Freitag, 24. Januar 2020

Das Chaos gebiert die Ordnung! Der Bausatz ist vollendet.

Holzspäne, haufenweise herumliegender Kram, Stapel von Stämmen, Dreck von den Reifen von Hoflader oder Teleskoplader, Schleifstaub und Kälte - DAS war die Welt für fast drei Monate für uns.
Nur im Geiste sahen wir, daß wir in für zufällige Besucher auf den ersten Blick chaotischen, und, wenn man die Besucherfrequenz insgesamt als Maßstab anlegt, offenbar schwer zumutbaren Verhältnissen die einzig wahre Ordnung schufen. Die Ordnung eines nun in (fast) allen Teilen vollständigen, durchnummerierten, und systematisch parat gelegten Bausatzes eines Gebäudes, das bisher lediglich in unserer Vorstellung existierte.

Wir sind am Ende einer ziemlichen Strecke angelangt. Es ist, als hätten wir uns für drei Monate stetig einen kalten und harschen Berg hinaufgekämpft, nur um jetzt von seinem Gipfel hinunter in ein grünes, sonnengeflutetes Tal hinabzublicken. Die Vorfreude, nun auch dort hinabzusteigen, ist unsere Vorfreude darauf, den Bausatz aufzubauen und das Gebäude werden zu sehen.


Das allerletzte "Dachdreieck" ist am letzten Tag der Arbeitswoche fertig geworden. Alle fünf sind nun vereint. Sie liegen genau so, wie sie liegen müssen, um für den Aufbau nacheinander aufgegriffen zu werden.

Kaum war das Gebilde draußen bei seinen Geschwistern, kam ein unbändiges Verlangen in uns auf, nun die Früchte unseres Kampfes gegen das Chaos zu ernten und Ordnung zu schaffen. Wundert euch nicht, wenn wir das nun auch in Bildern ausdrücken. Auch wenn sie sich für andere Menschen auf dieser Welt irgendwie vermutlich (zu) sehr ähneln, wir könnten noch hundert weitere Perspektiven dieser Ordnung aneinander reihen. Nun aber los, wir haben euch schließlich im letzten Post was versprochen. Wir halten Wort!

Die fünf "Dachdreiecke" des Dachstuhls











Die zwei Hinterstreben oder "Winkelhalbierende Stirnversätze" ;) nebst fünf der fünfzehn Pfosten, die dem Gebäude den Namen geben.





Die Köpfe der drei Trägerbalken, jeder fast 9 Meter lang!









 Die übrigen zehn Pfosten, hier nur die oben liegenden. Jeder passt nur auf eine Weise an genau eine Stelle. Überhaupt ist jedes Teil ganz individuell und exakt an genau die Stelle angepasst, für die es vorgesehen ist...




Und da sind sie tatsächlich! Heute frisch eingetroffen! Das Ergebnis der Arbeit eines anderen Teams, am anderen Ende unseres Landes, ganz im Süden. Drei Monate haben sie dort Eichenschindeln gespalten. Die längsten, die vermutlich je von ihnen verlangt wurden! 60 cm! Sie sind alle von Hand gespalten. Das braucht ungeheure Erfahrung, die nur noch bei diesen Traditionshandwerkern im Süden vorhanden ist. Die Bäume sind speziell dafür ausgesucht worden, denn so etwas geht nur mit ganz wenigen, perfekt gewachsenen Eichen.
























 Sie sind nicht nur wunderschön, sondern wahrlich riesig!




 Es sind ca. 2800 Schindeln von über 60 cm Länge, rund 400 Schindeln von 50 cm Länge, und noch einmal 400 Schindeln von 30 cm Länge.




Wenn man genau hinsieht, erkennt man schon das Vorbild für die späteren tönernen Pfannen.














 
 
Von unserem Tanzboden ist nichts mehr zu sehen; wir haben nun wortwörtlich "reinen Tisch" gemacht. An der Wand liegt nun die Aufgabe für die Schlechtwetterphasen der kommenden Wochen. Bei gutem Wetter bauen wir das Gebäude auf. Bei schlechtem aber schneiden, brechen, messern wir Dachlatten. Die Bohlen dafür liegen links an der Wand und ganz hinten in der Halle schon bereit. Die Schindeln sortieren wir dann nach der Art und Weise, wie sie zusammen passen.  

