Montag, 27. Januar 2020

Es geht los!

Für den Aufbau des Gebäudes auf dem Gelände des Eisenzeithauses war natürlich die Entscheidung wichtig, wo genau es stehen soll, und in welche Richtung es "gucken" soll. 
Die Antwort auf die Frage nach dem Wo war bereits während der Planungsphase schnell gefunden. Die andere Frage war dagegen überhaupt nicht leicht zu beantworten. Geht man nun nach der Richtung, aus der erfahrungsgemäß der Wind und mit ihm der fiese Regen am häufigsten kommt? Dann würde sich das Gebäude nach Nordosten öffen und dem Wind, der hier, abgelenkt und beschleunigt durch eine Moränenkuppe, häufig sehr fühlbar aus dem Südwesten einfällt, seine tief heruntergezogene Rückseite präsentieren. Andererseits würde so überhaupt kein Tageslicht mehr ins Gebäude fallen, es sei denn am frühen Morgen. Zuguterletzt wäre die Aussicht aus dem Gebäude heraus nicht besonders schön. 


Von wo zu welcher Jahres- und Tageszeit das Sonnenlicht einfällt, kann man zum Glück mit einfacher Software bestimmen. Diese Hausaufgabe will unbedingt zuvor gemacht sein. Die nachfolgenden Bilder geben einen guten Eindruck. Der Bereich zwischen dem orangen und dem gelben Strich (der gelbe ist immer der Einstrahlwinkel zum astronomischen Mittag) zeichnet den Vormittag ab, der Bereich vom gelben Strich zum roten den Nachmittag. Wenn man nun das Gebäude in Form eines maßstabsgetreuen Papierschnipsels hin und her dreht, bekommt man eine gute Vorstellung, bis wann genau dort die Sonne hineinscheint, und ab wann eben nicht mehr.

Hier ist ein Tag im Februar simuliert...

Februar


 ...und der Ostersonntag...


Ostersonntag

 ...der längste Tag des Jahres zur Sommersonnenwende....


21. Juni

 .. und ein Tag im Spätsommer...


September

Habt ihr bemerkt, wie sehr sich der Mittagswinkel zu Ostern  unterscheidet? Das ist nicht in echt so, hier war lediglich noch nicht die MEZ berücksichtigt. Bei den anderen stimmt es.  Ostern ist es natürlich genauso wie bei denen.

 Licht und Schatten muß es geben, aber was für welche Tätigkeit, und wann am besten welches von beiden?


Während all dieser Gedanken über die Ausrichtung des Baus auf dem Gelände geisterte im Hintergrund stets der archäologische Originalbefund vom Erlengrund herum. Ihr erinnert euch bestimmt an die Story "Speicher oder was?". Hier fiel uns auf, daß das Originalgebäude exakt NNO - SSW oder verblüffend genau zwei nautische Strich ausgerichtet war. Nun können wir natürlich weder wissen, ob das Zufall war, auch nicht, in welche Richtung sich das Gebäude öffnete, aber irgendwie lässt einen so eine Sache ja auch nicht ganz einfach entkommen.

Was, wenn tatsächlich die Sonnenstände bei der Wahl der Orientierung des Gebäudes eine Rolle gespielt haben, und nicht nur eine schnöde Geländekante, ein Bach oder ein Waldrand? In der Theorie würde sich bei dieser Ausrichtung das Gebäude den Vormittag hindurch erwärmen, ab der Mittagssonne würde bis zum späten Nachmittag nur noch eine Schmalseite besonnt. Am Mittag des Hochsommers bei sehr hohem Sonnenstand reichte ein geringer Dachüberstand, um die komplette Wand abzuschatten.

Warum gehen wir dieser Idee nicht ganz einfach mit unserem Gebäude in einer besonderen Art eines archäologischen Langzeitexperiments auf den Grund?

Hier noch einmal der Originalbefund: genau zwei Strich nach Steuerbord.











