Es war ja klar, daß sich genau dann, wenn es an die Geländearbeit gehen würde, eine so richtig üble Wetterphase ankündigt mit kräftigen Windböen, Regenschauern und überhaupt. Schmuddelwetter. Dennoch: was getan werden muß, muß getan werden und wird auch getan. Verstärkung haben wir heute durch Thoren, der als echter Gärtner und Baumschul- (... ja was sagt man ..-lehrer, nö, wohl nicht...) Baumschulmeister was von der Sache versteht. Es gilt nämlich den Rasen abzuschälen. Wenn wir das gemacht hätten, wäre das im wörtlichen Sinne eine Plackerei gewesen. Thoren als Profi aber vefügt über die richtigen Mittel, um den Rasen in einer hauchdünnen Schicht abzutragen.
Thoren ist noch nicht zu sehen, denn er muß diese ersten Bilder machen, weil es Christian bös erwischt hat und er daher heute keine längeren Wildnisaufenthalte aushalten würde. Außerdem hat er genug gebuddelt in seinem Leben. Meint er.
Nach dem Abziehen des Rasens baggert Thoren zentimetergenau das geplante Planum, das wir gestern eingemessen haben, in die schräge Fläche des Geländes hinein. Damit Thoren nicht andauernd vom Bagger springen muß, um zu dokumentieren, taucht Christian dann doch noch auf, und übernimmt wenigstens die Arbeit mit der Kamera, wenn er sonst heute auch nix weiter beizutragen hat.
Der erste Regenschauer wird noch abgesessen.. Dem Humor tut's keinen Abbruch, es wird heute Bagger-Gaudi. Komm' Sturm oder Regen, die Gaudi wird's geben.
Thoren und Torben als Baggerpolonaise (ist bald Karnevalssession) |
Dort, wo in nächster Zeit die Pfosten stehen werden, gräbt Thoren etwa einen Meter tief mit einem sehr schmalen Löffel. Immer gleich für alle Pfosten einer Dreiergruppe genau ein Graben. Beim eisenzeitlichen Originalgebäude haben die Erbauer jeden einzelnen Pfosten in seiner eigenen Grube eingegraben. Dazu kamen Feldsteine zum Verkeilen. Das gewachsene Erdreich um den Pfosten gab den nötigen Halt. Wir haben (übersetze: Thoren hat) heutzutage aber technisch die Möglichkeit, den Boden drumherum stark zu verdichten. Statt einzelner Gruben gibt es deshalb hier Gräben für je drei Pfosten. Also fünf parallele Gräben müssen es werden.
Da man vom Bagger aus nur ungefähr schätzen kann, ob die Tiefe passt, ....
... steht Torben mit dem Zollstock für die Kontrolle bereit.
Erfahrene Baggerer haben aber den Zentimeter im Gefühl. Hier muß nix geändert werden, Tiefe passt.
Alles, was der kleine Bagger ausbaggert, fährt der größere Bagger weg. Den kennt ihr! Es ist der Hoflader, der in den vergangenen Wochen so tapfer Baumstämme für uns herumbalanciert hat. Und auf dem ein lustiger Aufkleber klebt. Das Ding wird von Torben bedient. Ja: Zimmermänner können alles fahren.
Gelegentlich muß Thoren ein bißchen Artistik betreiben, um zu sehen, ob der Löffel dort angekommen ist, wo der Graben zuende sein soll.
Aber hier stimmt etwas nicht. WAS IST DAS DING DA UNTEN DRIN??
Nun muß Christian doch noch arbeiten! Zum Glück keine Römersachen. Bloß ein schnödes Tüllenbeil der mittleren vorrömischen Eisenzeit, datierend an den Übergang Laténe Stufe B und C. Nix besonderes. Ok, mit erhaltener Organik in Form des vollständig erhaltenen Stiels so zumindest nicht von der Schnippenburg bislang bekannt. Hier aber am Eisenzeithaus in Venne quasi eine Bagatelle.