Es ist ein schönes Gefühl, an diesem Teil der Wegstrecke angekommen zu sein. Schade, daß hier in der Werkstatt bald wieder die Späne fliegen und vorübergehend neues Chaos entstehen muß. Aber wie hat der alte Nieswurz schon gesagt: "Das Chaos gebiert die Ordnung". Stimmt. Heute ist die Welt in Ordnung.





Aber nun kommt erst der richtig tolle Teil der Geschichte. Der Aufbau des Baus auf dem Gelände des Eisenzeithauses! Das Aufnageln der tausenden Schindeln, der Einbau der Lehmflechtwände, das Aufbringen des strahlend weißen Kalkputzes! Na klar, insgeheim sehen wir uns schon beim Richtfest auf dem Dach stehen, nach dem Segensspruch das Schlückchen einnehmen,...
...und wenn dann alle gegangen sind, zusammen dort in oder vor dem Häuschen sitzen und einfach zufrieden die Ruhe genießen. ABER ZUVOR MÜSSEN WIR NOCH HOLZNÄGEL MACHEN! Liegt also noch einiges vor uns, aber nun eigentlich nur noch Schönes.

Wir hoffen, ihr bleibt dabei. Nächste Woche gibt es Neues! Doch nun ist erst mal Wochenende. Genießt es so wie wir es genießen werden!


Samstag, 18. Januar 2020

Auf der Zielgeraden!


Die Produktion unserer fünf  "Dachdreiecke" schreitet munter voran. Bislang lief alles ohne Zwischenfälle. Kein Zapfen ist abgebrochen, kein Loch durch den Holznagel gesprengt worden. Nur ein einziges Mal hat es einen Holznagel beim Einhämmern zerlegt. Der bereits im Loch steckende Rest konnte dann aber ohne Probleme herausgebohrt werden. Der neue Holznagel trieb sich dann mit Macht ins Loch, ohne Schaden zu nehmen.

Die Verbindungen sind schön anzuschauen. Balken und Sparren so zusammenwachsen zu lassen, macht einfach Spaß! Auch wenn eigentlich niemand genau weiß, wie in der Eisenzeit solche Details ausgesehen haben, die Mittel, mit denen wir diese Verbindungen zuschneiden, sind denkbar primitiv und führen zu guten Ergebnissen. 

(Und so machen wir das: Zunächst wird das Zapfenloch in den Sparren gestemmt. Einfach im 90° Winkel zur Oberfläche, also nicht in dem schrägen Winkel, mit dem die Teile hier zusammentreffen. Ist das Loch gestemmt, wird der Balken im richtigen Winkel, hier 45°, an die Stelle angelegt, an die er angeschlossen werden soll. Dabei wird er genau am Urlot ausgerichtet, das für jeden Balken individuell an seiner vormaligen Schablone vermerkt ist. Dann reicht als Messinstrument ein dünner und gerader Streifen aus Holz oder Metall. Wir nehmen dafür ein stinknormales dünnes Sägeblatt, in das ein kleines Loch gebohrt wurde, das die gewünschte Länge des Zapfens markiert. Mit diesem Hilfsmittel als Abstandslehre zeichnen wir den Umriß des Sparrens an den Balken an. Der Rest der Arbeit ist: die geraden Linien vorschneiden, den Rest um den werdenden Zapfen herum mit dem Stemmeisen ausstemmen. Der Zapfen des Balkens wird im 45°-Winkel angefertigt. Dann folgt die erste "Anprobe". Wo es noch klemmt, muß nachgearbeitet werden. Man könnte das Zapfenloch mit Holzkohle einschwärzen, dann sähe man am Zapfen, wo er reibt, und wo etwas abgeraspelt werden könnte. Das war hier aber bisher nicht nötig, es ging auch ohne. Auch am Sparren selbst kann man noch etwas raspeln.)

Es dauert alles zwar seine Zeit, aber am Ende sind wir immer froh, wenn es so gut passt.






Nun fehlt nur noch das Loch für den Holznagel, der die Teile fest zusammenziehen wird.





Die kleinen und leichten Spezialbeile (hier: Swedish Carpenter's Axe) mit der geraden Schneide und ihrem Messerschliff haben sich nicht nur für das Anspitzen der Nägel bewährt.




Es sind pro Nagel nur drei gezielte Schläge nötig, um die asymmetrische Spitze wie hier im Bild zu machen. Das geht super schnell, wir brauchen fast exakt drei Sekunden dafür. Das ist nicht schlecht, wenn man bedenkt, wie viele Holznägel angespitzt werden müssen. Das grobe Vorspalten der Kanteln, das Durchhämmern durch unser ominöses Holznageldingsbums und das Anspitzen zusammengerechnet, schafft man einen Holznagel mit Übung in 30 bis 45 Sekunden! Jedenfalls mit unserer Methode.... ;). Klar, dazwischen liegt noch die Trockenzeit vor dem Ofen. Die Holznägel hier sind natürlich bereits vollständig getrocknet.