Um diese Idee zu verfolgen, müssen wir zunächst am Satellitenbild mit einem maßstabsgetreuen Umriß am genauen Standort beginnen. Die lange Linie im folgenden Bild ist die Orientierungslinie, genau 2 nautische Strich Ost oder NNO. Der Kasten ist der Umriß des neuen Gebäudes. Das Gebäude würde sich in diesem Falle in Richtung Wohnstallhaus und Feld, bzw. Hecke öffnen, was einen schönen Blick zur Folge hätte. Im Rücken des Gebäudes würde das Bogenschießen ungestört durch etwaige Aktivitäten im Inneren des Gebäudes stattfinden können; die Schußrichtung der Schützen könnte nun in Richtung Feld liegen, was einen ungeheuren Vorteil gegenüber der bisherigen Situation darstellen würde. Nordöstlich (zu den Bäumen hin) würde sich ein kleineres Dach anschließen, unter dem der Räucherofen liegt. Dazwischen gäbe es einen kleinen Durchgang, den man schließen könnte, wenn das Bogenschießen stattfindet. Der Räucherofen würde zudem vom Schutz durch den größeren Bau profitieren. Beim  alljährlichen "Sommerfest" würde der "natürliche" Besucherstrom quasi vom neuen Gebäude geradezu dazu eingeladen, zu schauen, was es dort so gibt.

Wenn ihr per Handy guckt, solltet ihr auf das Bild klicken, und es vergrößern. Das Gebäude ist ja soo klein..



 



Wir haben ja auch noch die Umzeichnung des Befundes vom Erlengrund... legen wir ihn doch einfach mal in das Satellitenbild hinein!





 Und schwupp! Da isser nu.

 


 Aber wie ist das nun genau mit dem Sonnenlauf, wenn wir das so machen??


 

Ha! Genau, wie gedacht. Die drei dicht beieinander liegenden parallelen Striche sind die Mittagssonne.  Die "Doppelsonne" auch. Im Winter steht sie tief, scheint also tief ins Gebäude und spendet noch Wärme. Im Hochsommer steht sie so hoch, daß die vordere Dachseite den größten Teil des Inneren des Baus abschatten wird. Das kennen wir vom Eingang des Haupthauses, der dort liegt, wo im Bild die "Doppelsonne" hinzeigt. In der Hitze des späten sommerlichen Mittags und frühen Nachmittags wird die Schmalseite erwischt, noch später die tief heruntergezogene Rückseite. Wichtig aber ist, daß am Vormittag, während die meisten Schulklassenaktivitäten stattfinden, die Sonne ins neue Gebäude scheint. Das ist selbst im Sommer nicht schlimm, weil es dann noch nicht zu warm ist (erfahrungsgemäß ist die Hitze im Juli z. B. am drückendsten in den frühen Nachmitagsstunden!). Und Wind und Regen? Auch hier ist die Lage und Orientierung nicht zu schlecht. Weder von NW, noch von SW kann der Regen hinein, auch nicht bei Wind. Und von den anderen Richtungen fällt er hier sehr selten ein. Irgendwelche Kompromisse muß man immer finden. Dieser scheint sehr gut.

Also los! Genauso ist es geplant und so wird es gemacht. Das Gebäude zeichnet somit dann nicht nur die exakte Position aller Pfosten aus dem Originalbefund vom Erlengrund nach, sondern insgesamt auch seine exakte originale Orientierung, jene rästelhaften zwei nautische Strich!

Im Gelände muß natürlich das alles erst einmal nachvollzogen werden. Christians einfacher Kompaß reicht dafür locker aus.





Zunächst wird die Orientierungslinie gezogen, zusätzlich eine (fast) genau nach Nord. Der Winkel zwischen ihnen muß 22,5° betragen, wenn alles stimmen soll. Zur Feldkante (Furche) muß die Orientierungslinie im Winkel von 65° liegen.




 Das ist erstmal der grobe Anfang. Noch nicht sehr exakt.





Immerhin stimmt es fast genau. Es muß gar nicht zu 100% exakt sein, 98% sind für die Mittel, die hier eingesetzt werden, gut genug.

 



Mit dem Laser wird nun zunächst die Horizontalebene (der spätere Fußboden des Baus) nivelliert. Das Gelände ist hier abschüssig, der Boden des Gebäudes aber wird eine horizontale Ebene. Er wird also links im Bild etwas ins Gelände eingreifen, und rechts im Bild etwas herausstehen. Vom Bereich hangaufwärts werden wir etwas abtragen, damit das Hangwasser vor der Wand noch rechtzeitig versickert. Der Boden des Baus soll etwas höher stehen als das Erdreich in diesem Bereich.

