Am Anfang stand ein undeutlicher Plan. Ein archäologischer Baubefund mit 15 Pfostengruben, die in fünf hintereinanderliegenden Dreiergruppen angeordnet waren, wird zur Grundlage eines Nutzgebäudes. Ein schmales, aber langes und sehr "pfostenreiches" Gebäude wird es werden. Es muß, damit es für die beabsichtigte Nutzung geeignet ist, allerdings zwingend ebenerdig werden. Die große Anzahl Pfosten auf kleiner Fläche gibt jedoch Anlaß zu Vermutungen, daß sie eine Art Plattform trugen, auf der sich ein erhöht angelegter Speicher befand. Wenn ihr wissen wollt, wie wir dieses Problem gelöst haben, klickt hier!
Zunächst "spielten" wir mit den Neigungswinkeln des Satteldaches. Die Wahl fiel auf einen 45° Winkel.
Vom Mittelpfostenprinzip trennten wir uns zugunsten einer anderen
Konstruktion, die zeigen würde, daß gelegentlich auch ein scheinbar
zweischiffiger Befund mit Mittelpfostenreihe einen Doppelpfostenbau
bedeuten könnte, bei dem zwei Pfostenreihen das Dach tragen. Experimentelle Archäologie ist immer irgendwie das
Testen von Möglichkeiten. Rekonstruieren kann man streng genommen nur
das, was tatsächlich in einem archäologischen Befund da ist. In diesem
Fall wären es 15 in Dreiergruppen angeordnete Erdlöcher. Sonst nichts.
Wir wollen testen, wie das dazugehörige Gebäude ausgesehen haben könnte.
Wir könnten in den nächsten Jahren sicher zehn völlig verschiedene
Gebäude bauen, die alle auf dem selben Befund beruhen. Eigentlich keine schlechte Idee!
Aus der groben Skizze wurde zum Glück im Büro des Architekten ein richtiger Bauplan. Die Kopfbinder fielen beim Architekten, der zugleich Statiker ist, durch. Sie wurden durch Streben ersetzt. Der kleine Firstpfosten blieb vorerst auf Wunsch drin. Ob wir ihn tatsächlich einbauen, entscheidet sich, wenn wir die Qualität der Eichenstämme kennen.
Dann kam der Tag, an dem es ernst werden würde.
Es ist ein früher Morgen im November, die Sonne noch gar nicht richtig aufgegangen, kaum 3 °C. Es ist nebelig trüb und es nieselt leicht... eigentlich genau der richtige Moment, um wieder ins Bett zu gehen. Und dann dieser einschüchternde Anblick!
Wir
machen das zwar nicht das erste Mal, aber es ist doch jedesmal ein
schockierender Anblick, wenn das Holz kommt. Und das letzte Mal, daß wir ein eisenzeitliches Gebäude gebaut haben, ist inzwischen schon eine Weile her. Und wir zwei sind älter geworden. Torben hat aber einen perfekten Ablaufplan gemacht, wie alles in den nächsten Wochen und
Monaten zu einem fertigen Bau zusammenwachsen soll. Torben ist Zimmermeister
aus Leidenschaft. Er denkt jedes Detail bis zum Ende durch. Es kann eigentlich nichts wirklich schief gehen. Und Christian wird wieder in seiner gewohnten Rolle sein, einfach alles wegzuschnitzen, was nicht Haus ist. Die beiden haben das auch beim großen "Mutterschiff", dem Eisenzeithaus, so gemacht. Dabei haben sie sich kennengelernt. Torben, der Meister, und Christian als sein Zuarbeiter. Richtig lange ist das nun schon her. Wird auch diesmal schon alles hinhauen. Aber der Moment, in dem der Holzlaster dann endlich auf dem Hof steht, weckt alle instinktiven Fluchtreflexe in jedem mit Intelligenz begabten menschlichen Wesen. Muß in der Natur des Homo Sapiens liegen. Vielleicht ist genau das der Grund, warum wir so erfinderisch sind. Und heute fahren, statt zu laufen. Und erst recht keine Häuser mehr von Hand aus Holzstämmen bauen.
Leider ist es fast
unmöglich, Eichenstämme zu bekommen, die idealerweise nur aus Kernholz bestehen, bis
zu sechs Meter lang, dabei aber nur 20 cm dick sind. Unsere Stämme sind
wenigstens bereits mit der Maschine geschält, eine Arbeit, die wir
zuvor immer selber gemacht haben. Dafür sind sie enorm dick.
