Die Produktion unserer fünf "Dachdreiecke" schreitet munter voran. Bislang lief alles ohne Zwischenfälle. Kein Zapfen ist abgebrochen, kein Loch durch den Holznagel gesprengt worden. Nur ein einziges Mal hat es einen Holznagel beim Einhämmern zerlegt. Der bereits im Loch steckende Rest konnte dann aber ohne Probleme herausgebohrt werden. Der neue Holznagel trieb sich dann mit Macht ins Loch, ohne Schaden zu nehmen.
Die Verbindungen sind schön anzuschauen. Balken und Sparren so zusammenwachsen zu lassen, macht einfach Spaß! Auch wenn eigentlich niemand genau weiß, wie in der Eisenzeit solche Details ausgesehen haben, die Mittel, mit denen wir diese Verbindungen zuschneiden, sind denkbar primitiv und führen zu guten Ergebnissen.
(Und so machen wir das: Zunächst wird das Zapfenloch in den Sparren gestemmt. Einfach im 90° Winkel zur Oberfläche, also nicht in dem schrägen Winkel, mit dem die Teile hier zusammentreffen. Ist das Loch gestemmt, wird der Balken im richtigen Winkel, hier 45°, an die Stelle angelegt, an die er angeschlossen werden soll. Dabei wird er genau am Urlot ausgerichtet, das für jeden Balken individuell an seiner vormaligen Schablone vermerkt ist. Dann reicht als Messinstrument ein dünner und gerader Streifen aus Holz oder Metall. Wir nehmen dafür ein stinknormales dünnes Sägeblatt, in das ein kleines Loch gebohrt wurde, das die gewünschte Länge des Zapfens markiert. Mit diesem Hilfsmittel als Abstandslehre zeichnen wir den Umriß des Sparrens an den Balken an. Der Rest der Arbeit ist: die geraden Linien vorschneiden, den Rest um den werdenden Zapfen herum mit dem Stemmeisen ausstemmen. Der Zapfen des Balkens wird im 45°-Winkel angefertigt. Dann folgt die erste "Anprobe". Wo es noch klemmt, muß nachgearbeitet werden. Man könnte das Zapfenloch mit Holzkohle einschwärzen, dann sähe man am Zapfen, wo er reibt, und wo etwas abgeraspelt werden könnte. Das war hier aber bisher nicht nötig, es ging auch ohne. Auch am Sparren selbst kann man noch etwas raspeln.)
Es dauert alles zwar seine Zeit, aber am Ende sind wir immer froh, wenn es so gut passt.
Nun fehlt nur noch das Loch für den Holznagel, der die Teile fest zusammenziehen wird.
Die kleinen und leichten Spezialbeile (hier: Swedish Carpenter's Axe) mit der geraden Schneide und ihrem Messerschliff haben sich nicht nur für das Anspitzen der Nägel bewährt.
Es sind pro Nagel nur drei gezielte Schläge nötig, um die asymmetrische Spitze wie hier im Bild zu machen. Das geht super schnell, wir brauchen fast exakt drei Sekunden dafür. Das ist nicht schlecht, wenn man bedenkt, wie viele Holznägel angespitzt werden müssen. Das grobe Vorspalten der Kanteln, das Durchhämmern durch unser ominöses Holznageldingsbums und das Anspitzen zusammengerechnet, schafft man einen Holznagel mit Übung in 30 bis 45 Sekunden! Jedenfalls mit unserer Methode.... ;). Klar, dazwischen liegt noch die Trockenzeit vor dem Ofen. Die Holznägel hier sind natürlich bereits vollständig getrocknet.
Zack! Da ist er nun drin, der Holznagel. Die Nägel lassen sich nur mit kräftigen Hammerschlägen komplett eintreiben, so stramm sitzen sie breits nach den ersten Zentimetern im Loch. Es darf auch gar nicht leicht gehen, denn dann wäre der Durchmesser zu klein und die Haltekraft zu gering. Zu schwer darf es aber auch nicht sein, denn wir wollen nicht, daß der Nagel das Holz spaltet! Wir haben echt Glück, daß unsere eigens angefertigten und inzwischen getrockneten Nägel in ihren Endmaßen genau richtig sind. Das anfängliche Übermaß von 2 Millimetern war offenbar goldrichtig.