 


Zack! Da ist er nun drin, der Holznagel. Die Nägel lassen sich nur mit kräftigen Hammerschlägen komplett eintreiben, so stramm sitzen sie breits nach den ersten Zentimetern im Loch. Es darf auch gar nicht leicht gehen, denn dann wäre der Durchmesser zu klein und die Haltekraft zu gering. Zu schwer darf es aber auch nicht sein, denn wir wollen nicht, daß der Nagel das Holz spaltet! Wir haben echt Glück, daß unsere eigens angefertigten und inzwischen getrockneten Nägel in ihren Endmaßen genau richtig sind. Das anfängliche Übermaß von 2 Millimetern war offenbar goldrichtig.




Draußen vor unserer Werkstatt liegen nun Teil Nummer 3....




...sowie Nummer 1 und 2... (achtet mal auf die seltsamen Auskerbungen ganz vorn im Bild ungefähr in der Mitte des langen Schenkels jedes "Dreiecks", die Erklärung findet ihr nachher unten am Ende des Posts.)



...davor lagern nun die Reste vom Ausstemmen der Zapfen. Das wird gutes Anmachholz...




Und in der Werkstatt liegt das bereits fertige Teil Nummer 4, dazu bereit, ebenfalls nach draußen gebracht zu werden! Für jedes "Dreieck" brauchten wir ungefähr acht Stunden.
Im Hintergrund liegt der allerletzte Balken, und an der gegenüberliegenden Wand, nicht im Bild, liegen die zwei letzten Sparren. Nun ist Wochenende, und in der nächsten Woche machen wir das letzte "Dachdreieck" fertig. Das wird dann der zweite Giebel. Dann sind wir mit den Hauptteilen des Gebäudes fertig!
Irgendwie auch ein seltsames Gefühl.




Was kommt dann?

Abhängig davon, wie sich das Wetter entwickelt, werden wir in der übernächsten Woche bereits den Bauplatz vorbereiten: den Grundriß auspflocken, die Löcher für die Pfosten graben, Steine unten hinein (so wie auch im Original Baubefund) und so weiter.
In miesen Wetterphasen werden wir Latten und Holznägel anfertigen. So ist zumindest unser Plan.

Danach werden wir aufbauen. Besonders Christian freut sich unbändig darauf, endlich unter freiem Himmel zu arbeiten! Vielleicht ja sogar bei Sonnenschein!

In der nächsten Woche sehen wir uns hier zuvor aber noch einmal wieder, wenn alle Teile fertig sind. Dann machen wir hier sozusagen einen kleinen Abschluß dieser "Vorrunde" und zeigen euch den "Bausatz" mal komplett. Dann treffen wahrscheinlich auch die unzähligen Eichenholzschindeln hier ein. Das wird sicher ein gewaltiger Anblick! Bis dahin wünschen wir euch eine schöne Zeit!


Erklärung zu den "Auskerbungen":
Diese Aussparungen an den langen Schenkeln der "Dachdreiecke" sind die Auflager der jeweiligen Sparren auf der Fußpfette, die den oberen Wandabschluß bilden wird. Bei einigen Sparren ist diese Ausnehmung tief, bei anderen nur ganz klein, bei einem Sparren fehlt sie komplett. Woher wissen wir beim Anlegen dieser Einschnitte eigentlich, wie tief sie jeweils sein müssen, wenn doch diese Fußpfette bereits seit einiger Zeit auf dem Gummiwagen liegt? Die Antwort ist: durch das Urlot! Eine Schnur, die an der Seite der Pfette entlang gespannt war, gab unser Urlot. Und da die Pfette kein ganz gleichmäßiger und gerader Kantbalken ist, sondern hier und da Einbuchtungen, hier mal runde und da mal kantige Außengrenzen hat, lag dieses Urlot mal dicht an der Pfette an, mal paßten zwei oder drei Finger zwischen Holz und Schnur. Von der Position jedes Sparrens gibt es eine kleine Schablone, die diese Besonderheiten berücksichtigt. Wir müssen diese Besonderheiten nur jetzt bei diesen Einschnitten übertragen. Ob das in echt nachher tatsächlich so genau stimmt, und die Sparren an ihrem Bereich der Fußpfette sauber aufliegen werden, wird sich zeigen. Das wird noch sehr spannend!