Bis zu 40 cm Durchmesser, wobei die Rinde bereits fehlt und das
Splintholz bis auf ca. 1 bis 2 cm bereits abgetragen ist! Der
Stammdurchmesser muß also ungefähr bei 50 cm oder bei einigen sogar noch darüber gelegen haben. Einige von ihnen werden wir der Länge nach aufsägen oder spalten, denn wir benötigen auch recht schmale und flache Teile.
Bereits beim Abladen wird uns so langsam bewußt, was wir uns da vorgenommen haben. Aber wir freuen uns. Eigentlich. Denn wir können uns beide jetzt, noch vor der ersten Tasse Kaffee, überhaupt nicht vorstellen, wie wir das alles bewältigen werden... Vom rohen Stamm zum schönen und gefälligen und passgenauen Balken.....klar, wir könnten sie einfach so einbauen, wie sie sind. Rustikal könnten wir das dann nennen. Urzeitlich. Bäume gefällt und irgendwie zu einer Hütte verbunden. So stellen sich ja viele Leute prähistorische Bauten vor... Aber wir bauen Geschichte. Und die war vermutlich anders. Und die eisenzeitlichen Handwerker waren Fachleute mit guten Werkzeugen. Und der Erfahrung von über 4000 Jahren Holzbau im überlieferten Wissen.
Auch wir sind nicht ganz unerfahren im Bau vorgeschichtlicher Bauten, und so haben wir bei allem, was wir tun, das fertige Gebäude vollständig im Kopf. Auf den Plan gucken müssen wir nicht mehr. Wir kennen von jedem Bauteil die Anzahl, die Maße, die geplante Lage, die Verbindungsstellen, die erstrebte Oberfläche...
Nach dem Abladen besprechen wir jeden einzelnen Stamm. Dabei bemerken wir seine Vorzüge oder Schwächen und können bereits ungefähr einschätzen, wo wir ihn einbauen werden. Besonders wichtig ist die genaueste Suche nach Einbohrlöchern von Käfern. Übersieht man befallene Stellen im Holz, kann das später richtig traurig enden für ein ansonsten schönes Holzhaus. Und in den letzten Jahren hat sich im Wald einiges verändert. Klimaveränderung, verbesserter Umweltschutz, mehr Ökologie in der Forstwirtschaft, aber auch globaler Holzhandel mit seinen eigenen Risiken. Kurzum, wir müssen mit mehr kleinem Getier rechnen, darunter nicht nur mit einst bereits fast ausgestorbene Arten wie dem Großen Eichenbock, auch mit manchen neu auftretenden Arten, die mit dem weltumspannenden Holzhandel verschleppt wurden. Wenn man vor 50 Jahren eine Eiche aus dem Wald bekam, dann hatte man noch die Chance auf ein einwandfreies Stück Holz zu einem Preis, den man auch bezahlen konnte. Ein Förster zögerte nicht, einem selbst für so Unwichtiges wie eine vorgeschichtliche Hütte richtig gute Eichen zu fällen. Ein Stamm konnte ruhig länger nach dem Fällen im Wald liegen. Manchmal Jahre lang. Und war beim Vorbereiten des Baus mal ein Stamm dabei, der sich als nicht so gut entpuppte, dann griff man auf den nächsten zu, denn man fällte etwas mehr, damit man auf sowas reagieren konnte. Heute ist das alles anders. Optimale Eichen sind rar und teuer. Wenn man einen vorgeschichtlichen Hof nur aus optimalen Eichen bauen will, müssen die Stämme heute von weit her zusammen gesucht und herantransportiert werden, was sich kaum jemand leisten kann und was auch okölogischer Wahnsinn wäre. Nach dem Fällen müssen die Stämme sofort aus dem Wald verschwinden. Denn nach dem Fällen werden die Baumleichen heutzutage sehr schnell "besiedelt", kommen Käfer, durch den Geruch angelockt, suchen sich Spalten in der Borke und bohren zur Eiablage kleine Löcher ins Splintholz. Auch das bevorzugte Fällen im Winter ist kaum noch eine Garantie, dass alles gut geht. Denn die Winter sind mild geworden, Frostphasen sehr kurz. Und so kommt es, dass man aus der eigenen Umgebung nehmen muss, was verfügbar ist, und damit leben muß, gut hinschauen zu müssen. Und genau dazu dient unsere "Holzbeschau".
