Nun sehen wir so langsam Land. Wenn alles so saugut weiterläuft wie bisher, können wir in der nächsten oder übernächsten Woche schon den Abbund durchführen. Dazu muß die Halle in der Mitte komplett frei sein. Die kleine Halle zwischen unseren Ohren auch. Und gefegt muß sein. Wir sind im Kopf bereits gut durchstrukturiert dafür. Und der Plan steht auch bereits. Die meisten Bauteile bringen wir deshalb jetzt schon in gut erreichbaren Stapeln am Rand der Halle unter, so sortiert, daß wir sie dann von oben nach unten so wegnehmen können, wie wir sie zum Abbund brauchen. Die Halle dürfte so in etwa knapp reichen, um das Rahmenwerk mit Pfosten darin komplett zu verzimmern. Durch Anbringen uralter traditioneller Bundzeichen, die wir natürlich bei einem vorgeschichtlichen Gebäude so anbringen, daß sie später nicht zu sehen sind, wissen wir später beim Richten genau, wo was wie zusammengehört. Es wird ein spannender Moment, wenn alle Zapfen zum ersten Mal in ihren Schlitzen ruhen und wir zum ersten Mal "unser Werk" in voller Größe betrachten können. Irgendwo werden wir dann, wenn das Haupt-Ständerwerk nicht mehr von alleine umfällt, unsere Zeichen hinterlassen. Wir sind gespannt, ob ihr sie später am Gebäude findet! Klar, ab dann ist es noch eine Menge Arbeit. Aber das dann vollkommen ohne Krach. Die Feinarbeit, das Nachbehauen und Dechseln steht dann an, aber auch 170 Latten müssen noch hergestellt werden. Auf diese werden später beim Dachdecken handgespaltene und mit dem Ziehmesser abgerichtete Eichenschindeln genagelt. Viele Eichenschindeln! Deshalb so viele Latten. Himmel, was freuen wir uns darauf!
Nach all diesen Gedanken beim Kaffee ging es ans heutige Tagewerk.
Loch? Loch! |
Was macht man mit so einem Loch? Absägen? Ausstopfen? Dieses Ende des werdenden Pfostens einbuddeln? Genau solche Fragen werden sich die Leute in der Eisenzeit auch bei einem solchen Anblick gestellt haben... Der Baum hat hier während einer ziemlich miesen Zeit Ballast abgeworfen. Das Loch hat er dann aber gut versiegelt. Es ist vollkommen ohne Bedeutung für die Stabilität. Schade, daß es genau da liegt, wo es entweder im Boden enden oder weggeschnitten werden muß, weil hier später ein Zapfen hin muß. Wenn das Loch in der Mitte wäre, würden wir es glatt so lassen und vielleicht sogar den Pfosten so drehen, daß man das Loch sehen kann. Wer weiß, für was es dann einmal Verwendung findet? Man könnte seinen Feuerstahl dort reinlegen. Oder sonst was damit anstellen. Auf alle Fälle ist so etwas spannend, es erzählt von einem Moment im vergangenen Leben dieser Eiche.
Torben am "Monster", der andere hat gerade mit Fotografieren zu tun... Links an der Wand sieht man die bereits fertigen Bauteile. |
Heute haben wir nichts anderes gemacht, als in den letzten Tagen. Der Spänehaufen unter unseren Füßen wächst und wächst...
Life of Agony im Kopfhörer, während das Baustellenradio ACDC's Sin City stampft, liebliche und verzückende Klänge gegen den Krach |
Hier liegt bereits das komplette Rähm, noch etwas roh... kaum zu glauben, daß das hier vor ein paar Tagen noch rohe Baumstämme waren. |
Um halb sieben Uhr war Schluß für heute. Wir freuen uns bereits auf morgen! Denn morgen versuchen wir uns an Perfektion, wenn wir uns an die Balken machen. Die Balkenlage ist enorm wichtig, sie ist bei diesem Gebäude in mehrfacher Hinsicht tragend von Bedeutung, sie wird nicht nur die langen Trägerbalken, sondern dazu noch einen kleinen, aber hoch belastbaren Lagerboden tragen. Hier in Norddeutschland sagen die Alten noch "auf den Balken legen", womit das Einlagern von etwas unter dem Dach gemeint ist. Etwas "Unter Dach und Fach" bringen, sozusagen. Die alten Höfe hierzulande hatten keine Keller. Alles kam irgendwie auf den Balken. Dort lag es trocken. Und oft auch sehr lange! Bei manchen alten Fachwerkhöfen findet man dort oben auf dem Balken noch Sachen, die vor hundert oder zweihundert Jahren mal dort hinauf geschafft wurden. Unsere Balken werden zusammen mit den sechs frei stehenden Ständern so etwas wie die "Seele" des Gebäudes, daher machen wir sie akkurat! Lasst Euch überraschen. Bis morgen!
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