Montag, 13. Januar 2020

Der Giebel, die Nagelprobe und die ganz große Liebe!

Es ist doch immer wieder befriedigend, wenn ein Bauteil komplett ist, vor allem, wenn man es endlich einmal final zusammenbauen darf und danach auch zusammengebaut lassen kann! 

Die erste Sparren/(Kehl-)balken-Einheit ist nun lückenlos zusammengebaut. 

Insgesamt müssen wir fünf dieser Dreiecke herstellen, bevor es an die restlichen Holznägel und die Latten geht.
Es gab viel zu experimentieren, denn dies war zugleich der Testlauf für die vier weiteren Teile dieser Art. Das dabei Gelernte können wir dann für die nächsten Male anwenden. Dadurch wird es auch etwas zügiger von der Hand gehen. Dennoch braucht das so seine Zeit, ratz-fatz zusammenkloppen ist nicht unsere Art und auch nicht ratsam, denn über 8 Meter Strecke müssen die Oberkanten der Sparren und die Unterseiten der Balken später exakt fluchten, damit das Schindeldach flächig plan wird und die Auflagen der Balken auf den Trägern und diese dann auf den Pfosten nicht ganz und gar verkorkst sind. Später beim Zusammenbau ist es zu spät für Korrekturen. Es muß alles sofort passen. Leider werden wir erst dann sehen, ob das auch alles so hinhaut, wie erhofft.





Für die ersten drei unserer Holznägel kommt zugleich die Feuertaufe (oder sagen wir besser Nageltaufe), denn wir bauen dieses Teil final zusammen, bauen es also nicht mehr auseinander. Und das machen wir natürlich dann auch richtig: mit Holznägeln.
Mit dem Zimmermannsbeil werden sie an drei Seiten angespitzt....





...und eingeschlagen.






Da liegt es nun und muß genau hier geduldig auf seine vier Freunde warten. 










Inzwischen sind die anfangs so scheue Minka und Christian ziemlich dicke Kumpels geworden. 




Man soll ja menschliche Gefühle nicht in Tiere hineininterpretieren... aber...




...was soll man dazu anderes sagen: das muß die ganz große Liebe sein...

...zum Dosenöffner. Grmpfl. 

Vielleicht hat das possierliche Tierchen auch nur entschieden, daß Christian nun seine Mama sein muß, und denkt, wenn es nur hartnäckig genug so gucke, wie es gerade guckt, wird er sicher irgendwas Leckeres für es auswürgen. Er würgt nicht. Auch Mamas können sehr hartnäckig sein.






So nehmen die Dinge in unserer Werkstatt nun also auch im neuen Jahr gemächlich ihren Lauf, und das zweite Teil ist sehr bald ebenfalls auf bestem Wege. Während wir so vor uns hin bauen, bemerken wir, wie es jeden Tag ein bisschen länger hell ist. Aber wir sind dennoch auf der Hut, denn wir wissen, daß uns noch eine Frostperiode ins Haus steht. Und wir sind hier in einer halb offenen und unbeheizten Halle. 




Wenn nichts groß dazwischen kommt, könnten wir während dieser Woche mit allen Sparren und Balken fertig werden. 

Das wär' was!

Denn dann hätten wir ein wichtiges Ziel erreicht. Denn dann gibt es so gut wie nix mehr, das im wahrsten Sinn des Wortes schief gehen kann. Latten und Holznägel sind ja doch ein Klacks, wenn auch zeitraubend. Aber dabei kann dann ruhig die Musik wieder auf volle Pulle gedreht werden! Und wenn es dann richtig kalt werden sollte, werden wir uns draußen einfach eine Feuertonne aufstellen. Feuerholz haben wir ja inzwischen genug.









Samstag, 11. Januar 2020

Alive and kickin'




Nachdem sich einige Leute bereits Sorgen um uns machen: Keine Angst, wir liegen weder faul in der Sonne des Südens, noch hängen wir tot über dem Zaun :).

Nein, es gibt uns noch! Und wir haben na klar auch weiter am Projekt gearbeitet. 

Gleich am ersten Tag nach Neujahr ging es weiter. Allerdings haben wir beschlossen, mit dem Posten hier noch zu warten, bis es wieder was wirklich Neues zu erzählen gibt, und Euch erst dann wieder zu behelligen, wenn ihr auch Zeit und Muße habt, das alles zu lesen, oder zumindest die Bilder in Ruhe zu betrachten. Und das ist am Wochenende viel eher der Fall.