Dort im Eisenzeithaus lehnt das Ding nämlich normalerweise immer an der Wand. (Da hat Christian es auch weggeholt, dieser Schlingel. Krank, aber immer noch zu Späßen aufgelegt)
Oh, Keilsteine! Brauchen wir die? Schaden können sie nicht, also kommen sie dann einfach später zu den Pfosten unten hinein.
Von oben bietet sich inzwischen ein schön regelmäßiger Anblick. Alle fünf Gräben sind fertig. Das Bodenniveau des Hauses ist exakt horiziontal; genau wie gestern geplant, wird der künftige Fußboden aus Stampflehm links im Bild etwas über die Grasnarbe hinausstehen, rechts im Bild aber ebenerdig auslaufen.
Die Doppellatte! Sie ist unsere Schablone für die Gebäudelänge. Wir haben sie zuletzt bei der Träger-/Pfetten-Macherei gebraucht.
Wäre seltsam, wenn der Bau nun auf einmal länger oder kürzer wäre. Aber auf der Latte sind ja auch die Positionen der Pfosten markiert. Und jetzt könnte man noch nachbessern, wenn die Abstände nicht stimmen. Dann könnte man einen Graben einfach etwas verbreitern. Muß aber nicht, stimmt alles. Sieht von hier oben aus, als wenn es ziemlich eng werden wird im Gebäude. Ein Pfostenwald. So schlimm wird es aber nicht, die Gräben sind ja sehr breit gemacht. Die Pfosten sind viel schmaler. Platz genug. Wird schon.
Ja,... ja. Jaha! MAN DARF NICHT VORN IN DER SCHAUFEL SITZEN! Aber anders wären die Aufnahmen nicht möglich gewesen. "Chris, the drone!"
Thoren |
auch Thoren |
Torben (streckt er etwa die Zunge heraus??) |
Und damit das alles wirklich fool proof ist, flattern die beiden das Ganze so ab, daß man die Baustelle sicher noch aus dem Weltraum erkennen kann.
Am nächsten Tag ist Christian wieder früh mit am Start und kann zusammen mit Torben Dachlatten machen. Das Wetter ist saumäßig genug dafür. Mit dem Aufbau werden wir also noch ein paar Tage warten müssen. Der Plan ist nun, so viele Dachlatten wie nur möglich zu machen. Dann nämlich können wir auf der Baustelle zunächst die Träger auf Böcke stellen, dann die "Dachdreiecke" auf die Träger bauen, die Dachlatten aufbringen und erst mal Plane über das gesamte Dach spannen, damit der Erdboden Zeit bekommt, abtrocknen. Wenn der Boden trocken ist, hängen wir die Pfosten drunter und lassen das gesamte Gebäude ab. Dieses Prinzip des "Von Oben Nach Unten Bauens" hat sich auch beim großen Haupthaus damals bewährt. Damals reichten im Grunde drei Mann, um das mächtige Wohnstallgebäude aufzustellen. Diesmal werden wir genauso wieder zu dritt sein ("der dritte Mann" war damals übrigens auch dabei).
Gut sehen sie aus, die langen Latten. Diese hier müssen möglichst gerade sein, bei den übrigen ist es wurscht, solange sie keinen Vollkreis beschreiben.
Es werden viele Latten gebraucht. Wir hauen, reißen und messern wie die Weltmeister. Am Ende werden wir sicher einen an der Latte haben. Das ist das einzige doofe. Wenn man Baugruppe nach Baugruppe vorfertigt, was viele Vorteile hat, muß man durch Durststrecken wie diese stundenlange Dachlattenmacherei durch. Heißt, viele Stunden immer das Selbe machen. Eintönig für den Rücken. Und den Kopf. Andererseits kann man abschalten und Musik dabei hören. Es läuft eh fast automatisch ab, wenn man einmal Routine hat.