Hier erweist sich die Standhöhe des Lasers als zu hoch. Wir packen ihn deshalb kurzerhand auf seine rote Kiste.





Der Laser schießt seinen Lichtstrahl in einer horizontalen Ebene gleich einer virtuellen Scheibe. Wann immer der Empfänger die exakte Höhe dieser Scheibe erreicht, verwandelt sich ein piep-piep-piep in einen durchgehenden Ton.




Weil wir den Fußboden aber ja nicht in der Höhe ziehen wollen, in der der Laser steht, gehen wir von dieser Ebene genau 50 cm nach unten. Dann ist der Fußboden des Gebäudes hangaufwärts nicht zu tief im jetzt noch vorhandenen Erdreich, und hangabwärts auch nicht zu weit oberhalb. Es ist sozusagen ein gesundes Mittelmaß.




Jetzt erst ist es Zeit, das Gebäude mittels Kompaß exakt auszurichten. Wir spannen die Umrisse des Pfostenbereiches und dazu noch den Bereich inklusive Dachüberständen ab. Später markieren wir noch den Bereich der Gerüste, die uns zum Aufbau dienen werden.

Hier zeigt nun die Magnetnadel nach Magnetisch-Nord (+2° O gegenüber der direkten Linie zum magnetischen Nordpol), der Richtungspfeil zeigt die Marschzahl 22,5. Die rote Richtschnur wird nun exakt ausgerichtet. Nun liegt die Gebäuderichtung also exakt bei 2 nautischen Strich gegenüber mißweisend Nord! So wie auch die des Vorbilds.





Man glaubt gar nicht, auf was für Ideen Torben manchmal beim Frühstück so kommt. Aber diese kleinen Gefrierbeutel-Clips sind echt gute Markierungen. Halten bombenfest und verschieben sich nicht. Wir sind wohl beide auf unsere eigene Art Meister im Improvisieren.






Nachdem alle wichtigen Markierungen "ausgepflockt" und die Gerüstbereiche mit Brettern markiert sind, sind wir eigentlich sehr zufrieden mit unserer Arbeit. Zeit, sich das Gebäude im Gelände aus allen Richtungen plastisch vorzustellen..

Mal, wenn man südlich ums Haupthaus herumgeht...





 ...mal, wenn man nördlich ums Haus geht. Denkt nicht, daß die Bretter den Umriß markieren, dies ist nur der Bereich der Gerüste. Die lange Latte im Gras sowie die kurze, die hier im Bild auf uns zeigt, stellen das Gebäude dar. Wirkt gar nicht mehr soo riesig. Ein Schüppchen halt.







 Von etwas weiter hinten...






 ....hier auch nochmal von etwas weiter hinten... Ist gut so. Wird schon.





Wir schaffen danach sogar noch ein paar erste Dachlatten. Hier sind sie nach dem groben Gemetzel zu sehen. Die werden sich noch etwas bezähmen mit der Zeit. Draußen ist es schon wieder dunkel und der Magen knurrt.





Das Faserige fällt schon sehr bald ab. Wir glauben, daß man auch in der Eisenzeit nicht die Zeit hatte, angesichts der zu fertigenden Anzahl von Dachlatten allzu pingelig zu sein. Hier gilt eindeutig: Masse ist wichtiger als ... obwohl, wir finden sie klasse. Genau so, wie sie sind..





 Rauh, wie der Norden. Oder unsere Hände.










Morgen wird gebaggert. Auch, wenn es bei uns seltsam klingt: hoffentlich stoßen wir dabei nicht auf archäologische Funde, am Ende noch was Römisches! Dann wär's das nämlich erstmal. ;) Aber wollen optimistisch sein. HIER GAB ES KEINE RÖMER, HIER GIBT ES KEINE RÖMER und HIER WIRD ES AUCH NIE RÖMER GEBEN! Basta.














Freitag, 24. Januar 2020

Das Chaos gebiert die Ordnung! Der Bausatz ist vollendet.