Das neue Jahr bescherte uns zum "wieder Warmlaufen" gnädigerweise nur den Donnerstagnachmittag und den Freitag, denn dann war schon wieder Wochenende. Am Donnerstag sortierten wir die letzten geraden Stämme durch, um sie auf Freitag vorzubereiten. Denn für den Freitag konnten wir wir einen Termin bei der Säge ergattern. 
Wir müssen die Stämme nämlich zu Bohlen auftrennen, die wir später wiederum zu den Dachlatten auftrennen müssen. Ein Holzschindeldach braucht enorm viele Latten. Natürlich müßten wir sie eigentlich in alter Manier spalten und wieder spalten. Aber wir können uns keinen Ausschuß leisten und die Zeit drängt zu sehr. Daher sägen wir sie und arbeiten sie dann mit dem Beil von Hand ab.
   
Freitag ging es dann in aller Herrgottsfrühe los. 
Auch wenn es kaum zu glauben ist, aber wenn man nur mit so wenigen Händen ausgestattet ist, dauert so eine Sägerei fast einen Tag. Aufladen, zur Säge fahren, dort abladen, Stamm auf's Sägebett packen, Bohle absägen, aufladen, nächste Bohle absägen, aufladen, weitersägen, aufladen, nächsten Stamm auf's Sägebett wuchten, alles noch mal genauso machen, am Ende die erste Rutsche zurück zum Hof fahren, neue Stämme aufladen, zur Säge fahren, abladen, einen Stamm auf das Sägebett legen, eine Bohle absägen, aufladen, nächste Bohle absägen und .. ihr wisst schon.
Am Schluß die letzten wieder zurück zum Hof fahren, hier alles sauber stapeln, das ist genauso zäh, wie es sich hier liest. Die Trumme haben richtig Gewicht! 7 Zentimeter stark und zwischen 2,30m und 2,70m lang sind sie bei rund 20 cm Breite. Bodybuilding.

Das mit dem Warmlaufen hat also voll und ganz geklappt.






Dann kommt die erste volle Arbeitswoche im neuen Jahr, nachdem sich am Wochenende der Muskelkater erst so richtig entwickeln konnte..

Aber diese Woche beginnt mit einem herrlichen Anblick!
Wenn man zurückschaut, wie das hier vor ein paar Wochen noch ausgesehen hat... Ganz schön leer geworden. Erinnerungen an den Tag der großen Holzlieferung werden wach. Und an das Gefühl, das wir beide dabei hatten. Es kam uns (fast wäre das Wort "damals" hier angebracht) so vor, als schafften wir das nie im Leben. Aber nun zeigt uns dieser Anblick, daß wir das Fleiß- und Schweißstück geschafft haben.


 




Ein paar lange Stämme liegen hier noch vorn im Bild. Sie sind leider in der gesamten Länge aufgesprungen. Wir werden sie zu Spaltbohlen verarbeiten. Die packen wir dann im fertigen Gebäude zunächst "auf den Balken", wonach sie später unten vielleicht als Trennwände eingebaut werden könnten. Wir lassen nichts verkommmen. Nachhaltigkeit ist hier Maxime.







Nach der Pause wieder genau da einzusteigen, wo wir aufgehört haben, ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Alles lag noch genauso rum, wie wir es liegen gelassen haben, und wir können den Plastikhammer einfach wieder in die Hand nehmen. Ihr erinnert euch sicher, es waren ja noch jede Menge Pfosten an die langen Träger anzubauen. Nicht nur lag alles noch genau so rum, es ist sogar noch was dazu gekommen. Blätter, die der Wind durch den Spalt unter dem Schiebetor hindurch geweht hatte. Irgendwie schon so etwas wie Fremddreck.






Sobald ein Pfosten fertig ist, sein Zapfen herausgebeitelt und eingepasst, bringen wir ihn direkt auf den Gummiwagen, mit dem am Ende alles zum Bauplatz gekarrt wird. 

Auf diese Weise wird die Halle nach und nach wieder frei für den nächsten Schritt. 

Auf den nächsten paar Bildern seht ihr den Ablauf einigermaßen.

Von der mittleren Baugruppe müssen nur noch drei Pfosten eingepasst und die Löcher gebohrt werden. Von der vordersten leider noch ALLE.






So denn. Die letzten drei Pfosten dieses Teils passen perfekt, die Löcher für die Holznägel sind gebohrt, nichts vergessen zu beschriften. Das hier kann jetzt eigentlich alles raus auf den Gummiwagen. 