Die Längen sind bereits halbwegs den geplanten Baugruppen angepasst, so gibt es für das Rähm und für die Sparren längere, für die Pfosten kürzere. Die Eigenschaften jedes Stammes sind aber so individuell, daß wir darauf achten müssen, sie so miteinander zu verbinden, wie sie mit ihrem Charakter zusammenpassen. Einige haben einen leichten Drehwuchs, andere eine Krümmung, manche haben dicke Knoten oder hohle Stellen von abgestoßenen Ästen...
Jeder ist anders.
Bäume sind Individuen, die viel erlebt haben im Laufe ihres langen
Lebens. Miese Wetterphasen, lange Trockenheit, Frostwinter,
Sturmschäden, Schädlinge...Zweibeiner und Vierbeiner, die drauf rum klettern, reinhacken, dran pieseln.. Unsere Stämme stammen von Eichen, von denen die jüngsten vor 50 Jahren ganz kleine Bäumchen waren. Die ältesten aber haben sogar noch das Ende des ersten Weltkrieges erlebt. Einige haben bei 40 cm Stammdurchmesser ganze 100 Jahresringe, andere bei gleicher Dicke nur etwa halb so viel. Damit verraten sie uns, wo sie so lange gestanden haben. Die einen standen in einem lichtarmen Tal und mußten ihre ganze Energie darauf verwenden, in die Höhe zu wachsen, um irgendwie näher an die Lichtzone des Waldes zu gelangen. Die anderen hatten es etwas leichter und standen auf einer ebenen Fläche. Sie konnten sich breit machen. Die ersten haben so gut wie keine Astansätze, die anderen um so mehr. Wenn Bäume reden könnten.
Wir werden "grün" bauen, d. h., wir verwenden - ganz wie seit Jahrtausenden - das frische, nicht abgelagerte Holz. Eichenstämme sind noch nach Jahren der Lagerung "grün". Die Trocknung dauert eine halbe Ewigkeit. Ein Gebäude, das aus solchem frischen Eichenholz gemacht wird, wird "leben", da das Holz im verbauten Zustand trocknen wird. Es wird sich winden, reißen, ziehen... dabei knacken, knarzen, ächzen. Weil wir aber nur traditionelle Techniken der Holzverbindung wie Schlitz und Zapfen beim Abbinden verwenden, sowie Holznägel, kann das Gebäude "arbeiten". Es wird sich im Laufe von Jahrzehnten "setzen". Irgendwann ist es wie ein gewachsener Körper. So ist auch jedes Haus, das auf diese Weise aus solchem Material in traditioneller Technik erbaut wurde, ein Individuum, das seine Geschichte erzählen kann. Dieses hier wird auch ein bißchen unsere Geschichte erzählen. Uns wird mulmig bei dem Gedanken, daß wir da etwas bauen werden, das uns, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, ganz sicher überdauern wird.
Da hinten links, unter weißen und grünen Planen verbergen sich auch noch Stämme. Wir verteilen sie so, daß wir jedes "Batch" passend anfahren können. |
Eigentlich wären wir gern schon bei der schönen Arbeit des Zusammenbaus am späteren Standort. Klar, dabei wird es dann Zuschauer geben. Aber harte Wochen der
Vorbereitung liegen nun erst einmal vor uns. Und die fehlen den Zuschauern auf der späteren Baustelle eigentlich als Erlebnis. Denn es ist irgendwie so,
als würde man einen Carport bestellen, und einen kleinen Wald geliefert
bekommen mit den Worten: "Hier, da ist der Carport drin, man muß ihn aber noch auspacken...".
Die Arbeit an den Eichenstämmen ist heftig für den Körper. Wir sparen uns zwar eine Menge Zeit und Arbeit, indem wir dort, wo wir können, moderne Maschinen einsetzen. Dennoch bleibt ein anstrengender Marathon zu überwinden. Und vieles bleibt reine Handarbeit.
Zunächst muß nämlich von jedem Stamm das noch vorhandene Splintholz abgetragen werden. Dazu dient unser "Monster". Sein Motor hat etwas mehr als 4 PS und 51ccm Hubraum, im Ganzen wiegt das Ungetüm um die 10 Kilo. Man zieht es gegen seinen eigenen Zug und "tanzt" dabei quasi um den Stamm herum und das in Körperhaltungen, die ganz schön in den Muskeln brennen..