Holzspäne, haufenweise herumliegender Kram, Stapel von Stämmen, Dreck von den Reifen von Hoflader oder Teleskoplader, Schleifstaub und Kälte - DAS war die Welt für fast drei Monate für uns.
Nur im Geiste sahen wir, daß wir in für zufällige Besucher auf den ersten Blick chaotischen, und, wenn man die Besucherfrequenz insgesamt als Maßstab anlegt, offenbar schwer zumutbaren Verhältnissen die einzig wahre Ordnung schufen. Die Ordnung eines nun in (fast) allen Teilen vollständigen, durchnummerierten, und systematisch parat gelegten Bausatzes eines Gebäudes, das bisher lediglich in unserer Vorstellung existierte.

Wir sind am Ende einer ziemlichen Strecke angelangt. Es ist, als hätten wir uns für drei Monate stetig einen kalten und harschen Berg hinaufgekämpft, nur um jetzt von seinem Gipfel hinunter in ein grünes, sonnengeflutetes Tal hinabzublicken. Die Vorfreude, nun auch dort hinabzusteigen, ist unsere Vorfreude darauf, den Bausatz aufzubauen und das Gebäude werden zu sehen.


Das allerletzte "Dachdreieck" ist am letzten Tag der Arbeitswoche fertig geworden. Alle fünf sind nun vereint. Sie liegen genau so, wie sie liegen müssen, um für den Aufbau nacheinander aufgegriffen zu werden.

Kaum war das Gebilde draußen bei seinen Geschwistern, kam ein unbändiges Verlangen in uns auf, nun die Früchte unseres Kampfes gegen das Chaos zu ernten und Ordnung zu schaffen. Wundert euch nicht, wenn wir das nun auch in Bildern ausdrücken. Auch wenn sie sich für andere Menschen auf dieser Welt irgendwie vermutlich (zu) sehr ähneln, wir könnten noch hundert weitere Perspektiven dieser Ordnung aneinander reihen. Nun aber los, wir haben euch schließlich im letzten Post was versprochen. Wir halten Wort!

Die fünf "Dachdreiecke" des Dachstuhls











Die zwei Hinterstreben oder "Winkelhalbierende Stirnversätze" ;) nebst fünf der fünfzehn Pfosten, die dem Gebäude den Namen geben.





Die Köpfe der drei Trägerbalken, jeder fast 9 Meter lang!









 Die übrigen zehn Pfosten, hier nur die oben liegenden. Jeder passt nur auf eine Weise an genau eine Stelle. Überhaupt ist jedes Teil ganz individuell und exakt an genau die Stelle angepasst, für die es vorgesehen ist...




Und da sind sie tatsächlich! Heute frisch eingetroffen! Das Ergebnis der Arbeit eines anderen Teams, am anderen Ende unseres Landes, ganz im Süden. Drei Monate haben sie dort Eichenschindeln gespalten. Die längsten, die vermutlich je von ihnen verlangt wurden! 60 cm! Sie sind alle von Hand gespalten. Das braucht ungeheure Erfahrung, die nur noch bei diesen Traditionshandwerkern im Süden vorhanden ist. Die Bäume sind speziell dafür ausgesucht worden, denn so etwas geht nur mit ganz wenigen, perfekt gewachsenen Eichen.
























 Sie sind nicht nur wunderschön, sondern wahrlich riesig!




 Es sind ca. 2800 Schindeln von über 60 cm Länge, rund 400 Schindeln von 50 cm Länge, und noch einmal 400 Schindeln von 30 cm Länge.




Wenn man genau hinsieht, erkennt man schon das Vorbild für die späteren tönernen Pfannen.














 
 
Von unserem Tanzboden ist nichts mehr zu sehen; wir haben nun wortwörtlich "reinen Tisch" gemacht. An der Wand liegt nun die Aufgabe für die Schlechtwetterphasen der kommenden Wochen. Bei gutem Wetter bauen wir das Gebäude auf. Bei schlechtem aber schneiden, brechen, messern wir Dachlatten. Die Bohlen dafür liegen links an der Wand und ganz hinten in der Halle schon bereit. Die Schindeln sortieren wir dann nach der Art und Weise, wie sie zusammen passen.  

Es ist ein schönes Gefühl, an diesem Teil der Wegstrecke angekommen zu sein. Schade, daß hier in der Werkstatt bald wieder die Späne fliegen und vorübergehend neues Chaos entstehen muß. Aber wie hat der alte Nieswurz schon gesagt: "Das Chaos gebiert die Ordnung". Stimmt. Heute ist die Welt in Ordnung.