Wir bemühen uns, die Latten gleich stark zu machen, dabei kommt uns die Bohlensägerei zugute, die die erste Tat im neuen Jahr war. So haben wir jetzt wenigstens die Dicke einigermaßen konstant vorgegeben. Gelegentlich behauen und stets mit dem Ziehmesser bearbeiten müssen wir die Teile aber dennoch alle..
Ach, übrigens: Unser Holznageldingsbums hat ein Baby bekommen! Bei diesen Dingern sieht man Schwangerschaften wirklich erst sehr spät. Wir freuen uns natürlich riesig, ganz egal, wer der Vater ist. Denn nun können wir auch kleine, dünnere Holznägel machen. Die werden wir benötigen, um die Latten auf die Sparren zu nageln. Eigentlich schade, daß man sie nicht sehen wird, denn wir nageln sie nicht bis zur Unterkante des Sparrens durch. Wenigstens wir aber wissen, daß es sie dann dort gibt. Und ihr, weil ihr das gelesen habt!
Zwei Stück von den dünneren und kürzeren Nägeln haben wir schon. Die werden ratz-fatz im Backofen
getrocknet sein! Das testen wir gerade. Vermutlich reichen 24 Stunden. Die sind so dünn, daß sie das ohne aufzureißen überstehen werden. Keine Angst: es ist der Backofen im
Holzherd, der gerade ohnehin an ist, um die Küche zu wärmen. Also wird
die Energie gleich mit genutzt. Daneben machen wir täglich neue große Holznägel. Für sie wird die Zeit langsam knapp.
Sie müssen behutsamer getrocknet werden.
Ein bunter Strauß verschieden langer Holznägel vor der über 100-jährigen "Alten Dame", dem Holzherd.. Diese Holznägel stammen übrigens alle aus der heutigen Produktion. |
Auf dem Bild oben sieht man sie vor dem Ofen stehen. Die schwarze "Farbe" am Holz ist ganz spannend! Sie ist eine Reaktion der Gerbsäure im Eichenholz mit dem "Flugrost", der sich in der Zeit des Nichtbenutzens unseres Nagel-Dingens im Inneren der Hülse gebildet hat. Chemisch ein Oxidationsprodukt. Es gab vor langer Zeit sogar eine ganze Reihe Begriffe dafür: "Eisenschwarz" oder "Liquor ferri acetici crudi", "essigsaure Eisenbeize", "holzsaures Eisen", "Schwarzbeize". Heute kennt das fast keiner mehr.
Probiert es einmal aus! Wenn man ein Stück ungefärbtes (und noch nie gefettetes oder eingecremtes) Leder hat, kann man es mit dieser Reaktion tiefschwarz färben. Man nimmt dazu Eisenspäne (vom Feilen oder Bohren), gibt sie zusammen mit Essig in ein Glas und lässt die Suppe ein paar Tage stehen. Danach trägt man die Säure auf das Leder auf und es wird tief schwarz. Für immer. Schuhleder wurde auf diese Weise einst so geschwärzt. Toll, oder?
Mit der Dachlattenundholznägelmacherei geht es bis zum Wochenende weiter. Mal sehen: nächste Woche bringen wir die ersten großen Holzelemente zum Gelände, um sie dort aufzubauen. Dann werden sie zum ersten Mal sehen, wo sie in den nächsten hoffentlich vielen Jahrzehnten wohnen werden.
Wir hoffen, ihr bleibt unserem kleinen Projekt hier gewogen und schaut nächste Woche wieder herein, wenn wir wieder auf dem Gelände sind und mit dem Bau beginnen.
Bis dahin wünschen wir euch ein paar schöne Tage. Wir bleiben hier und machen derweil Latten und Nägel, aber damit wollen wir euch nicht weiter langweilen.
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Danke, daß ihr einen Kommentar hinterlassen möchtest! Wir haben inzwischen erfahren, daß ihr schon einige Kommentare geschickt habt. Irgendwie zeigt google sie uns aber nicht, so daß wir sie freistellen könnten. Das ist sehr schade. Wir versuchen, herauszufinden, woran es liegt!