Seit anderthalb Monaten sind wir beide nun damit beschäftigt, einen Haufen grober, ruppig geschälter Eichenstämme in ein Gebäude zu verwandeln. Heute haben wir alles gegeben, um noch so viel wie möglich zu schaffen, bevor es in die Weihnachtspause geht. Die letzten Balken fanden ihre Position auf den Längsträgern.
Dort aber sollten sie nur noch so lange bleiben, bis wir davon die zwei Bilder weiter unten gemacht haben. Dann versahen wir sie mit Bundzeichen, die dazu dienen, daß wir später beim Aufbau genau wissen, welches Teil wo genau hin muß und wie herum, und packten sie danach links an die Wand. Wir werden sie noch einmal benötigen, wenn wir die Sparren zusammenschneiden und sie im First mit sich selbst und am Fuß mit den Balken verblatten.
Beim Anblick dieser Konstruktion in natürlicher Lage (siehe die nächsten beiden Bilder weiter unten) wird wieder einmal klar, wie das Gebäude, dessen Bodenbefund wir zur Grundlage unseres Zweckbaus machten, wahrscheinlich tatsächlich ausgesehen hat. Auf dem nächsten Bild sehen wir nur zwei Längsträger. Der dritte wäre im Bild noch rechts parallel daneben im gleichen Abstand aufgebockt. Ihr müsst ihn euch für das folgende Gedankenspiel dazu denken. Stellt euch nun das Ganze wie ein Pfannkuchen gewendet vor, so daß die Balken unten sind und die Längsträger oben. Und unter jedem Kreuzungspunkt von Balken und Längsträgern stellt euch einen kurzen, vielleicht einen Meter aus der Erde ragenden Pfosten vor. Dann habt ihr die 15 Pfosten des Befunds. Natürlich müsst ihr euch dann auch die querliegenden Balken entsprechend verlängert vorstellen, denn sie liegen ja in diesem Fall auch auf dem hier fehlenden dritten Träger auf. Somit hättet ihr nun eine erhöhte Plattform, die einen beeindruckenden Bau mit vielleicht 2 bis 3 Meter hohen Wänden und einem Satteldach tragen kann. Ein solch mächtiger Speicherbau war sicher viel zu groß für nur einen durchschnittlichen eisenzeitlichen Hof. Unweigerlich kommen einem Gedanken an eine Art "Genossenschaft", in der mehrere Höfe sich ein Lagergebäude teilen konnten. Während wir darüber philosophieren, wächst in uns der unbändige Drang, genau das in absehbarer Zeit zu bauen.
In der etwas flacheren Perspektive des Bildes weiter unten kann man sich die Ausmaße des Speichers noch besser vorstellen: man müsste nur im Vordergrund den dritten Längsträger ergänzen, die Balken entsprechend verlängern, das Ganze undrehen, auf Pfosten setzten, ein Gebäude auf den Längsträgern aufbauen, und man hätte einen riesigen, erhöht auf Stelzen stehenden Speicher. Leider mußten wir uns entscheiden. Einen mächtigen und sicher beeindruckenden Plattform-Speicher ohne jeden praktischen Nutzen für das Projekt zu bauen, oder unter Beibehaltung der Postition der Pfosten aus dem Befund ein für uns nutzbares ebenerdiges Gebäude. Es fehlte leider sehr dringend ein großzügiger wettergeschützter Bereich auf dem Gelände, so daß die Wahl auf letzteres fallen mußte. Aber dieser Speicher ist damit nicht aus der Welt! Wir kennen aktuell niemand, der einen so großen eisenzeitlichen Speicherbau in Originalgröße gebaut hat, daher juckt es uns schon "zwischen den Fingern". Und wenn dieses praktisch nutzbare, sicher auch wunderschöne Bauwerk fertig ist, kann sehr gerne der erhöhte Speicher noch dazu kommen. So hätten wir zwei vollkommen unterschiedliche Bauten aus ein und demselben Befund abgeleitet, einmal einen Wagenschuppen und einen gestelzten Speicher. Das ist experimentelles Rekonstruieren. Wir müssen nur noch die richtigen Leute dafür begeistern!
Nachdem alle Balken weggepackt waren, legten wir den im obigen Bild vorderen Träger auf die Seite, um seine Pfosten darunter bauen zu können. Sie sind natürlich länger (oder besser: höher) als die Pfosten, die später an der niedrigen Gebäuderückseite stehen werden. Wir sehen hier nun sozusagen die mittlere Pfostenreihe, oder anders gesagt, die zweite Reihe der beiden Reihen mit hohen Pfosten, von der offenen Seite des Gebäudes aus gesehen. Schwer, sich das in diesem Stadium schon vorzustellen. Es braucht zugegebenermaßen einiges an Phantasie dazu. Um das Ganze einigermaßen noch auf's Bild zu bekommen, mußte der Kameramann ins Gebälk der Halle klettern.
In diesem Zustand muß das Gebäude nun allerdings Weihnachten feiern. Die zwei Pfosten am oberen Bildrand haben wir bereits gebohrt und schon mit den anderen fertigen und bis zum Aufbau nicht mehr benötigten Bauteilen auf den großen Anhänger geladen, mit dem wir alle Gebäudeteile später zum Bauplatz karren werden.
Das, was wir auf diesem Bild sehen, müssen wir noch ein weiteres Mal bauen, das kommt danach ebenfalls bereits auf den Hänger. Dann sind in unserer Halle nur noch die Balken und die Sparren sowie die kurzen Firstpfosten der eigentlichen Dachkonstruktion vorhanden. Um sie zu verbauen, benötigen wir eine 1:1 große Schablone. Es wird noch sehr tricky, das alles lotrecht hinzubekommen, so daß es später beim Zusammenbau nicht doch noch plötzlich schief steht.
Währenddessen arbeiten parallel bereits die Leute eines sehr traditionsreichen Handwerksbetriebes in Bayern an den enormen Mengen Eichenholzschindeln mit der für diesen Schindeltyp fast unmöglichen Länge von bis zu 60 cm! Wir stehen in regelmäßigem Kontakt und haben schon die ersten Schindeln gesehen. Sie alle werden rein von Hand gespalten und abgerichtet, wie es bereits seit Jahrtausenden geschieht.
Auch die Lehmbau-Leute machen sich derweil bereits startklar und bereiten vor den Frosttagen noch die richtige Mischung, die hölzernen gespaltenen Staken sowie den Kalkanstrich nach uraltem Rezept vor. Alles miteinander zu vereinigen wird sicher ein großartiges und spannendes Ereignis, auf das ihr euch schon freuen dürft und das ihr euch hoffentlich nicht entgehen lassen werdet!
Bleibt uns auf unserem Bau-Blog treu, und ihr werdet rechtzeitig erfahren, wann es soweit ist! Bis dahin wünschen wir euch allen eine schöne restliche Vorweihnachtszeit und sodann ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest!
Wir sehen uns hoffentlich danach an dieser Stelle wieder!
Frohe Weihnachten! Glædelig Jul! Merry Christmas! Prettige kerstdagen! Zalig Kerstfeest! Feliz navidad!
Photo by Tim Mossholder from Pexels |
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