Aber nun kommt erst der richtig tolle Teil der Geschichte. Der Aufbau des Baus auf dem Gelände des Eisenzeithauses! Das Aufnageln der tausenden Schindeln, der Einbau der Lehmflechtwände, das Aufbringen des strahlend weißen Kalkputzes! Na klar, insgeheim sehen wir uns schon beim Richtfest auf dem Dach stehen, nach dem Segensspruch das Schlückchen einnehmen,...
...und wenn dann alle gegangen sind, zusammen dort in oder vor dem Häuschen sitzen und einfach zufrieden die Ruhe genießen. ABER ZUVOR MÜSSEN WIR NOCH HOLZNÄGEL MACHEN! Liegt also noch einiges vor uns, aber nun eigentlich nur noch Schönes.

Wir hoffen, ihr bleibt dabei. Nächste Woche gibt es Neues! Doch nun ist erst mal Wochenende. Genießt es so wie wir es genießen werden!


Samstag, 18. Januar 2020

Auf der Zielgeraden!


Die Produktion unserer fünf  "Dachdreiecke" schreitet munter voran. Bislang lief alles ohne Zwischenfälle. Kein Zapfen ist abgebrochen, kein Loch durch den Holznagel gesprengt worden. Nur ein einziges Mal hat es einen Holznagel beim Einhämmern zerlegt. Der bereits im Loch steckende Rest konnte dann aber ohne Probleme herausgebohrt werden. Der neue Holznagel trieb sich dann mit Macht ins Loch, ohne Schaden zu nehmen.

Die Verbindungen sind schön anzuschauen. Balken und Sparren so zusammenwachsen zu lassen, macht einfach Spaß! Auch wenn eigentlich niemand genau weiß, wie in der Eisenzeit solche Details ausgesehen haben, die Mittel, mit denen wir diese Verbindungen zuschneiden, sind denkbar primitiv und führen zu guten Ergebnissen. 

(Und so machen wir das: Zunächst wird das Zapfenloch in den Sparren gestemmt. Einfach im 90° Winkel zur Oberfläche, also nicht in dem schrägen Winkel, mit dem die Teile hier zusammentreffen. Ist das Loch gestemmt, wird der Balken im richtigen Winkel, hier 45°, an die Stelle angelegt, an die er angeschlossen werden soll. Dabei wird er genau am Urlot ausgerichtet, das für jeden Balken individuell an seiner vormaligen Schablone vermerkt ist. Dann reicht als Messinstrument ein dünner und gerader Streifen aus Holz oder Metall. Wir nehmen dafür ein stinknormales dünnes Sägeblatt, in das ein kleines Loch gebohrt wurde, das die gewünschte Länge des Zapfens markiert. Mit diesem Hilfsmittel als Abstandslehre zeichnen wir den Umriß des Sparrens an den Balken an. Der Rest der Arbeit ist: die geraden Linien vorschneiden, den Rest um den werdenden Zapfen herum mit dem Stemmeisen ausstemmen. Der Zapfen des Balkens wird im 45°-Winkel angefertigt. Dann folgt die erste "Anprobe". Wo es noch klemmt, muß nachgearbeitet werden. Man könnte das Zapfenloch mit Holzkohle einschwärzen, dann sähe man am Zapfen, wo er reibt, und wo etwas abgeraspelt werden könnte. Das war hier aber bisher nicht nötig, es ging auch ohne. Auch am Sparren selbst kann man noch etwas raspeln.)

Es dauert alles zwar seine Zeit, aber am Ende sind wir immer froh, wenn es so gut passt.






Nun fehlt nur noch das Loch für den Holznagel, der die Teile fest zusammenziehen wird.





Die kleinen und leichten Spezialbeile (hier: Swedish Carpenter's Axe) mit der geraden Schneide und ihrem Messerschliff haben sich nicht nur für das Anspitzen der Nägel bewährt.




