigen, wie nützlich sie trotz guter Fütterung immer noch ist, demonstrierte sie uns ihre Fähigkeiten natürlich direkt an unserem Arbeitsplatz. So spielten sich also grausame Szenen ab, während wir unsere Pläne für den heutigen Tag schmiedeten. Wir wollen Euch an Minkys Show teilhaben lassen und zeigen es Euch hier im Video. WARNING: THIS VIDEO MAY BE DISTURBING TO SOME VIEWERS! ;)




Süß, oder? Man will, daß die beiden Freunde werden. Aber tja. Wir gaben alles, riefen "Vertragt euch!", aber es war, wie es sein soll. Und so ließen wir den Dingen ihren Lauf.



Vielleicht ist Euch aufgefallen, daß wir große Löcher gebohrt haben für die Holznägel (von denen wir ....). Natürlich fragten wir uns, wie die eisenzeitlichen Leute sowas wohl bewerkstelligt haben. Die Antwort fanden wir im Löffelbohrer. Seit der Eisenzeit gibt es diesen Typ Bohrer nun schon, und bis vor wenigen Jahrzehnten waren solche Dinger hier auf dem Land noch im Einsatz, z. B. bei den Holzschuhmachern. 




Dieser hier passt sogar verblüffend genau in unsere Bohrungen. Probiert haben wir es heute nicht, damit eine Bohrung durch über 20 cm dicke Eichenbalken zu bohren, wir sind aber davon überzeugt, daß es ohne Probleme damit gemacht werden kann.
 
Heute standen die "Deckenbalken" auf dem Programm. Wie auch bei den Streben fertigten wir zuerst Schablonen an, denn die Balken sollen in ihrer Position eingespannt werden.







So sollen sie dann liegen. Sie werden später beim Bau mit Holznägeln befestigt. (Ja, wir fangen noch in dieser Woche damit an, Holznägel zu machen).




Da liegt er nun, der erste von fünf Balken. Die kurzen Latten-Stücke dienen nur als Markierung und um die Richtschnur zu halten.



Der Balken liegt nicht einfach auf, sondern ist genau in die langen Träger eingepasst, die wir vor einigen posts behelfsweise Pfetten genannt haben.




Der Gummihammer hilft dabei, den Balken aufzupressen, um den letzten Millimeter Widerstand zu brechen.




Hier ist die andere Seite. Eigentlich "klemmt" der Balken so schon genug. Die Holznägel werden ihn bombenfest dort befestigen.




Seit Wochen haben wir draußen mehrere fahrbare Maschinen im Einsatz, einen Teleskoplader und einen kleinen Hoflader, auf dem dieses Hinweisschild klebt. Natürlich werden wir inzwischen vor allen möglichen Gefahren durch Hinweisaufkleber auf so gut wie jedem potentiell gefährlichen Gerät gewarnt, aber das hier ist der Knaller! Ist uns erst jetzt aufgefallen. Wer von alleine auf diese Idee nicht gekommen wäre, der bekommt hier vielleicht die nötige Inspiration....



Der zweite Balken in Postition.




Hier mal zur Verdeutlichung die Stelle "unter" dem Balken, dort, wo er aufliegen soll. Weil die Konturen der langen Träger an den Oberkanten nicht geradlinig und exakt verlaufen, wie bei einem gesägten Balken, muß hier ziemlich angepasst werden. Jede Ausnehmung passt dann auch nur an genau die Stelle, für die sie gedacht ist.













Der dritte (mittlere) Balken sitzt nun auch in seiner Position.


Alle guten Dinge sind drei, und so beließen wir es für heute dabei. Die verbliebenen zwei Balken räumten wir noch hinein und bereiteten sie vor, damit wir sie am Donnerstag anpassen können. Denn vorher müssen wir jede Menge Kleinkram machen, der leider gar nichts her macht, um hier gezeigt zu werden: Umräumen, Aufräumen, Gerätepflege, Sachen besorgen und und und.




Am Donnerstag und Freitag werden wir alle fünf Balken für ihre Position angepasst haben. Wir zeichnen mit Markierungen alle Positionen an, und dann packen wir die fertigen Teile zur Seite.
Wie geht es dann weiter?
Im Grunde müssen dann nur noch die restlichen (langen) Pfosten mit Schlitz-Zapf-Verbindungen an die Pfetten angeschlossen werden, die Sparren im First zusammengepasst werden, alles wieder zerlegt und weggepackt werden, die Firstpfosten eingepasst und weggelegt werden und dann sind wir bereit, zum ersten Mal auf das Gelände zu gehen, wo das Gebäude seinen Platz finden wird. Dort beginnnen dann die Erdarbeiten. Dazwischen ist aber irgendwie auch noch Weihnachten und der Jahreswechsel.