Das Ding heißt so, weil die Reifen aus Gummi sind. Kein Witz! Denn zur Zeit seiner Einführung in unserem Land war das eine sensationelle Neuerung nach mehr als zwei Jahrtausenden Eisenbereifung auf Holzrädern. Die Neuerung ist zwar inzwischen auch schon hundert Jahre alt, aber das Gerät heißt immer noch so. Zumindest hier bei uns auf dem Land. Es ist eines jener Phänomene auf dem Land, daß hier jeder diesen Namen selbstverständlich benutzt. Es ist doch klar, was für ein Gefährt damit gemeint ist.






Das gleiche Spiel geschieht natürlich dann am nächsten Tag auch mit der vordersten und letzten Baugruppe dieser Art. Das ist die, durch die man nachher in das Gebäude hineingehen kann, die offene Langseite sozusagen. Hier müssen alle fünf Pfosten noch angearbeitet werden.








Und hier ist nun der Gummiwagen! Zu unterst liegen nun die beiden langen Träger, die wir schon auseinanderbauen und verstauen konnten, dazu bereits acht Pfosten.






Alle Teile sind beschriftet und markiert, damit wir das Ganze nachher auch wieder richtig zusammen bekommen...






Aber ah, kommt da nicht...








..ja tatsächlich...das Essen! "Frühstück!", schallt es von Weitem.
  





Wir machen jetzt erstmal Frühstück, womit nicht das Zubereiten des Frühstücks, sondern die Aktivität des Essens und Kaffee Trinkens gemeint ist. Man "macht" ja schließlich auch Mittag, und nicht Mittagessen. Logisch, oder? Torben hat zum Glück gleich unser beider Frühstücksgerödel dabei... Ja, wir achten beide fürsorglich gegenseitig darauf, daß wir nicht vom Fleisch fallen, wie man so sagt. 


Wir arbeiten danach wie am Fließband: Serienfertigung von Einzelanfertigungen quasi, Zapfen für Zapfen. Die Klöpfelschläge sind wie Musik.. Trotzdem nehmen wir die Masken dabei nicht ab, weil wir immer wieder zwischendurch Staub produziert müssen. Und dann wird es leider laut. 










Denn wir haben ja bei allem etwas die "Zeit im Nacken sitzen". Daher stechen wir zügig, und dann werden die Oberflächen mit der Schleifscheibe geglättet und alle Huckel entfernt, die das Zusammenpassen stören könnten.







Und das macht jede Menge Staub! Und Krach!







15 Pfosten waren es, die dem Gebäude den Namen gaben und dies hier ist nun der Pfosten Nummer 15! Er wird vorne links als Eckpfosten zu sehen sein. 
Damit kann jetzt alles raus und wir sind mit dem Unterbau endlich fertig und können das Dach beginnen...






Also raus damit... ist schon wieder dunkel draußen.







...und rauf auf den Gummiwagen. In der Halle liegen nun nur noch die fünf Balken, alle Sparren, die Streben und sonst nichts mehr. 








Am Abend schaffen wir dennoch tatsächlich, die Halle noch für die nächsten Taten vorzubereiten.






Nein, ein Tanzboden wird das nicht. Obwohl die Idee eigentlich...

 Da wir beide aber zu den eisenharten Männern zählen, die nicht mal dann tanzen, wenn vorm Saloon auf ihre Füße geschossen wird, muß das Gebrettere hier einen anderen Sinn haben. 






Licht aus für heute. 


Originalfoto vom Licht aus.. (Torben hat nämlich genau in dem Moment auf den Schalter gedrückt, in dem Christian den Auslöser betätigte)


Neuer Tag - Der Sinn der Tanzdiele


Seht ihr auf der folgenden Zeichnung die lange diagonale Linie so ziemlich in der Mitte? Sie läuft links schräg nach unten aus dem skizzierten Gebäudequerschnitt raus, um dann im rechten Winkel schräg nach oben links im Bild abzuknicken. Alles, was oberhalb dieser diagonalen Linie gezeichnet ist, werden wir nun auf unseren "Tanzboden" übertragen. Im Maßstab 1:1. Und dann alle Teile dieser Baugruppe exakt so zusammenbauen. Der "Tanzboden" ist ein Reißboden, hier "reißen" wir alle Bauteile zeichnerisch an, mit allen Winkeln und in Originalgröße. Weil wir für die geraden Linien eine mit schwarzem Pulver präparierte Schnur benutzen werden (die Schlagschnur), weil man damit schnell exakte Geraden über große Strecken zeichnen kann, nennt man sowas auch Schnürboden. Es ist eine uralte Technik, um übergroße Bauteile aufzuzeichnen. Mit einer simplen Schnur steht einem die komplette Zirkel-Und-Lineal-Geometrie zur Verfügung.