Nach einer Weile haben wir unser System gefunden. Während der eine von uns das Grobe mit dem "Hobel" abträgt, beginnt der andere bereits, an der zuvor festgelegten Linie entlang mit der Motorsäge das wegzusägen, was bei zu massigen Stämmen traditionell mit der Axt und dem Beil abgetragen worden wäre. Traditionell kerbt man mit der Axt eine Flanke in regelmäßigen Abständen bis zur angezeichneten Linie ein, haut dann mit der Axt die dazwischen liegenden Flankenstücke ab, und glättet die Fläche dann mit dem Beil oder dem Dechsel. Diese Zeit haben wir nicht. Hier müssen wir eine "Abkürzung nehmen". Daher kommt in solchen Fällen die Säge zum Einsatz. Das ständige Gucken, ob man noch auf der Linie ist, nervt. Deshalb beeilt sich der "Hobler", damit er den Säger so bald wie möglich lotsen kann.
Wir arbeiten, wo es immer auch geht, mit Gerätebenzin, das nahezu kein Benzol und andere giftige Stoffe mehr enthält - der Gesundheit zu liebe. Dennoch entstehen Abgase.. Auf diesen Bildern sind wir noch ohne Atemschutz zu sehen. Das werden wir bald ändern.
Torben |
Beim Sägen kommt eine Längsschnittkette, eine Kette mit speziellem Schärfwinkel, zum Einsatz. Mit normalen Sägeketten geht so etwas nicht.
Ein 4 Meter langer Schnitt exakt an der Linie entlang - freihändig und ohne Sicht auf die andere Seite! Torben hält dabei Blickkontakt mit Chris, der hier "Lotse" ist. |
Der Sägende hält Blickkontakt mit dem "Lotsen". Er muß sich auf den "Lotsen" verlassen, denn er sieht ja nicht, ob er tatsächlich die Linie auf der von ihm abgewandten Seite genau trifft. Eine leichte Abweichung führt unweigerlich zu einer langwierigen "Kurskorrektur" und einem schwierigen Buckel, den das Breitbeil dann mühsam abarbeiten muß. Und da das Breitbeil vom "Lotsen" geschwungen werden wird, gibt der sich natürlich Mühe und betrachtet das Geschehen mit einer gewissen Anspannung, während die Späne auf ihn herabregnen. Das ist alles aber nur bei den Stämmen nötig, die wirklich viel zu dick sind.
Der "Lotse" muß sehr vorausschauend sein und rechtzeitig Zeichen geben, denn die Säge ist so träge wie ein langes Schiff... Die Zeichensprache ist einfach und bewährt. Wir beide beherrschen sie natürlich. So kann es keine Mißverständnisse geben...
Jeden Stamm müssen wir mehrmals drehen, damit wir uns der endgültigen Form des Balkens Stück für Stück nähern können. Wir wollen ja seinem natürlichen Wuchs folgen. Rechts unten im Bild liegen die ersten bereits fertigen Balken. Nach dem Abbinden wird jede später sichtbare Fläche noch final mit Dechseln überarbeitet. Das Herstellen der Bauteile erfolgt zwar nicht experimentell mit rein eisenzeitlichen Werkzeugen, aber das Resultat wird exakt das sein, was damals damit erzielt worden wäre. So "designen" wir sozusagen den Originaleindruck, den Originalgebäude abgegeben haben müssen. Jedes Freilichtmuseum hat in solchen Sachen so seine Methoden. Nicht viele lassen sich dabei allerdings gerne "in die Karten gucken". Manche archäologische Freilichtmuseen - auch renommierte! - entrinden manchmal die Stämme nicht einmal, bauen roh belassenes Holz ein und gehen damit den einfachsten (billigsten) Weg, auch wenn das sicher nicht den Häusern gerecht wird, wie sie auch schon vor über 2000 Jahren gebaut wurden. Oder nehmen der Einfachheit wegen kerzengerade Fichtenstämme, deren Rinde fast von allein abfällt und die man kaum weiter bearbeiten muß (Fichten hat es allerdings in alter Zeit bei uns gar nicht gegeben). Andere Museen bauen jedoch, wenn Zeit, Geld und genügend Leute vorhanden sind, rein experimentell komplett mit originalgetreuen Werkzeugen, rein von Hand. Das ist dann natürlich sehr beeindruckend! Zeit und Geld sind bei uns eher knapp. Und an Leuten gibt es genau: 2. Daher kürzen wir konsequent ab, machen aber beim Ergebnis keine Kompromisse. Es ist auch so schon sehr langwierig und anstrengend.