Draußen vor unserer Werkstatt liegen nun Teil Nummer 3....
...sowie Nummer 1 und 2... (achtet mal auf die seltsamen Auskerbungen ganz vorn im Bild ungefähr in der Mitte des langen Schenkels jedes "Dreiecks", die Erklärung findet ihr nachher unten am Ende des Posts.)
...davor lagern nun die Reste vom Ausstemmen der Zapfen. Das wird gutes Anmachholz...
Und in der Werkstatt liegt das bereits fertige Teil Nummer 4, dazu bereit, ebenfalls nach draußen gebracht zu werden! Für jedes "Dreieck" brauchten wir ungefähr acht Stunden.
Im Hintergrund liegt der allerletzte Balken, und an der gegenüberliegenden Wand, nicht im Bild, liegen die zwei letzten Sparren. Nun ist Wochenende, und in der nächsten Woche machen wir das letzte "Dachdreieck" fertig. Das wird dann der zweite Giebel. Dann sind wir mit den Hauptteilen des Gebäudes fertig!
Irgendwie auch ein seltsames Gefühl.
Was kommt dann?
Abhängig davon, wie sich das Wetter entwickelt, werden wir in der übernächsten Woche bereits den Bauplatz vorbereiten: den Grundriß auspflocken, die Löcher für die Pfosten graben, Steine unten hinein (so wie auch im Original Baubefund) und so weiter.
In miesen Wetterphasen werden wir Latten und Holznägel anfertigen. So ist zumindest unser Plan.
Danach werden wir aufbauen. Besonders Christian freut sich unbändig darauf, endlich unter freiem Himmel zu arbeiten! Vielleicht ja sogar bei Sonnenschein!
In der nächsten Woche sehen wir uns hier zuvor aber noch einmal wieder, wenn alle Teile fertig sind. Dann machen wir hier sozusagen einen kleinen Abschluß dieser "Vorrunde" und zeigen euch den "Bausatz" mal komplett. Dann treffen wahrscheinlich auch die unzähligen Eichenholzschindeln hier ein. Das wird sicher ein gewaltiger Anblick! Bis dahin wünschen wir euch eine schöne Zeit!
Erklärung zu den "Auskerbungen":
Diese Aussparungen an den langen Schenkeln der "Dachdreiecke" sind die Auflager der jeweiligen Sparren auf der Fußpfette, die den oberen Wandabschluß bilden wird. Bei einigen Sparren ist diese Ausnehmung tief, bei anderen nur ganz klein, bei einem Sparren fehlt sie komplett. Woher wissen wir beim Anlegen dieser Einschnitte eigentlich, wie tief sie jeweils sein müssen, wenn doch diese Fußpfette bereits seit einiger Zeit auf dem Gummiwagen liegt? Die Antwort ist: durch das Urlot! Eine Schnur, die an der Seite der Pfette entlang gespannt war, gab unser Urlot. Und da die Pfette kein ganz gleichmäßiger und gerader Kantbalken ist, sondern hier und da Einbuchtungen, hier mal runde und da mal kantige Außengrenzen hat, lag dieses Urlot mal dicht an der Pfette an, mal paßten zwei oder drei Finger zwischen Holz und Schnur. Von der Position jedes Sparrens gibt es eine kleine Schablone, die diese Besonderheiten berücksichtigt. Wir müssen diese Besonderheiten nur jetzt bei diesen Einschnitten übertragen. Ob das in echt nachher tatsächlich so genau stimmt, und die Sparren an ihrem Bereich der Fußpfette sauber aufliegen werden, wird sich zeigen. Das wird noch sehr spannend!
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