Und so geht das:






Paff! Die erste Linie ist gezeichnet.







Diese Linie steht für die Postition des langen Sparrens.






Paff! Die zweite Linie. Sie ist eine Hilfslinie. Es ist genau jene Diagonale, die eben genannt wurde.






Paff! Paff! Paff! Doppelpaff! Die Position des Balkens, den wir von nun an "Kehlbalken" nennen, weil er gewissermaßen unter anderem diese Aufgabe erfüllt, und die Postition des kurzen Sparrens sowie die Zentrierlinie sind fertig.









Wenn man genau guckt, kann man erkennen, wo auf der Zeichnung der Zollstock liegen würde.









An diese Postitionslinien rücken wir nun nach und nach provisorisch die Teile, die zum Dach werden sollen.










Die Kanthölzer dienen als Befestigungsmöglichkeit, damit sich nix mehr verschieben kann, wenn die Verbindungen geschnitten werden.






 Ihr guckt jetzt quasi von der kurzen Wand nach oben zum First hinauf und seht einen kurzen und einen langen Sparren.






Diesmal wird das alles viel komplizierter als bei den Pfosten, da ja jeder Balken genau zwischen seine beiden Sparren eingepasst werden muß. Bei den Pfosten konnten wir immer nacharbeiten und nacharbeiten, bis er perfekt passte. Er wurde halt jedesmal ein bißchen kürzer, aber da ohnehin großzügig geplant wurde, was die Tiefe betrifft, in die er eingegraben werden würde, gab es da "Luft" genug. 

Bei diesen Teilen hier geht das so leider nicht mehr. Wenn ein Balken nicht gut passt, muß er entweder so drin bleiben, wie er eben drin ist, oder wir müssen einen komplett neuen Balken anfertigen. Was aber ja auch nicht mehr geht, weil ja jeder Balken seine individuellen Ausnehmungen hat, mit denen er nur an jeweils genau einer Stelle beider Längsträger passt. Und diese Längsträger sind bereits auf dem Gummiwagen. 

Wenn alles also ganz dumm läuft, müßten wir theoretisch das hier alles wieder abbauen, den Schnürboden rausschmeißen, die beiden Längsträger wieder hinein bringen, wieder genau in der richtigen Position aufbocken, einen Ersatzbalken schälen, kantig machen, auf die Träger auflegen und seine individuell passenden Ausnehmungen ausarbeiten, dann alles bis auf den neuen Balken wieder raus, das ganze Tanzbodengedöns wieder reinschaffen, aufbauen und hoffen, daß es diesmal besser läuft. Au weia.








Das ist der First an einem der späteren Giebel. Aus dieser Perspektive wird man ihn nach dem Aufbau des Schuppens allerdings erst dann wieder sehen, wenn eines fernen Tages die Hütte wieder auseinandergebaut oder abgerissen werden muß. Vielleicht so in 100 Jahren. Toi toi toi und auf Holz klopf!






Das Selbe von der Seite...





Und so wird man es von unten sehen. Sieht gut aus, nicht? Es wird so aussehen, als ob wir einfach einen der Sparren rund ausgekehlt hätten, um den anderen dort aufzulegen und ihn dann mit einem Holznagel festzumachen. Aber es verbirgt sich natürlich eine echte Verblattung dahinter.





Nun kommt der erste Balken! Hier seht ihr, was mit den individuellen Ausnehmungen gemeint war. Es sind diese komischen Auskerbungen auf der uns im Bild zugewandten Seite des Balkens. Sie passen tatsächlich nur an eine Stelle der Längsträger. 








Jetzt wird es tricky. Wir haben zwar Schablonen von den Balken gemacht, diese aber ja nach dem ersten Anzeichnen der einen Seite für das Anzeichnen der zweiten Seite angepasst. Aber welche Seite des Balkens bildet sie nun ab, vorne oder hinten? Au weia. Auf dem Papier kann man Farben verwenden, wie Rot für links und Blau für rechts. Am Holz kann man einfach "links" oder "rechts" dranschreiben. Da muß man aber auch dran denken :)







Manchmal gibt es so Momente...