Die exakt lotrechte Lage ist wichtig, damit man die gewünschten Winkel einhalten kann.
Wir schlagen die Linien, die eine Art "virtuelle Ebene" markieren, mit der Schlagschnur an, einer Schnur, die mit Holzkohlenstaub gepudert ist, der sich beim Zurückschnellen der von beiden Endpunkten gespannten Schnur am Holz abzeichnet. Manchmal müssen nur die fiesesten Buckel entfernt werden, um eine Gerade zu bekommen. Hier durchtrennt diese Linie einen am Rand liegenden Astknoten auf der späteren Unterseite des Balkens. Wir werden ihn mit seinen nächsten umgebenden Jahrringen "umfahren", statt ihn in der Mitte zu durchtrennen. So behält der Balken seine volle Kraft. Von solchen am Rand liegenden "Knästen" gehen später nämlich gerne beim Trocknen Risse bis tief ins Holz aus, oft quer zur Faser, was diesen Balken an dieser Stelle schwächen würde. Risse längs zur Faser und durchtrennte Knoten auf der Mitte einer Fläche sind dagegen vollkommen unproblematisch und schwächen das Holz nicht. An der Unterseite liegt ebenfalls der Rest eines "Knasts", diese Seite wird allerdings im eingebauten Zustand oben liegen, dort wirken die Kräfte komprimierend, daher ist dieser Knast unproblematisch.
Die Endpunkte müssen genau besprochen werden, damit der Stamm optimal ausgenutzt wird, mit all seinen Charaktereigenschaften. Natürlich könnte man auch einfach Kantbalken im Sägewerk sägen lassen. Aber dann hat man nicht das Ergebnis, das wir uns wünschen. Und der oben genannte "Knast" würde z. B. radikal durchtrennt.
Das Festlegen der "virtuellen" Ebene ist jedesmal Konzentrationssache und erfordert Erfahrung.
Nun geht es ans Balken machen. Es ist eine der Möglichkeiten, das Breitbeil zu verwenden. Es ist ein guter Hobel, um Unebenheiten zu glätten, Maschinenspuren dort zu beseitigen, wo Maschinen eingesetzt wurden und Späne, die hochstehen, abzuschlagen. Es muß sehr scharf sein und auch scharf gehalten werden. Es sind alte Werkzeuge, die hier zum Einsatz kommen.
Dieses Breitbeil ist etwa doppelt so alt wie die Eiche, die gerade damit traktiert wird, also gut 100 Jahre.
Nach jeder Fläche wünscht man sich mit einer an Wahn grenzenden Gier einen Kaffee.
Christian |
Die Feinheiten werden mit dem Dechsel gemacht. Dechsel gehören zu den ältesten Holzbearbeitungswerkzeugen. Hier ist absolute Konzentration, eine "eingerastete" Körperhaltung, "Muscle-Memory", und neben einem guten Auge, inzwischen von einer Brille gefördert, viel Erfahrung nötig, um eine gute und saubere Oberfläche zu erzielen. Bei diesem Balken haben wir eine relativ plane gesägte Fläche. Mit dem Dechsel wird sie testweise nachgearbeitet. An Pfosten und in der Balkenlage werden wir vieles rein mit dem Beil behauen, denn wir benötigen immer nur dort gerade Flächen, wo saubere Zusammenpassungen erfolgen sollen. Diese leider später unsichtbare Fläche bietet gute Möglichkeiten, um mit Handwerkzeug zu üben!
Das Ergebnis aller Arbeitsschritte ist später hoffentlich auch für die darüber streichende Hand spannend...
Die Oberflächen sollen möglichst "lebendig" sein und Charakter haben. Auch wenn diese Oberfläche später unsichtbar sein wird, gibt sie nach einigen Versuchen bereits den Eindruck sämtlicher Oberflächen wieder, die alle Pfosten und Balken, Pfetten und Rähme später prägen sollen. An dem feinen dunkleren Markstrahl wird sich später ein Längsriss entwickeln. Das bedeutet nicht, daß der Balken kaputt geht, im Gegenteil werden dadurch Spannungen abgebaut und der Balken verbessert sich sogar.
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Danke, daß ihr einen Kommentar hinterlassen möchtest! Wir haben inzwischen erfahren, daß ihr schon einige Kommentare geschickt habt. Irgendwie zeigt google sie uns aber nicht, so daß wir sie freistellen könnten. Das ist sehr schade. Wir versuchen, herauszufinden, woran es liegt!