Es sind pro Nagel nur drei gezielte Schläge nötig, um die asymmetrische Spitze wie hier im Bild zu machen. Das geht super schnell, wir brauchen fast exakt drei Sekunden dafür. Das ist nicht schlecht, wenn man bedenkt, wie viele Holznägel angespitzt werden müssen. Das grobe Vorspalten der Kanteln, das Durchhämmern durch unser ominöses Holznageldingsbums und das Anspitzen zusammengerechnet, schafft man einen Holznagel mit Übung in 30 bis 45 Sekunden! Jedenfalls mit unserer Methode.... ;). Klar, dazwischen liegt noch die Trockenzeit vor dem Ofen. Die Holznägel hier sind natürlich bereits vollständig getrocknet.

 


Zack! Da ist er nun drin, der Holznagel. Die Nägel lassen sich nur mit kräftigen Hammerschlägen komplett eintreiben, so stramm sitzen sie breits nach den ersten Zentimetern im Loch. Es darf auch gar nicht leicht gehen, denn dann wäre der Durchmesser zu klein und die Haltekraft zu gering. Zu schwer darf es aber auch nicht sein, denn wir wollen nicht, daß der Nagel das Holz spaltet! Wir haben echt Glück, daß unsere eigens angefertigten und inzwischen getrockneten Nägel in ihren Endmaßen genau richtig sind. Das anfängliche Übermaß von 2 Millimetern war offenbar goldrichtig.




Draußen vor unserer Werkstatt liegen nun Teil Nummer 3....




...sowie Nummer 1 und 2... (achtet mal auf die seltsamen Auskerbungen ganz vorn im Bild ungefähr in der Mitte des langen Schenkels jedes "Dreiecks", die Erklärung findet ihr nachher unten am Ende des Posts.)



...davor lagern nun die Reste vom Ausstemmen der Zapfen. Das wird gutes Anmachholz...




Und in der Werkstatt liegt das bereits fertige Teil Nummer 4, dazu bereit, ebenfalls nach draußen gebracht zu werden! Für jedes "Dreieck" brauchten wir ungefähr acht Stunden.
Im Hintergrund liegt der allerletzte Balken, und an der gegenüberliegenden Wand, nicht im Bild, liegen die zwei letzten Sparren. Nun ist Wochenende, und in der nächsten Woche machen wir das letzte "Dachdreieck" fertig. Das wird dann der zweite Giebel. Dann sind wir mit den Hauptteilen des Gebäudes fertig!
Irgendwie auch ein seltsames Gefühl.




Was kommt dann?

Abhängig davon, wie sich das Wetter entwickelt, werden wir in der übernächsten Woche bereits den Bauplatz vorbereiten: den Grundriß auspflocken, die Löcher für die Pfosten graben, Steine unten hinein (so wie auch im Original Baubefund) und so weiter.
In miesen Wetterphasen werden wir Latten und Holznägel anfertigen. So ist zumindest unser Plan.

Danach werden wir aufbauen. Besonders Christian freut sich unbändig darauf, endlich unter freiem Himmel zu arbeiten! Vielleicht ja sogar bei Sonnenschein!

In der nächsten Woche sehen wir uns hier zuvor aber noch einmal wieder, wenn alle Teile fertig sind. Dann machen wir hier sozusagen einen kleinen Abschluß dieser "Vorrunde" und zeigen euch den "Bausatz" mal komplett. Dann treffen wahrscheinlich auch die unzähligen Eichenholzschindeln hier ein. Das wird sicher ein gewaltiger Anblick! Bis dahin wünschen wir euch eine schöne Zeit!


Erklärung zu den "Auskerbungen":
Diese Aussparungen an den langen Schenkeln der "Dachdreiecke" sind die Auflager der jeweiligen Sparren auf der Fußpfette, die den oberen Wandabschluß bilden wird. Bei einigen Sparren ist diese Ausnehmung tief, bei anderen nur ganz klein, bei einem Sparren fehlt sie komplett. Woher wissen wir beim Anlegen dieser Einschnitte eigentlich, wie tief sie jeweils sein müssen, wenn doch diese Fußpfette bereits seit einiger Zeit auf dem Gummiwagen liegt? Die Antwort ist: durch das Urlot! Eine Schnur, die an der Seite der Pfette entlang gespannt war, gab unser Urlot. Und da die Pfette kein ganz gleichmäßiger und gerader Kantbalken ist, sondern hier und da Einbuchtungen, hier mal runde und da mal kantige Außengrenzen hat, lag dieses Urlot mal dicht an der Pfette an, mal paßten zwei oder drei Finger zwischen Holz und Schnur. Von der Position jedes Sparrens gibt es eine kleine Schablone, die diese Besonderheiten berücksichtigt. Wir müssen diese Besonderheiten nur jetzt bei diesen Einschnitten übertragen. Ob das in echt nachher tatsächlich so genau stimmt, und die Sparren an ihrem Bereich der Fußpfette sauber aufliegen werden, wird sich zeigen. Das wird noch sehr spannend!