Die Verzapfung des Balkens wird aber auf Anhieb ein echter Hingucker! 









Der zweite Zapfen auch..









So! Das eine Ende ist an den Sparren angeschlossen. Hier muß alles stramm sitzen, denn das hier ist die vordere Kante des Daches, die ja eine Schleppe ist, also nicht auf einer Wand aufliegt. 






Wir können euch versichern, das andere Ende passt auch. Ob aber alle drei Teile dieses Dreiecks dann im Lot sind, und auch alle Maße millimetergenau stimmen, daß erfahren wir, und auch ihr erst in der nächsten Woche, denn nun ist erstmal WOCHENENDE!





Einen haben wir noch...


Wir schulden euch noch den Ausgang der Holznagel-Geschichte:



Wir haben ja vor drei Wochen rund 30 Holznägel mit nach Hause genommen. Torben hat sie bei sich im fußbodenbeheizten Wohnzimmer gelagert und Christian bei sich unter dem Holzherd in der Küche. 
Jeder hat zu Beginn einen seiner Holznägel gewogen.

Christians Test-Holznagel wog nach dem Spalten 279 Gramm und hatte einen Durchmesser von 32 mm (denn so haben wir das ominöse Nageldingsbums bemessen). Die gebohrten Löcher sind 30 mm im Durchmesser, d. h. so wäre der Holznagel 2 mm zu dick.



Vor rund drei Wochen.


Drei Wochen später, nach Lagerung direkt am Ofen wiegt Christians Test-Nagel nur noch 219,9 Gramm. Beim Einbau wird er auf jeden Fall weniger als 219 g wiegen. Und sein Durchmesser ist geschrumpft auf rund 30 mm. Passt also genau!



Aktuell


Nun kommt etwas simple Mathematik (keine Angst, Christian hat's hingekriegt, dann könnt ihr das erst recht.):

Ein Kubikmeter (m³) heimische Eiche wiegt bei 12 - 15% Holzfeuchte 770 Kg.
Der Test-Holznagel von den Bildern ist ein Zylinder von 40 cm Länge und 3 cm Durchmesser. Mit der Formel für die Berechnung von Volumina bei Zylindern kommt man nun weiter: 

V=πr²h (Volumen gleich Pi mal Radius zum Quadrat mal Höhe). 

Unser Holznagel hier hat demnach nun also ziemlich genau 282,74 Kubikzentimeter (cm³).

Nun wird gerechnet:

770000 ( so viele Gramm stecken in 770 Kilogramm) : 1000000 (so viele Kubikzentimeter stecken in einem Kubikmeter) = 0,77 

...also wiegt ein Kubikzentimeter (cm³) gut trockene Eiche mit 12 bis 15 % Holzfeuchte 0,77 g.

Mit der nächsten Rechnung können wir nun leicht herausfinden, wie trocken unser Holznägelchen nun ist, und das ganz ohne Messgerät:

282,74  (Volumen unseres Holznagels in cm³) : 219,9 (Gewicht unseres Holznagels in g) = 0,777g

Volltreffer!

Trocken genug ist er nun also, aber schrumpft er noch weiter, wird er zu dünn für unsere Bohrungen! 

Der Schwindsatz bei Eiche ist 0,4% in der Länge und radial (für uns interessant) 4,5 - 4,67%.

Bei 32 mm Anfangsdurchmesser wären das also theoretisch 1,44 mm bis 1,49 mm. Also besteht Hoffnung, daß er nicht unter 30 mm schrumpfen wird. 


Damit ist das Ziel erreicht, innerhalb kurzer Zeit Holznägel aus dem gleichen frischen Holz zu machen, aus dem wir das Gebäude bauen. 

Es ist heute noch Vorschrift, daß beim Verbauen frischen Holzes getrocknete Holznägel verwendet werden müssen, damit sie bei Aufnahme von Feuchtigkeit im eingeschlagenen Zustand etwas quellen und damit stramm im Loch sitzen. Unser Experiment zeigt uns, daß die Erbauer von Holzhäusern nicht auf bereits jahrelang abgelagerte Holznägel zurückgreifen mußten, um sichere Holzverbindungen zu machen. Sie mußten nur direkt nach dem Fällen der benötigten Bäume mit der Holznagelproduktion beginnen, damit sie Zeit haben, zu trocknen. Ach ja, und ein warmer Platz in der Nähe des Herdfeuers war sicher hilfreich.

Ein tolles Experiment!

Aber nun ist echt Wochenende. Bis nächste Woche!