Montag, 13. Januar 2020

Der Giebel, die Nagelprobe und die ganz große Liebe!

Es ist doch immer wieder befriedigend, wenn ein Bauteil komplett ist, vor allem, wenn man es endlich einmal final zusammenbauen darf und danach auch zusammengebaut lassen kann! 

Die erste Sparren/(Kehl-)balken-Einheit ist nun lückenlos zusammengebaut. 

Insgesamt müssen wir fünf dieser Dreiecke herstellen, bevor es an die restlichen Holznägel und die Latten geht.
Es gab viel zu experimentieren, denn dies war zugleich der Testlauf für die vier weiteren Teile dieser Art. Das dabei Gelernte können wir dann für die nächsten Male anwenden. Dadurch wird es auch etwas zügiger von der Hand gehen. Dennoch braucht das so seine Zeit, ratz-fatz zusammenkloppen ist nicht unsere Art und auch nicht ratsam, denn über 8 Meter Strecke müssen die Oberkanten der Sparren und die Unterseiten der Balken später exakt fluchten, damit das Schindeldach flächig plan wird und die Auflagen der Balken auf den Trägern und diese dann auf den Pfosten nicht ganz und gar verkorkst sind. Später beim Zusammenbau ist es zu spät für Korrekturen. Es muß alles sofort passen. Leider werden wir erst dann sehen, ob das auch alles so hinhaut, wie erhofft.





Für die ersten drei unserer Holznägel kommt zugleich die Feuertaufe (oder sagen wir besser Nageltaufe), denn wir bauen dieses Teil final zusammen, bauen es also nicht mehr auseinander. Und das machen wir natürlich dann auch richtig: mit Holznägeln.
Mit dem Zimmermannsbeil werden sie an drei Seiten angespitzt....





...und eingeschlagen.






Da liegt es nun und muß genau hier geduldig auf seine vier Freunde warten. 










Inzwischen sind die anfangs so scheue Minka und Christian ziemlich dicke Kumpels geworden. 




Man soll ja menschliche Gefühle nicht in Tiere hineininterpretieren... aber...




...was soll man dazu anderes sagen: das muß die ganz große Liebe sein...

...zum Dosenöffner. Grmpfl. 

Vielleicht hat das possierliche Tierchen auch nur entschieden, daß Christian nun seine Mama sein muß, und denkt, wenn es nur hartnäckig genug so gucke, wie es gerade guckt, wird er sicher irgendwas Leckeres für es auswürgen. Er würgt nicht. Auch Mamas können sehr hartnäckig sein.






So nehmen die Dinge in unserer Werkstatt nun also auch im neuen Jahr gemächlich ihren Lauf, und das zweite Teil ist sehr bald ebenfalls auf bestem Wege. Während wir so vor uns hin bauen, bemerken wir, wie es jeden Tag ein bisschen länger hell ist. Aber wir sind dennoch auf der Hut, denn wir wissen, daß uns noch eine Frostperiode ins Haus steht. Und wir sind hier in einer halb offenen und unbeheizten Halle. 




Wenn nichts groß dazwischen kommt, könnten wir während dieser Woche mit allen Sparren und Balken fertig werden. 

Das wär' was!

Denn dann hätten wir ein wichtiges Ziel erreicht. Denn dann gibt es so gut wie nix mehr, das im wahrsten Sinn des Wortes schief gehen kann. Latten und Holznägel sind ja doch ein Klacks, wenn auch zeitraubend. Aber dabei kann dann ruhig die Musik wieder auf volle Pulle gedreht werden! Und wenn es dann richtig kalt werden sollte, werden wir uns draußen einfach eine Feuertonne aufstellen. Feuerholz haben wir ja inzwischen genug.